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341

S upplemente

ALLGEMEINEN
LI T ER A T UR-ZEITUNG
vom Jahre 1787»

Numero 31,

ERDBES CHREIB UNG.
(Beschluss des in Nro. 30 abgebrochnen Artikels.)
Lä ipzi g, im Verlage der Dykischen Buchh,:
England und Italien von IV. von Archen-
holtz, vormals Hauptmann in K. Preuss, E)sen-
ilen. g. Erster Theil S. 2§2. Zweyter Theil
S. 270. Dritter Theil. S. 435. Vierter Theil
S- 233. fünfterTheil. S. 301. Zweyte gänz-
lich umgearbeitete und beträchtlich vermehr-
te Ausgabe. Mit einer angehängten Rechtfer-
tigung gegen Hrn. Jagemann und einem Briefe
an Hrn. Neumann in Dresden die Charakte-
ristikDeutschlands und Frankreichs betreffend.
Im loten Abschnitt sindet man viel wahres und in
der dem Vs. eignen, guten und lebhasten
Schreibart vorgetragnes über neue Künstler, Steg-
reisreimerey, Akademieen u. i. w. was aber wieder
von den pontinischen Sümpfen gesagt wird, ist
gröstentheils falsch. Der Vs. lagt z. B. über die
geringe Anzahl der Arbeiter, und ihrer sind in
den Monaten des Jahrs, da die übergrosse Hitze
die Feldarbeit nicht hindert, einige Tausende. Fer-
ner helst' es, Sie erhalten ein elendes Tagelohn,
wenn das wahr wäre, so würden nicht eine solche
Menge Arbeiter aus Deutschland und Frankreich
kommen, um in den Pontinischen Sümpsen zu ar-
beiten , aber demungeachtet ist ihre dortige Lage
abscheulich, so dass verhältnismässig nur weni-
ge dem Tode und fall keiner einem Schleichenden
Fieber, das so leicht zum Faulfieber ausartet, und
solge der Mal aria ist, entrinnt. Dass der Vf. die
ganze Sache aber ein Kammeralistisches Puppen-
spiel nennt, ist gewiss übertrieben, wie es auch
die Folge lehren wird, wenn der Pabst nur noch
einige Jahre lebt. Wie unsicher die Bestimmung
der päbstlichenEinkünfte sey, weiss ein jeder ohne
weitere Erwähnung und dochbestimmt iieHr. v.A.
geradeweg auf 4 Millionen. Im 11 Abschnitt fin-
det man einige Skizzen über Sitten und Gebrauche
in Rom, die wenn sie gleich nichts neues enthalten,
doch vielleicht noch von keinem Deuticben so zu-
iam menge stellt und so unterhaltend vorgetragen

sind. Unrichtigkeiten bey so einem Gemälde ver-
zeiht man dem Ausländer leicht, wenn sie nur
nicht das Gepräge der verletzlichen Unwahrheit aa
lieh tragen; aber das ist leider bey H, v. A. Er-
zählung so oft der Fall. Er beschreibt unter an-
dern auch S. 150. die LandErgötzlichkeiten und
erwähnt eines römischen Edelmanns Bellotti, auf
dessen Landhaus er 2 Tage in der Weinlese zu-
brachte. Diese Nachricht zeigt uns sogleich die
Quelle, aus welcher der Vf. so manche falsche
Nachricht über Sitten und Gebräuche in Rom
Schöpfte. Dieser Bellotti ist kein Edelmann, son-
dern Cußode im Pallast Borgkefe und flec, ist es
beynahe unglaublich, dass Hr. v. A. dies nicht
sollte gewusst haben, da er soviel vorn Pallast
Borghese Spricht: ein Edelmann des Namens ist
gar nicht in Rom und gerade dieser Bellotti ist auch
als Vater ähnlicher Anekdoten bekannt. Der
I2te Abschnitt endlich, in dem der Vf. von Nea-
pel redet, ist eben so voll Schieser Bemerkungen
wie die vorigen. Was er z. B. mit dem Vor-
wurs S. 176. In keiner Stadt unferes IT’elttheils
(wahrscheinlich kennt H. v. A. alle Städte unsers
Welttheils) denkt man weniger, sagen will, verlieht
Rec. nicht, denn er fand m keiner ihm bekannt
gewordenen Stadt soviel denkende und fähige
Kopse wie in Neapel, und wahrlich keine so sehr
entnervte Menschen, dass sie ihre Talente nicht
entwickeln können, wie H. v. Arch. die Nea-
politaner S. 176. noch Schildert. Die Castrirungen
(S. 178.) sind abscheulich; aber wusste H. v. A.
es nicht, oder wollte er es nicht wißen, dass sie
auch von der Regierung verboten sind'? Die rich-
tige Schildrung der Lazaroni (S. Igo.) würde ge-
wiss jedem weit interessanter seyn, wenn er nicht
von ihrer Bewundrung durch die fürchterliche und
übertriebne Erzählung von ' den Banditen, die
gleich drauf folgt, hinweggezogen würde. Sol-
che so allgemein hingeschriebne Nachrichten sinds
eben, welche die grollen Irrthiimer und ein so
ungerechtes allgemeines Vorurtheil gegen die
Italiener verbreiten. Nach des Vs. Beschreibung
sollte man glauben, Banditen wären in Neapel so
allgemein, wie PolizeyBediente in Paris und Spi-
H h onea
 
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