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Z. I7S7»

ZUR A. L,








Matilde.
Entblättert 'nun durch Sturm I

sf^allorj.
Ich Raune, wie sich tief in Eure Wangen
Schmerz, Kummer, eingegraben. Euren Reiz
Umhüllet Gram, wie eine Wetterwolke
Der Sonne Licht. — Habt Ihr nie meine Stimmet
Gehört ?

s6r
hat hie und da merklich gewonnen; sein Gang
ist minder schwersällig und declamatorisch, als im
Englischen ; auch ist das Blumenreiche des Aus-
drucks weniger in der deutschen Nachahmung
verschrvendet worden. Einzelne schöne Stellen
aber, die das Original wirklich hat, wo der Aus-
druck durch seine Gedrungenheit und Reichhaltig-
keit zuweilen von der mächtigsten Würkung ist»
haben, im Deutschen nicht durchaus gleiche Stär-
cke und Eülle behalten, scndern sind zuweilen
durch Abkürzung, u. öfters noch durch Ausdeh-
nung u. Umsehreibung merklich entkräftet worden»
So gehört z- B. die Scene der ersten Zusammen«
kun ftund Mätildens gewife zu den schön-
sten des Schauspiels ; und die Sprache in solgenden
Reden derselben ist gewiss vortressich:

zu Thränen ausgefodert; oft
in Nächt mich in Gespräch mit ihr
bis meine Diener um mich her
mir zussisterten : ,»Matilde

Wattori.
Es sind
Wohl zwanzig Jahre , als Euch Wallori
Mit Liebe, Hand 11. Herz am Altar reichte.
Holdlächelnd, wie der erste Tag des Frühlings,
Geschmückt im Brautkleid standet Ihr, den Blick
Voll Unschuld aus dem Bräutigam gerichtet.
Der Mädchen unsers Landes höchste Zierde,
Der Rose gleich !

Wer fühlt es nicht, wie sehr der Ausdruck der
englischen so nachdruckvollen Verse durch alle
diese Veränderungen, Umsehreibungen und Zusä-
tze, an Gewicht und Stärke eingebüsst hat? Hier,
und an mehrern Stellen, wäre daher wohl zu
wünsehen gewesen, dass der Hr» Verf. sich mehr
an sein Original gehalten, dass er die Sprache dessel-
ben mehr zu übertragen, als zu metamorphosiren
gesucht hatte. Nirgend vielleicht ist dadurch der
Wirkung mehr geschadet, als in der w'ürklich
schönen Scene der Erkennung eben dieser beiden
Personen. Mdtilde glaubt ihren Gemahl noch im-
mer verlohnen, glaubt ihn todt, ob sie gleich die
Kk 5 Um-

St. Val.-— Qh teil me, have you then endur’d
Twenty long years os mournsul widowhood?
Matilda. They say ’tis'twenty years ago he died;
I cannot speak of time: it may be so;
Yet I should think ’twas yelterday,
St. Veil. I saw you —-
Matil. You saw me ! owhen ?
St. Val. When you did wed yourlord —<•
The paragon of all this world you was.
Grief has gone o’er you like a Wintry cloud —«
You1 ve heard this voice before.
Matil. I think I have :
It gives a painful sense of formet days:
l’ve heard such voices in my dreams ; sometimes
Convers’d with them all night; but then they told me
My senses wandet'd. — Prays you, do not harm me:
Leave me, good mo'nk ; indeed I Khow you not.
St. Val. I wore no monkish cowl in that ‘gay hour,
When you wore bridal white --—
Nun halte man das Deutsche dagegen :
Wallori.
Schon fünfzehn Jahre Witwe ! und noch Thränen?
Matilde.
Noch Thränen, ja! Denn Rundlich rückt die Zeit
Des so geliebten Gatten Bild mir nähe1'.
Verjüngt schwebt es vor meiner Seel’, obgleich
Ein Flügel kühler Erd’ ihn längR schon deckt;
Ihn den Gemahl, den ich so zärtlich liebte!

Wallori.
Ich sah Euch einst!

Wallori.
Auch trug
Ich einR, an Eurem frohen Hochzeittage
Kein solch geweihtes Kirchenkleid -——

Matilde.
Ihr mich ? wo ? wann ?

Matilde.
Sie weckt vergangner Tage Leiden.
Mich deucht, oft hätten mich aus bangem Schlummer
Die Jammertöne dieser Stimm’ erweskt;
Oft auch
Hätt’ ich
Vertieft,
Halbleise
,,Hat diese Nacht durchwacht — hat mit sich selbst
,,Gesprochen; weckt sie nicht! sie scheint verrückt! —
(Patz/e)
Ihr seyd gerührt? Lasst ab! lasst ab! ich bitt1 Euch!
Verlasst mich frommer Mann ! Ihr seyd ein Geilt! —
Ö ! flarrt so schrecklich mich nicht an ! — schont meiner !
Ich kenn’ Euch nicht; schont meiner Schwäche! geht l
Verlasst mich! — Nein j ich kenn’ Euch nicht!
 
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