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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Nowack, Hans: Die Insel Madeira als Studienplatz für Maler
DOI Artikel:
Kaden, Woldemar: Mit fremden Augen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0078

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55


j-j

ESN

Teil der Kathedrale in Funchal. von 6. Nowack.

Kollegen ereignete sich in dieser Beziehung ein recht komischer
Vorfall. Derselbe hatte eines Tags einen Jungen, den
er mit einem Esel traf, aufgefordert, ihm Modell zu
stehen; der Junge war, in der Aussicht ein Stück Geld
verdienen zu können, bereit, müßte aber vorher, wie er
sagte, seinen Patron um die Erlaubnis
bitten; der herbeigeholte Patron jedoch —
ein Abergläubischer — verweigerte dieselbe;

— und erst nach vielen Unterhandlungen
und Vorstellungen ließ er sich endlich her-
bei, den Jungen herzugeben — der Esel
war ihm aber zu wertvoll.

Nun glücklicherweise denken nicht alle
so wie dieser „Patron", und wenn auch
nicht der Figurenmaler, so wird doch der
Landschafter bei einem Ausfluge nach der
„Perle des atlantischen Ozeans" seine
Rechnung finden.

Mit fremden Augen.

von Waldemar Raden.

(Fortsetzung aus dem vorigen Hefte.)

Nachdruck verboten.

Ein „Rioterrä".*)

Das Gäßchen, weniger als meterbreit, machte mir
beim Betreten einen gewissen Eindruck, als ob ich mitten
drin zerquetscht werden müßte. Ein schwerfälliger Palast,
mit Fenstern groß wie die Bogen am Kolosseum, nahm
fast ganz die eine seiner Seiten ein; aber wie ich auch
die Augen erhob, mir fehlte der Raum gut zu sehen.
Zwischen den Dächern blauete ein langer schmaler Streifen
Himmels, in das Gäßchen fiel das Licht gedämpft und
trübe, im Grunde herrschte fast Nacht. Ich stand vor
einer schwarzen Treppe und sah ein Lichtchen angezündet
vor einem Heiligenbild, wie man des nachts ein Leucht-
käferchen in dem langen Dunkel einer Hecke oder einer
Mauer glimmen sieht. Wer weiß, welch brünstige Gebete
um dieses Lämpchen her den Jammer hier versammelten,
den Schmerz, die Krankheit, denn all dieses erinnerte an
das traurig elende Haus, dessen Bewohner, wenn ihnen
das Licht und das Brot fehlte, wenigstens „der Freude
des Glaubens", wie St. Augustinus es nennt, nicht er-
mangelten. Gewisse fromme Bräuche, wenn sie in andern
Städten längst aufgegeben, sind nicht selten in Venedig,
wo der Arme nach empfangener Gabe noch immer mit
einem „vergelt's Ihnen Gott" oder mit dem zivilisierten
„Grazie" dankt.

Das lange Gäßchen mündete in eine ebenso lange
Straße, die aber wenigstens viermal so breit und ganz
mit glatten, immer feuchten Steinen gepflastert war.
Die zahlreichen Läden mit den auf den Schwellen in
Körben ausgelegten allerhand erbärmlichen Waren, viele
Stockwerke schmutziger Häuser, alle Fenster mit ausge-
hängten Lappen, Käfigen und zerbrochenen Blumentöpfen,
deuteten auf ein lumpiges Mietvolk; doch hatten jene

») Im Venezianischen: ein gedeckter Kanal.

Aphorismen.

Wenn du cs selber gethan, so bist du natürlich

ein Meister;

Hat es ein And'rer gemacht, ist es ihm eben

geglückt I

Wer sich mit der Kunst vermählt hat,
muß auch die Schwiegermutter in Kauf nehmen
— die Kritik.

Aus „Gedankensplitter" Bd. III
(München, Braun L Schneider).

Hos eines lVeinhauses in Funchal. von 6. Nowack.
 
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