Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
5*
heit dazu giebt. Bey solchen Gelegenheiten ist es
Rec. immer, als sehe er den Herrn P. S. zu B. den
Verf. der Nothankerschen Predigten, vor sichsle-
hen. Am Felle Allerheiligen , wo so viele
Gelegenheit obwaltet, erzkatholisch zu seyn, ist
nach Matth. 5, g. die Rede von der Beinigkeit des
Herzens, eine ganz vortressiche Predigt, die aber
der H. Bellarmin , ß invivüejjet, sehr iibersslissig
würde gefunden haben. Auf eben dasselbe Fell
findet sich S. 198 noch eine Predigt über Ossenb.
Joh. 7, 9. unter der Rubrik: Glückseligkeit im Him-
mel. Die sehr vernünftige und chrillliche Stelle
S« 203 mag der Vf. wenn er P. Frank oderP. Jost
in die Hände fallen süllte, welches Gott verhüte!
selbll verantworten. “Es ist leider beynahe unter
„allen christlichen Partheyen eine gewisse Lieblo-
sigkeit herrschend geworden, mit der man aus ei-
„ne unverantwortliche Weise Menschen von der
,,Seligkeit ausschliesst, und ohne Gnade verdammt,
„die eine andere Glaubensformel und eine andere
„Art des Gottesdiensles haben, als geradein unse-
,,rer Kirche eingeführtist. Aber istdies Versahren
„wohl christlich ? ist dies der Geist des Evangeli-
„ums, welches lehrt, niemanden zu richten und
„zu verdammen? Hl diese Denkungsart vernünstig,
„und ist diese lieblose Meynung auch nur wahr-
scheinlich? Verliess der Sohn Gottes den Himmel,
„uud opferte sein Leben auf, bloss damit einige
„wenige, die sich so und nicht anders ausdrück-
„ten , selig würden? Ist dies die ganze Wirkung
„seines mühevollen Lebens und seines bitteren To-
„des? Nein, Johannes sah Selige aus allen Natio-
nen, Geschlechtern und Sprachen. Die, welche
„entfernte Meere und Länder von einander abson-
„derten, deren Sprache Sitten und Gebräuche hier
„nichts mit einander gemein hatten; die werden
„dort in seliger Eintracht zusammen leben, und
„fich gemeinschaftlich an Gott erfreuen, der sich
„aller erbarmet, und nichts hasst von dem, was
„er gemacht hat; bey dem kein Ansehen der Person
.„ist: der jedem nach seinen Werken vergilt, jeden
„nach seinerErkenntniss und nachteinem Gewißen
„richtet.“ Am Feile des heil. Martins redet der
Vf. seine Zuhörer Sie an, und bleibt bey seiner
Gewohnheit, ohne alle Legendensucht und Fabe-
ley seiner Heiligen, so weit er wahre Tugenden
bey ihnen findet, ( oft leiht er ihm auch einige )
als ein Tugendbild zur Nachahmung aufzustellen.
Der Text ist diesmal 1 Cor. 4, 16. Am Felle der
unbesseckten Empfängniss Mariae redet er über Ps.
,100, 6. und verdirbt es weder mit den Jesuiten,
noch mit den Dominicanern — denn von der un-
befleckten Empfängniss selbll sagt er auch kein Wort,
desto mehr aber von der Beinigkeit des Herzens-
Am zweyten Fastensonntage redet der Vf. über die
Bibel,- und errinnert S. 294 und 300seine Zuhörer
an sein Versprechen, ihnen Sonntags Nachmittags,
da in ihrer Kirche doch sonst kein Gottesdienll sey,
„y Stunde die Bibel, besonders das neue Testament
,’,'vorzulesen. „Wersollte, helst es S. 299 sich nun

$2
„nicht gerne'mit diesem Buche Tbekannt machen
„wollen ? Oder wie lange wollen wir noch in die-
„sem Stücke unsern Glaubensgegnern nachslehen,
„und uns von ihnen in der Bibelkenntniss iiber-
,,treffen und beschämen laßen? Wer teilte nicht
„begierig seyn, seine Religion in der Urquelle und
,,in ihrer himmlischen Beinigkeit kennen zu lernen?
( das zu verhindern werden der heil- Vater und
seine Leibwache, die Söhne Lojolas, schon Mittel
finden.) Fürwahr ihr seiltet mich bitten, dass ich
„mir die Mühe geben, und euch dies herrliche Buch
„vom Anfänge bis ans Ende vorlesen und erklären
„möchte. Aber ich will es umkehren, ich will euch
„bitten, dass ihr meine Bemühung sür eure Wohl-
„fahrt gut ausnehmen, und sie auch zu Nutzen
„machen möget.“ Kann ein solcher Frevel wider
die heilsamen Anslalten der Hierarchie, die Welt in
die dickeile Unwissenheit und Barbarey zurück zu
stossen, wohl in Baiern gepredigt und gedruckt
seyn? Der H. Vf. beschliesst sein Buch mit ein
paar Homilien, die erste über das Evangelium vom
Pharisäer und Zöllner, und die andere über das
Evangelium vom Samaritaner. Wenn diese gefal-
len süllten, so verspricht er in einer Note einen
ganzen Jahrgang Homilien. Unsern Beyfall haben
sie ganz, und wir glauben unsere Leier werden
grösstentheils seiner Meynung seyn-, wenn ihnen
folgende Stellen so gut gesallen, als ihm S. 8)5
„Nun fangt er, fder Pharisäer ) an, seine ver-
meintlichen guten Werke herzuzählen: Ich saße
„zweymal in der IFbche, und verzehende aller, war
„ich befitze. Ist es das alles, worauf er so gross
„thut? Heuchler! was sleht im Gesetze? Wie lie-
„sestdu! Du sollst Gott lieben von ganzem Her-
„zen und deinen Nächsten, wie dich selber! Dies
„ist die Hauptsache und der Inbegriss'der Religion.
„Aber von diesen schweiget er, und beruft sich
,.aus unwesentliche Nebendinge und auf unwichti-
ge Kleinigkeiten. Ein wahrer bildfalscher An-
dächtler und pharisäischer Frömmler ! Sie rechnen
„ihre Bosenkränze, Bruderschaften, Skapuliers,
„ihre Novennen und Samstägandachten her, und
„sehen dabey mit verächtlichem Blicke auf dieje-
nigen hin, die das nicht so genau nehmen. S. 358
„Gerade so (wie der Priester ) machte es auch ein
„Levit, der diele Strasse reisete. Mit abgewand-
„tem Angelichte giengen beyde ihren Weg. Und
„vielleicht hat ihnen auch ihr Herz nicht einmal
„einen Vorwurf über ihre LiebloGgkeit gemacht.
„Leute von ihrer Art haben oft eine Menge Spitz-
„findigkeiten und falscher Subtilitäten in Bereit-
schaft, womit sie auch das unbilligste Betragen
„zu rechtfertigen wißen. Auch beschästigen sie
„sich oft nur mit ihem Kopse und verwahrlosenda-
„bey ihr Herz; so , dass ihr Kopf voll Kenntnisse
„und Jhr Herz leer an Empfindungen ist. Kalt
„blicken fie aus sremde Leiden, und gehen gleich-
gültig und ungerührt vorbey.“
Sollte der würdige Vf., er sey auch , wer er
sey, hie und da seinen Samen auf einen
J Fel«

SUPPLEMENTE
 
Annotationen