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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 25.1927

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Heft 5
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Börger, Hans: Etwas über den griechischen Antiquitätenhandel
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https://doi.org/10.11588/diglit.7392#0215

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ANTIKE MÜNZEN. NEUERWERBUNGEN DER HAMBURGER KUNSTHALLE

I. ALEXANDER DER GROSSE (336—323 V.CHR.), 2. MAKEDONIEN (158—150), 3. KÖNIG LYSIMACHUS V. THRACIEN (306-281),

4. KÖNIG ANTIOCHUS I. VON SYRIEN (281—2Öl)

ETWAS UBER DEN GRIECHISCHEN ANTIQUITÄTENHAND EL

VON

HANS BÖRGER

A Tan muß schon zur Sekte der Sammler — der glücklich-
LVA sten und weltentrücktesten auf Erden — gehören, um
den besonderen Reiz auskosten zu können, der häufig in
den bloßen Umständen der Erwerbung eines Kunstwerkes
beschlossen liegt. Für die Empfindung eines Antiquitäten-
sammlers ist es zum Beispiel nicht ganz gleichgültig, ob er
etwa eine „Tanagräerin" in Böotien selbst oder im Laden eines
Pariser Händlers erstanden hat: zum künstlerischen Eigen-
wert der Dinge gesellt sich erläuternd und verklärend der
feine Duft des griechischen Reiseerlebnisses, und das Einzel-
werk ist in der Erinnerung stets umwoben von der Atmo-
sphäre des Ursprungslandes, aus dessen Boden es einst
emporgeblüht ist.

Wohl jeder Liebhaber und Sammler griechischer Kunst,
dem das Schicksal eine Reise nach Hellas vergönnt, wird
so im Geheimen die Hoffnung nähren, daß ihm der Zufall
lächeln und einen schönen Fund — es dürfen auch mehrere
sein — in den Schoß schütten möge. Diese Hoffnung wird,
soweit sie sich wenigstens auf bedeutende Dinge erstreckt,
nur äußerst selten einmal erfüllt werden. Kein Wunder,
wenn man kalten Blutes alle in Betracht kommenden Fak-
toren prüft! Der Handel mit Antiquitäten von Rang —
besonders größeren Formats — ist nirgends, auch in Italien
nicht, von solchen Gefahren umwittert wie in Griechen-
land, dem in Ausfuhrfragen so überaus heiklen.

Es sind — wie auch anderswo — nur wenige Großhändler,
zwei oder drei Personen, denen die wichtigsten Dinge zu-
getragen werden, und die finanzkräftig genug sind, um über

den Apparat zu verfügen, den die Umstände erheischen.
Und natürlich wird nicht jeden Tag eine Bronze von der
Qualität des badenden Mädchens in der Münchner Samm-
lung antiker Kleinkunst oder eine attische Grabstele wie
die der Münchner Glyptothek gefunden. Zudem wird der
Markt ständig kontrolliert von Persönlichkeiten, welche die
Chance haben, lange in Griechenland leben zu dürfen, zum
Beispiel den zahlreichen Mitgliedern der archäologischen
Schulen in Athen, den Diplomatenkreisen, den Agenten
großer Sammler und so fort. Nur absolut sicheren und als
zahlkräftig bekannten Kunden wird überhaupt das Wichtigste
gezeigt, denn der Händler — besonders der politisch miß-
liebig gewordene! — muß stets auf Angebereien gefaßt
sein. Für den Durchschnittsreisenden bleiben fast nur die
kleineren Objekte des antiken Kunstgewerbes, besonders die
bequem transportierbaren Münzen und geschnittenen Steine
(auch hier mit Ausnahme der Kostbarkeiten!) als Tummel-
platz seiner Sammelleidenschaft übrig. Hier aber drohen
Gefahren von allen Enden. Selbstverständlich wird massen-
haft gefälscht oder, was ebenso schlimm, „geschönt", und
es ist in der Pandrossosgasse zu Athen — am Nordabhang
des Akropolis —, wo die oft als Teppich- und Orientbazare
frisierten Buden der Antiquitätenhändler stehen, kaum viel
anders als am Lungo Tevere in Rom oder bei den Gold-
arbeitern und Uhrmachern in Catania, der sizilischen Fälscher-
zentrale. In der ganzen Pandrossosstraße sitzen vielleicht
zwei Händler, die etwas von den Dingen verstehen und
nicht auf Betrug in irgendeiner Form ausgehen. Es wim-

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