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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Schultze-Naumburg, Paul: Deutsche Kunstkritiker
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Schulze, Otto: Bilder und Rahmen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0213

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ISS Deutsche Anustkritiker. Don Paul Schnltze-Nanmbnrg. — Bilder »ud Rahmen. Don Btto Schulze.

würdigen Platz anbietet. Gerade für München wäre das ein unersetzlicher Verlust. — Muther ist ein Schüler
Springers. Seit 1883 Privatdozent in München, gab er viele wertvolle historische Arbeiten heraus, bis sein
ausgedehnter Verkehr mit Münchener Künstlern sein Interesse auf die moderne Kunst lenkte. Er schrieb in die
verschiedensten Blätter Ausstellnngsberichte; doch am meisten glaubte er der modernen Kunst durch eine geschicht-
liche Darstellung nützen zu können, worauf ihn auch seine ganze historische Schulung hinwies. Aus diesem
Bestreben entstand dann seine „Geschichte der modernen Malerei". Wie dieses Werk beschaffen und welchen
Erfolg es hatte, darf wohl als bekannt vorausgesetzt werden.

Ostini reiht sich den Vorgenannten an. Ein gut Stück am Eindringen des Ver-
ständnisses für moderne Kunst ist sein Verdienst, besonders da seine Stellung — er
redigiert das Kunst-Feuilleton der „Münchener Neuesten Nachrichten" — ihm Gelegen-
heit genug dazu giebt. Fritz Freiherr von Ostini wurde 1861 in München ge-
boren, bezog nach absolviertem Gymnasium und kurzem Universitätsstudium die Münchener
Akademie, ging jedoch bald mehr und mehr zum schriftstellerischen Berufe über. Die
grundsätzlichen Anschauungen, die er vertritt, sind im wesentlichen keine anderen als die
der Vorgenannten. Er war dabei, als die Historie zu Grabe getragen wurde, er
negierte das Anekdotische im Bilde, er schwieg schon lange resigniert, wenn das Entzücken
in den Sälen Italiens und Spaniens aufs höchste stieg. Er erkannte Liebermanns
Mission, er hatte den Mut, zu bekennen, für ihn seien die Secessionisten kein zu-
sammengelanfenes Häuflein von unzufriedenen Elementen und Gigerln.

(Der Schluß im nächsten Hefte.)

Bilder und Prahmen.

Don Gtt» Schulze, Köln.

(Fortsetzung aus dem vorigen Hefte.) N°-i>druck verboten.

er Rahmenfarbe würde nun die Form und sonstige
Ausstattung zu folgen haben. Das Material selbst
spielt dabei keine wesentliche Rolle, als zu Rahmen wohl
meistens Holzmasse, Oarton-pierre und dergleichen Ver-
wendung finden dürfte, des geringeren Gewichtes wegen.
Bronze- und Edelmetallrahmen sind mehr für kleinere
und dann zu stellende Bilder bestimmt, als geeigneter
Schmuck auf Schreibtischen, Ziertischen und Zierschränken.

Die Form des Rahmens darf nie willkürliche Linien
annehmen, sie bildet sich von Innen nach Außen, sie
hat sich den Bildgrenzen anzupassen. Es erscheint dies
ziemlich einleuchtend, noch zumal wenn man an die neuere
Leisten- und Rahmenfabrikation denkt, die uns von den
einfachsten bis zu den reichsten Mustern mit Bilderein-
fassungen versorgt. Der aus Leisten auf Gehrung (in
einem bestimmten Winkel zweier Leisten zu einander)
geschnittene Rahmen hat wohl die weiteste Verbreitung
gefunden. Seine Anfertigung nach Maß für jede be-
liebige eckige Bildfläche ist äußerst einfach. Die Leisten-
fabrikation steht auch auf einer so hohen Stufe, bietet
eine solche Fülle der herrlichsten und strengsten ver-
zierten und unverzierten architektonischen Gliederungen
in den Querschnitten der Leisten, in allen nur denkbaren
Holzarten und Imitationen, in Gold- und Metalleisten,
Eichen und Schwarz mit Metalleinlagen, daß ein Rahmen
aus solchen Leisten selbst verwöhnten Ansprüchen ge-
nügen dürfte. Daß hierbei auch noch für „echte", aus
Holz geschnitzte nnd gut vergoldete oder brünierte Rahmen
Geld ausgegeben wird, ist ein recht erfreuliches Zeichen,
denn die aus Masse oder Larton-pierre hergestellten und
mit Metallfolien belegten sogenannten Barockrahmen
haben hierdurch die besten mustergültigen Vorbilder er-
halten. Die letzten großen Kunstausstellungen hatten

neben vielem abgeschmacktem Rahmzeug doch auch manche
schöne Kompositionsrahmen aufzuweisen, die den Bildern
zuliebe gefertigt waren. Dieses Vorgehen sollte noch
viel mehr beherzigt werden; es sollten mehr Rahmen zu
Bildern gefertigt, als Bilder zu Rahmen gemalt werden.

Eine rechteckige Bildfläche verlangt in den Haupt-
linien einen ebenso gestalteten Rahmen. Ein Betonen
der Höhen- und Längsrichtung ist nicht gerade notwendig,
da das Bild selbst das oben und unten ausdrückt, der
Rahmen aber auch keine andre Aufgabe zu erfüllen hat,
als die, das Bild zu umspannen, zu fassen. In diesem
Sinne bleiben uns die meisten der italienischen Rahmen
aus Nußholz geschnitzt mit spärlicher Vergoldung, aus
dem Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts
stammend, durch die Richtungslosigkeit der Rahmenseiten
für alle Zeiten mustergültig. Sie haben, mit Ausnahme
jener strengen architektonischen Aufbauten für Altarauf-
sätze und Tabernakel, durchweg zentrale Richtung in den
einzelnen Gliedern, d. h. alle vier Rahmenseiten zeigen
kein Oben, Unten, keine aufsteigende Linie oder Ornament
in den beiden vertikalen (senkrechten) Seitenleisten, keine
horizontale (wagrechte) Ornameutführung für die obere
und untere Leiste; alle die Einzelheiten der Stäbe haben
die zentrale Richtung, sie weisen auf das Bild hin. Und
in ganz vernünftiger Lösung dieses eigentlichen Um-
spannens, der Hauptbestimmung des Rahmens, zeigen
die einzelnen Glieder (Profile) Kymatien (Blattwellen),
Zahnfriese, Eierstäbe, Flechtbänder, Perlschnüre, Mäander-
züge und ähnliche Verzierungen. Aufsteigende (kandelaber-
artige) Ornamente in den Seitenleisten und ausgesprochen
liegende Ornamente in der oberen und unteren Leiste
würden den Rahmen mehr zu einem architektonischen ge-
stalten. Erst die spätere Zeit, von der Mitte des
 
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