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fieber , die Gallenfieber , die Entzündungsfieber,
die Nervenfieber, die Faulsieber, und gewiße Ar-
ten von Ausschlagsfiebern. Comp / icir t e Fie-
ber entliehen wenn lieh zwey oder mehrere ein-
fache Fieber in dem nemlichen Körper zu gleicher
Zeit vereinigen, und diese machen in des Vf Fie-
berlehre die zweyte Klasse aus, wozu er noch eine
drzWfügt, die er die Klasse fympteyrn atifcher
Fieber nennt. Cap. I. Fanden JFechfelfiebern,
enthält nichts neues , aber die gerechte und oft
vernachläliigte Warnung die Chinarinde nicht eher
zu brauchen, als bis die materiellen Ursachen, Un-
reinigkeiten der erden Wege oder wirkliche Ver-
stopfungen, gehoben find; fünser Verf. erwähnt
die Wechselfieber nicht, auf welche diese Warnung
nicht passt, und die bloss von aufgeregter oder
iiberspannter Empfindlichkeit herrühren, und wo
jede Ausleerung unnöthig und oft so gar schädlich
Wäre. Rec. kennt eine empfindsame Dame , die
ihren Freund besuchte als er eben im Fieberschau-
der lag, sie bekam kaum eine Stunde nach diesen
Besuch auch einen Fieberansall , der drey Tage
nacheinander jedesmal um die Stunde des Besuchs
wiederkehrte, zwey Loth Chinarinde und einLoth
Baldrian hoben dies Fieber ohne alle weitere Vor-
bereitungen , und doch ohne das geringfie bedenk-
liche Ueberbleibsel) Cap. IE Fon den Catarrhfie-
Eern. Sie arten , wenn sie verabsäumt oder un-
rechtbehandelt werden, in Entzündungsfieber (Pleu-
resien und Pecipneumonien) oder, in solche aus,
die aus gallichten, fairlichten und entzündungsar-
tigen Fiebern zusammengesetzt sind. (sebres ca-
tarrh. malignae petechizantes Hossm. ) Werden die
Catarrhfieber zu kühl behandelt, so wird dadurch
Ausdiinstung und Auswurf unterdrückt und die ssie-
genden Schmerzen setzen sich irgendwo fest, ver-
ursachen Beängstigungen und heftigere Schmerzen,
■harten Puls und Gefahr; hält man sie zu warm, so
gehn sie leicht in faule Fieber über. Im einfachen
Catarrhfieber hat man weder ssüchtige Salze noch
LAderlässe nöthig, erweichende einwickelnde Thee,
Pulver aus schweistreibenden Spiesglas, Salpeter und
■einem Mittelsalz, Minders Geist, Mixtura simplex mit
Jdollunderblüthenwasser verdünnt, sind die tressend-
iien Mittel. Der Verf. empsiehlt noch die Vorsicht,
weder den Salpeter noch andere Salze oder Säuren
in zu grosser Menge zu verordnen , und sie be-
ständigmit schleimichten Mitteln zu versetzen. Cap.
III. Fon den Gallenfiebern. Unser Verf. ordnet die
Schleimfieber auch zu den Gallenfiebern, weil sich
beyde durch beynahe.einerley Zeichen zu erkennen
geben und einerley Heilmethode erfordern süllen,
wogegen aber sich sehr vieles , so wohl aus der
Theorie als aus der Erfahrung, einwenden liesse,
wenn hier Ort und Raum dazu wäre. Wenn auch kei-
ne offenbaren Zeichen von Unreinigkeiten der ersten
Wege beym ersten Ausbruch einer Krankheit vor-
handen sind, fo lässt sich doch immer mit Zuver-
sicht auf ihr wirkliches Daseyn schliessen , wenn
sich anhaltende Fieber in nachlassende verwandeln.

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Cap. IF. Fon den Entzündungsfiebern. Der Verf.
eifert mit Recht gegen den Gebrauch der Blasen-
pssaster und des Camphers gleich im Anfang der
Entzündungsfieber, und will beide nicht ehe an-
gewendet wißen, als bis durch die antiphlogisti-
sche Heilart das Fieber geschwächt und die Krank-
heit zu einem wirklichen Stillstand gebracht wor-
den ist. Cap. F. Fon den übelartigen oder Ner-
venfiebern. Hierunter verlieht der Verf. alle Fie-
ber, wo man nicht die mindesten Anzeichen von
Entzündung , Fäulniss , Unreinigkeiten der ersten
Wege hat, und die, ohne dass man eine materielle
Ursache anzugeben wüsste, bloss von einerSchwä-
che und ungemeinen Empfindlichkeit des Nerven-
systems abhängen, welche wahrscheinlich von ei-
ner sehr feinen, bis jetzt aber noch unbekannten
Schärfe bewirkt wird ; ihre Unterscheidungszeichen
setzt er in die grosse Schwäche der Kranken, ihre
Gleichgültigkeit, in die schnelle Veränderung ihrer
Gesichtsziige , ihr einfältiges Aussehen und in ih-
rem kleinen weichen, sall: natürlich geschwinden
Puls. Cap. FI. Fon den Faulfiebern. Einfache
Faulfieber sind seiten , am meisten vereinigen sie
sich mit dem übelartigen Fieber. Die Faulfieber-
schwäche unterscheidet der Verf. von der Schwä-
che bey den übelartigen Fiebern , dass bey jener
der Puls lebhaft und härtlich, die Hitze brennend
ist, und alle’Aussonderungen stinken. Cap. FII.
Fon den Ausfchlagsfiebern. Der Vers. theilt sie in
idiopathische und symptomatische , wo die Aus-
schläge keinen merklichen Einssuss auf die Vermin-
derung des Fiebers haben. Er hält den rothen
Ausschlag beym Scharlachfieber nicht für kritisch,
sondern will, dass man diese Krankheit bloss nach,
der Natur des Fiebers, das bald gallicht, bald ent-
zündlich, oder aus beiden Fiebergattungen zusam-
mengesetzt ist , behandle. Er tadelt die von so
vielen Neuern (freylich zu unbedingt) empfohlne
Anwendung der antiphlogistischen Methode beym
Ausbruch der Pocken ; ein allzuheftiges Ausbruchs-
fieber hält der Verf. für kein einfaches bloss durch
die Vermischung der Pockenmaterie mit dem Blut
erzeugtes, sondern sür ein complicirtes Fieber,
das nach der mit ihm vereinigten Fiebergattung be-
handelt werden müsse (ein tressicher und wahrer
Gedanke, der aus des Rec. Seele geschrieben ist!)
Gegen die tödtliche Pockenmetastase auf die Lun-
gen, die sich durch Unruhe, schweren Äthern und
andere Zufälle ankündigt räth der Verf. Abführun-
gen, spanische Fliegen und laue Bäder. Der-Po-
ckenimpfung ist unser Verf. nicht giinstig. Cap.
FIIL Fon den complicirten Fiebern. Das wichtig«-
steund vorzüglichste Capitel des ganzen Buchs und
auch das nützlichste , weil diese Fieber so häufig
sind und so oft verkannt werden- Der Verf. stellt
hier nur sechs Geschlechter von diesen Fiebern,
als die hauptsächlichsten auf. l) Wechselfieber mit
anhaltenden vereinigt; die anhaltenden tägigen,
dreytägigen und viertägigen Fieber scheinen bloss
gallichter Natur, die Hemitritäen und apopiectifch-

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