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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Fuchs, Georg: Richard Wagner und die moderne Malerei, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0148

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X. Jahrgang. Geft 8

15. Januar 1895.

GerauFgegeben von Friedrich Pecht ^

„Die Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilberbeilagen in Umschlag geheftet. Bezugspreis im
Buchhandel oder durch die Post (Reichspostverzeichnis Nr. S883, daher. Verzeichnis Nr. 4S8, k. u. I. österr. Zeitungsliste skr. 185t) 3 M. SO Ps. für das Merteljahr

(k Hefte); das einzelne Heft 7S Pf.

Ktchard LVagner und die moderne Malerei.

Von

Georg Luchs.

(Schluß aus dem vorigen Heft.)



^er „Tannhäuser" bezeichnet den Abschluß der
romantischen, unfreien Periode Wagners: zwei
Lieblingsstoffe der Romantiker hatten in dem Werke
zugleich unter Anwendung höchster Kunstmittel ihre
Ausgestaltung erfahren ohne individuelle Umdeutung,
ohne aufzuhören, Textbuch, Stoff, Handlung zu sein.
Es war in Musik gesetzte Mitteilung, Sage, wie die
Kartons eines Cornelius, wie die Historien Pilotys.
Von musikalischem Stil konnte nicht die Rede sein,
denn die Tradition von Mozart war durch Beethoven
zerbrochen, eine Titane war in den seligen Kreis der
olympischen Musen eingebrochen. Würde Wagner in
der Art des Tannhäusers weitergeschaffen haben, so
würde er der vornehmste Vertreter der romantischen
Oper geworden sein, und seine Stellung würde er in
der Geschichte neben Delacroix finden. Allein er schuf
den „Lohengrin". Scheinbar war auch dieses glück-
liche Werk eine „romantische Oper", in der That war
es von seinem Schöpfer ursprünglich als solche ge-
dacht, in Wahrheit und seinem Wesen nach war es
jedoch etwas ganz anderes. Hier war das erste große
deutsche Kunstwerk seit Goethes „Faust" geboren,
welches wenigstens in seinen Grnndzügen frei war
von der historischen Sentimentalität seiner Epoche, und
welches den „Stoff" auflöste. Unmöglich konnte sich
Wagner sofort ganz freimachen, zumal er sich theoretisch
gar nicht über seine veränderte Stellung klar war. So
fanden jene Massenszenen im Stil Schnorrscher Ritter-
bilder Aufnahme, welche zwar auch heute noch dem
großen Publikum am meisten imponieren, die jedoch
dem ästhetisch Empfindenden das Urteil Hanslicks in
beschränktem Sinne gerechtfertigt erscheinen lassen,
welcher gerade im Hinblick auf den „Lohengrin" von
Wagner sagte: „man kann ihn im höheren Sinne ein
dekoratives Genie nennen". Auch im „Ring des Nibelungen" finden sich mehrere Perioden, in denen sich
das Erlahmen der freien Schöpferkraft Wagners dadurch anzeigt, daß er auf das Niveau der romantischen Effekte

Etruskerin. Von A. Bottinelli.

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