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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Schultze-Naumburg, Paul: Deutsche Kunstkritiker, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0227

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X. Mghrggng. Geft 12.

iA. März 1895.


,Die Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag geheftet. Bezugspreis im
Buchhandel oder durch die Post (Reichspostverzeichnis Nr. 3883, daher. Verzeichnis Nr. 441, k. u. k. österr. Zeitungsliste M. 1851) 3 M. 60 Pf. für das Vierteljahr

(6 Hefte); das einzelne Heft 75 Pf.

Deutsche Kunstkritiker.

von Paul Schulhe-Naumburg.

(Echlutz aus Hest 11.) Nachdruck verboten.

^lsuch Perfall gehört seinem Credo nach dieser Gruppe an. Karl Freiherr
von Perfall wurde am 24. März 1851 zu Landsberg a. L. geboren. Schon
während seiner juristischen Studien beschäftigte er sich mit Kunstgeschichte und moderner
Kunst. Nach längerem Aufenthalt im Anslande, der insbesondere der Ausbildung auf
dem Gebiete der Kunst galt, wurde er durch seine Stellung als Redakteur der „Düssel-
dorfer Zeitung" der Kunstkritik zugeführt. Seine diesbezüglichen Aufsätze in diesem
Blatt gaben die Veranlassung zu seiner Berufung an die „Kölnische Zeitung", in derem
Aufträge er alle Jahre die größeren Kunstausstellungen bereist. — Für seinen großen
Leserkreis, der ja zum größten Teil mit der Kunst nicht per Du steht, ist er wie ge-
schaffen. Ganz sachte, ohne daß sie es merken, bringt er sie auf die richtige Fährte; sie
K-rrl von Perfall. werden nicht erschreckt durch Pietät- und sinnloses Angreifen jener Meister, die das
Unglück hatten, alt zu werden, vor der Zeit alt zu werden; und obgleich ein Streiter
für die Modernen, hat er nie unbedingtes Anerkennen alles Neuen zum rücksichtslosen Prinzip erhoben. Aber
überallhin folgt er dem Neuen willig. „Diese die ganze Welt durchziehende träumerische Suche nach einem
neuen Ideal" sagte er einmal. Stets hat er dabei die Führerschaft Münchens in Deutschland anerkannt und
mehr als einmal darauf hingewiesen. — Dadurch, daß er allein das ganze Gebiet der Kunst in seiner Zeitung
redigiert, vermag er es, seinen Lesern ein geschlossenes Gesamtbild zu geben, im Gegensatz zu Blättern, die sich
von verschiedenen Korrespondenten berichten lassen. Und man muß Perfalls Art, auf dem Raum, der politischen
Zeitungen für Kunst bleibt, in kurzen Zügen ein ungetrübtes, anschauliches Bild zu entwerfen, bei dem der
Leser stets auf dem laufenden bleibt, eine mustergültige nennen.

Eine der erfreulichsten, liebenswürdigsten Gestalten, die die Journalistik der letzten drei Jahrzehnte auf-
zuweisen hat, ist Ludwig Pietsch. Der letzten drei Jahrzehnte, denn die schriftstellerische Thätigkeit des noch
jngendfrischen Siebzigers beginnt erst mit seinem reifen Mannesalter. — Es giebt nicht viel Autobiographien,
die mit soviel Anmut von ihrem Leben erzählen, wie Ludwig Pietsch in seinem Buch „Wie ich Schriftsteller
wurde". Allerdings beweist er darin mehr sein prächtiges Erzählertalent als seine
Urteilskraft, wie bei ihm überhaupt der Erzähler den Kritiker bedeutend überragt.

Selten sind seine Kritiken scharf zeichnende Beleuchtungen von einem bestimmten Gesichts-
punkte aus, sondern mehr Plaudereien, bei denen man fühlt, daß es dem warmherzigen
Autor wehe thut, über irgend einen Menschen ohne zwingenden Grund etwas Schlimmes
zu sagen. — Ludwig Pietsch wurde am ersten Weihnachtsfeiertage 1824 zu Danzig
geboren. Mit 17 Jahren bezog er die Berliner Akademie; daß er indes dort seine
Ausbildung nicht fand, ist für jeden, der die damaligen Kunstzustände aus intimen
Schilderungen kennt, leicht ersichtlich. Etwas märchenhaft klingt heute die Thatsache,
daß damals die erste staatliche Kunstanstalt noch keine — Malklasse hatte. So ist denn
Pietsch auch kaum Maler im eigentlichen Sinne gewesen, sondern wandte sich früh der
Illustration zu, umsomehr, da er früh gezwungen war, sich selbst sein Brot zu suchen. Ludwig Pietsch.

Die Aunst für Alle X.

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