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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Lange, Julius Henrik: Geschmack und Mode in der Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0247

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X. Jahrgang, tzeft

iZ.

i. April 1895.

> Grraupgegeüen von Friedrich Wecht -«

„Die Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Hesten von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag geheftet. Bezugspreis im
Buchhandel oder durch die Post <Reichspostverzeichnis Nr. 3883, daher. Verzeichnis Nr. 441, k. u. k. österr. Zeitungsliste Nr. 1851) 3 M. 6V Ps. für das Vierteljahr

(6 Hefte); das einzelne Heft 75 Ps.

Geschmack und Mode in der krunst.

von üiulius Lange.*)

Porträt. von Ferd. Graf von ksarrach.

^s sollte die Frucht von unseres Zeit-
alters Studium der Geschichte der
Kultur und der Kunst sein, daß man doch
endlich einmal einsehen lernte, daß sich
Geschmack und Mode radförmig drehen, so
daß folglich die Dinge abwechselnd hoch
und niedrig stehen, — ohne Rücksicht
auf den ihnen innewohnenden
wirklichen Wert. Es sind ja nun doch
mehr als 2000 Jahre verflossen, seit das
allgemeine Gesetz, von dem hier die Rede
ist, von dem „Vater der Geschichtsschrei-
bung" ausgestellt wurde. „Merke dir vor
allen Dingen", — läßt Herodot den er-
fahrenen Mann zu dem großen König
sagen — „daß in Bezug ans die mensch-
lichen Dinge ein Kreislauf stattfindet,
der nicht erlaubt, daß dasselbe beständig
oben ist." Es ist hier wohl in erster Linie
an die Herrscher der Staaten und Völker
gedacht, an Reichtum, Macht und äußeres
Glück; aber selbst wenn jemand die Theorie
in diesem Sinne bezweifeln wollte, so wird
doch wohl niemand in Abrede nehmen, daß
sie ihre volle Gültigkeit hat, wo es sich
um die Geschmacksrichtung handelt. Man
braucht nicht lange gelebt oder sehr um-
fassende Studien gemacht zu haben, um
hier den Kreislauf zu bemerken.

So lange in der Welt der Kunst
irgend etwas neu ist, hat es einen Kampf
zu bestehen, um durchzudringen; nur von
wenigen wird es mit Jubel und Zuversicht
begrüßt, während viele es auspfeifen oder

*) Wir entnehmen diese interessanten Ausführungen mit freundlicher Bewilligung des Verlegers dem unlängst erschienenen
Werke „Thorwaldsens Darstellung des Menschen" von vr. Julius Lange, Professor der Kunstgeschichte an der Universität Kopenhagen
(Berlin. Georg Siemens, 5 M.) und verweisen bezüglich desselben auf die Besprechung auf Seite 206. D. Red.

Die Aunst für Alle X.

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