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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 10.1918

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Heft 3/4
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Bombe, Walter: Die Sammlung Dr. Richard von Schnitzler in Cöln, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.24428#0059

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DIE SAMMLUNG DR. RICHARD VON SCHNITZLER IN CÖLN

fchmückte einen nach dem Garten zu
gelegenen Raum neben dem Empfangs-
faal und mißt 7,33 m in der Länge
und 4,76 m in der Breite. Im Mittel-
felde ift das Wappen der Familie Äli-
verti angebracht. Aus den von Maz-
zola gefundenen Urkunden ergibt fich,
daß Castopolimio Aliverti das Haus am
2. Juli 1560 erwarb, daß der größte
der drei Soffitti zwifchen dem 29. Mai
1563 und dem 22. April 1564 durch die
Holzfchniijer Meifter Ambrogio da Ello
und Giovanni Pietro Alfieri ausgeführt
wurde und daß der Auftraggeber, nach-
dem er am 30. Mai 1582 fein Teftament
gemacht hatte, am 20. Juni desfelben
Jahres ftarb. Die Verfertiger der beiden
größeren Soffitti glaubt Mazzola in den
Brüdern Pietro und Francesco (genannt
Cieco) Messerani zu erkennen, jedoch
find die von ihm angeführten Gründe
nicht [ehr überzeugend. Zu diefem Sof-
fitto, der jet^t das Herrenzimmer des
Haufes Schnitjler fchmückt, gefeilt fich
eine aus einem Schloß des Marchese
Visconti Venosta in der Nähe von Venedig
ftammende Decken- und Wandvertäfelung
aus dem 16. Jahrhundert, die eine überaus
harmonifche Wirkung ausübt (f. Abb. 9).

Demnächft verdient außer einer vor-
züglich erhaltenen zweiflügeligen Kre-
denz des 16. Jahrhunderts, mehreren
Ärmlehnftühlen der gleichen Zeit und
zwei holzgefchnijjten und vergoldeten
Leuchterengeln von etwa 1560 ein fchö-
ner, wohlerhaltener Wandteppich er-
wähnt zu werden, der wahrfcheinlich

aus der Florentiner Arazzeria Medicea und aus der Blütezeit diefer 1546 gegründeten
Teppichfabrik, der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ftammt. Der Gegenftand der
wohl zu einer ganzen Folge gehörenden Darftellung ift ebenfo wie der Name des
Verfertigers unbekannt (f. Abb. 10). Wie fo manches andere Stück der Sammlung,
muß aus Raummangel auch ein Schmuckkäftchen des 15. Jahrhunderts unabgebildet
bleiben, deffen vier Wände zwifchen Rahmenpilaftern im Stil der Frührenaiffance
hiftorifche und mythologifche Darftellungen, darunter Judith mit dem Haupte des
Holofernes, zeigen. Das Material, in welchem die ungefchickt bewegten Geftalten
abgeformt find, ift ein feit dem 14. Jahrhundert in Italien beliebter Erfatj für Elfenbein
und Knochen, eine Pafte aus feingemahlenem Reismehl. Unter dem Namen „Fior di

Abb. 7.

Phot. Marcello Moroni, Köln.
Andrea delh Robbia, Madonna
mit dem Kinde.

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