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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Pecht, Friedrich: Die VII. Internationale Kunstausstellung in München, [2]: die Münchener Künstlergenossenschaft, die Luitpoldgruppe etc.
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0416

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Vestibül des Rgl. Glaspalastes ;u München.

Künstlerische Umgestaltung und dekorative Ausschmückung der VII. Internationalen Kunstausstellung von L manuel Seidl.

Die VII. Internationale Kunstausstellung in München.

II. Die Münchener Irünstlrrgenosteuschask, die Vuikxoldgruppr ekr.

vom Herausgeber. ^ ^ verboten.

inen großen Nutzen haben die Ausstellungen bei uns
jedenfalls: sie sind die zuverlässigsten Gradmesser
unserer nationalen Entwicklung. Dem vorigen Jahr-
hundert noch ziemlich unbekannt, fand die erste halbwegs
bedeutendere Veranstaltung dieser Art erst im Herbst 1835
in den Sälen der damaligen Akademie statt. Sie enthielt
eigentlich nur zwei interessante Bilder — d. h. solche,
die es bis heute geblieben sind — : den Karton zu
Cornelius „Jüngstem Gericht" und des Peter Heß
„Einzug des Königs Otto in Nauplia". Außer diesen
ist der ganze übrige Inhalt der fünf bis sechs ärmlichen
Zimmer meinem Gedächtnis fast spurlos entschwunden. Weit-
aus am fesselndsten von allen folgenden war dann die große
historische Ausstellung von 1858, welche die romantisch-
klassizistische Schule von Cornelius bis zu Schwind und
A. Rethel in ihrem höchsten Glanze und gleichzeitig das
zukunftssichere Aufblühen der deutschen realistischen Kunst
unter den Piloty, Ramberg, Frz. Adam, Menzel in
Berlin, Knaus, Achenbach u. A. in Düsseldorf zeigte,
ja einen Reichtum von jungen Talenten offenbarte, wie
ihn keine spätere auch nur entfernt mehr zeigte. Sie ver-

kündete offenbar den gewaltigen Aufschwung der Nation
selber, welcher zum Jahre 1870 führte. Hatte sie das
„große Wollen", welches damals noch die deutsche Kunst
beherrschte, in seinem höchsten Glanze vorgeführt, so zeigten
alle späteren nur das viel langsamere Wachsen des
„Könnens" bei mehr und mehr auffallend verminderter
selbständiger Eigenart. Der schmähliche Mangel nationalen
Geistes, der sich in unserm Reichstag gerade jetzt so
widerwärtig offenbart, zeigt sich fortan in der Kunst, wenn
auch weniger abstoßend, durch die ewige Nachahmung des
Fremden und seine oft ganz lächerliche Ueberschätzung.

Es ist die große heurige Ausstellung, wo wir dank
der genialen Leitung unseres jetzt berühmtesten Künstlers
endlich einmal ein vollkommen selbständiges, neues System
mit dem glänzendsten Erfolge angewendet sehen. Im
Grunde ist es als das der mannigfaltigsten, aber immer
feinen koloristischen Stimmung aller Räume zu bezeichnen,
die aus der Ausstellung erst ein organisches Ganzes macht,
in welchem die einzelnen Kunstwerke nur die Rolle von
Gliedern spielen. Manchmal ist bei diesen Stimmungs-
versuchen, die in jedem Gelaß neu angestellt wurden,
geradezu Verblüffendes von pikanten Wirkungen, oft mit
den einfachsten Mitteln erreicht worden! Vor allen Dingen

*) I. Die Zecession von vr. K. Voll siehe vor. Heft.
 
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