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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Reber, Franz von: Friedrich Pecht: zu seinem 80. Geburtstage, 2. Oktober 1894
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0012

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Friedrich Wecht.

Zu seinem 80. Geburtstage, 2. Oktober 1894.
von F. v. Reber.

Nachdruck verboten.

2. Oktober dieses Jahres vollenden sich 80 Jahre,
seit der als Maler und in noch weiteren Kreisen als
Kunstschriftsteller bekannte Herausgeber dieser Zeitschrift in
der alten Stadt Konstanz am Bodensee das Licht der Welt
erblickte. Wenn wir ihm in dankbarer Anerkennung seines
Wirkens einige Zeilen als einen Rückblick auf sein reiches
bisheriges Leben widmen, so kann das nicht übler Vor-
bedeutung sein, denn wie die achtzig Jahre noch keinen Still-
stand seines regen Schaffens bedingen, so läßt auch die seltene
Thätigkeit und Beweglichkeit des Jubilars noch weniger einen
baldigen Abschluß seines körperlich wie geistig kerngesunden
Erdenwallens besorgen. Wir glauben aber ein in derartiger
Erfreulichkeit fast beispielloses Jubiläum nicht passender feiern
zu können, als durch ein Freundeswort in jenen Blättern,
welchen er seit nunmehr neun Jahren den größten Teil seiner
Thätigkeit gewidmet hat.

Friedrich Pecht wurde als der Sohn eines Lithographen
und Besitzers eines ansehnlichen Steindruck-Geschäfts schon
in Kunst und Kunsttechnik hineingeboren. Konstanz bot
übrigens den früherwachten künstlerischen Neigungen des
Jungen auch außerdem reichliche Nahrung und zwar, abge-
sehen von den alten Bauten der Stadt, insbesondere durch
die Wessenbergsche Kunstsammlung. In seinem Bildungsgang
meist Autodidakt, hatte er die Schule überhaupt nur in seinem
fünften und sechsten Jahre besucht, allein Talent und Eifer,
wie die nachmals durch Schliemann berühmt gewordene Methode des Lernens durch Lektüre und Sprachübung
statt durch Grammatik und Syntax ließ ihn frühzeitig dazu gelangen, sich nicht bloß große Gewandtheit im
deutschen Ausdruck, sondern auch erfreuliche Kenntnisse von Latein und Griechisch, Französisch, Italienisch und
Englisch anzueignen. In Bezug auf Kunst aber begnügte er sich nicht mit dem Eintritt in das Atelier seines
Vaters, wo er nur von seinem zehnten bis zwölften Jahre ausschließlich beschäftigt war, sondern von vorne-
herein keinen anderen Gedanken hegend, als Künstler zu werden, widmete er sich neben sonstigen Bildungs-
studien vornehmlich dem Zeichnen. Erst 1833 zog ihn der Wunsch nach systematischer Ausbildung nach München,
wo er jedoch an der Akademie das nicht zu finden glaubte, was ihm als Ziel vorschwebte, weshalb er auch
nur ein paar Monate in dieser Lehranstalt verblieb. Er zog es vor, als Volontär bei dem Lithographen
Hanfstängl einzutreten, welcher ihn auch bald in dem Grade schätzte, daß er, 1835 zur lithographischen
Herausgabe der Dresdener Galerie nach der Elbestadt übergesiedelt, ihn ebenfalls dorthin zog. Die eifrige
Mitarbeit an der trefflichen Publikation hinderte ihn jedoch nicht, nebenher noch eine Anzahl von Porträts
zu zeichnen, welche ihrerseits die Aufmerksamkeit auch fernerer Kreise auf den jungen Künstler lenkten.
So berief ihn, als 1837 Dahlmann, einer der berühmten Göttinger Sieben, nach Leipzig kam, ein dortiger
Buchhändler von Dresden ab, um das Bildnis jenes Patrioten zu zeichnen und zu lithographieren, was ihm
weiterhin eine Unmasse von Porträtbestellungen zuzog, die ihn anderthalb Jahre an Leipzig fesselten.

Es war schon damals, daß die anregende Vielseitigkeit und das geistreiche Konversationstalent Pechts
ihm die Kreise, in welche ihn seine Kunst vorübergehend eingeführt hatte,, dauernd erschloß. Namentlich
befreundete er sich mit einer Anzahl Schriftsteller, worunter in jener Zeit H- Laube, Kühne und K. Biedermann
hervorragten. Diese Beziehungen aber festigten und erweiterten sich, als er im Herbst 1839 mit den Leipziger
Ersparnissen nach Paris übersiedelte, um im Atelier Delaroche der Malerei obzuliegen. Denn fast gleichzeitig
mit ihm war auch Laube in der Seinestadt eingetroffen, und dieser führte ihm Richard Wagner zu. Der zwei-
jährige Pariser Aufenthalt Pechts war nicht zu lang, ihn mit Wagner ebenso befreundet zu erhalten, wie mit
dem damals in der Blüte seines Schaffens stehenden Heine, dessen Eitelkeit dadurch nicht wenig geschmeichelt
wurde, daß der Maler das „Buch der Lieder" ziemlich auswendig wußte. Pecht hat sehr viel später den
Verkehr mit den beiden großen Geistern in der interessantesten Weise geschildert, und wir freuen uns, den Leser
 
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