BEVORSTEHENDE VERSTEIGERUNGEN
bringt. — Von Meindert Hobbema befifet
die Sammlung fogar zwei treffliche Gemälde:
„Die Waffermühle“ und das umfangreichere „Dorf
unter Bäumen“, beide aus den fechziger Jahren,
in denen er feine ebenfo feltenen wie ausge-
zeichneten Werke der National-Gallery und im
Louvre gemalt hat. — „Die Bleiche bei Haar-
lem“, nach der Bezeichnung ein Werk des Jan
van der Neer nicht erraten würden, trüge es
nicht das echte Monogramm des Meifters. Das
Bild beweift, daß das Talent des feinfinnigen
Künftlers, den man mit Unrecht nur als Spezia-
liften für Winter- und Mondfcheinlandfchaften
betrachtet, jedem Motiv gewachfen war. Offen-
bar waren es auch hier die verfchiedenen Licht-
effekte, die ihn zu der Darftellung reizten, Ihre
Wiedergabe ift ihm trefflich ge-
lungen.
Noch find ein Paar Porträte zu
nennen: das lebensvolle Bildnis
einer alten Dame von Cornelisz
Versprondc, Hals’ tüchtigftem
Nachfolger unter den Porträtmalern,
fowie ein fehr wirkungsvolles Por-
trät eines jungen Herrn in reicher
Tracht, das wegen feiner großen,
fchliditen Wirkung dem Velaz-
quez zugefchrieben wird (f. Äbb. 6).
ln der Tat wird man vor diefem
ftattlichen Bildnis in ganzer Figur
fofort an ähnliche Porträte aus
Velazquez’ früherer Zeit, an die
Bildniffe des Olivarez und das feines
jungen Königs, erinnert. Ift der
tüchtige Künftler ein Spanier oder
war er ein Flame, der vorüber-
gehend in Madrid lebte und dort
— um das Jahr 1630, in das wir
das Bild zu feßen haben — den Ein-
fluß von Velazquez erfuhr?
Äußer den genannten find noch
andere ungewöhnlich gute Bilder
in der Sammlung, deren Äufzählung
hier zu weit führen würde.“
Äbb. 3. Pieter de Hooch, Mutter mit Kindern.
Kat.-Nr. 20 der Verweigerung der Gemäldefamniiung des Barons
Albert von Oppen hei in- Cot n in Rudolph Lepkes Kunft-
auktionshaus in Berlin am 19. März 1918.
van Keffei, kommt den bekannten Bildern
Jacob Ruisdaels mit dem gleichen Motiv ganz nahe
(f. Äbb. 4). — Der große „Winter“ von Äart van
der Neer ift von ungewöhnlicher Breite der Be-
handlung und fehr eigenartig und wirkungsvoll
dadurch, daß die Landfchaft durch die dicht fallen-
den Flodsen gefehen ift (f. Äbb. 5). Das kleine, flott
hingeftrichene Interieur der „Schmiede“ ift ein
Unikum als Motiv, das wir als Werk des Äart
BERLIN Äm 5. Februar kommt
in RUDOLPH LEPKES KUNST-
ÄUKTIONSHÄUS eine der Zahl
nach nur kleine, der Qualität nach
aber fehr gute Porzellan-Sammlung
zur Verfteigerung. Die Sammlung
enthält etwa 60 Gruppen und Fi-
guren und über 100 Gefchirre, Va~
|'en und Gegenftände der Porzellan-
Kleinkunft. Die frühen Meißner Er-
zeugniffe wiegen vor, fowohl in
der ßgürlichen Äbteilung als auch unter den Ge-
fchirren: Sehr gute Hörold-Taffen, ein großes Ser-
vice mit blauen Chinefen, die großeFlötenbläferin
neben anderen bekannten Kaendler-Modellen.
Von anderen Fabriken find hervorragend ver-
treten Frankental, Ludwigsburg, Nymphenburg,
Hödift und einige der feltenen italienifchen
Statuetten aus Niederweiler und Straßburg re-,
präfentieren die Fayence-Plaftik. — Der mit
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bringt. — Von Meindert Hobbema befifet
die Sammlung fogar zwei treffliche Gemälde:
„Die Waffermühle“ und das umfangreichere „Dorf
unter Bäumen“, beide aus den fechziger Jahren,
in denen er feine ebenfo feltenen wie ausge-
zeichneten Werke der National-Gallery und im
Louvre gemalt hat. — „Die Bleiche bei Haar-
lem“, nach der Bezeichnung ein Werk des Jan
van der Neer nicht erraten würden, trüge es
nicht das echte Monogramm des Meifters. Das
Bild beweift, daß das Talent des feinfinnigen
Künftlers, den man mit Unrecht nur als Spezia-
liften für Winter- und Mondfcheinlandfchaften
betrachtet, jedem Motiv gewachfen war. Offen-
bar waren es auch hier die verfchiedenen Licht-
effekte, die ihn zu der Darftellung reizten, Ihre
Wiedergabe ift ihm trefflich ge-
lungen.
Noch find ein Paar Porträte zu
nennen: das lebensvolle Bildnis
einer alten Dame von Cornelisz
Versprondc, Hals’ tüchtigftem
Nachfolger unter den Porträtmalern,
fowie ein fehr wirkungsvolles Por-
trät eines jungen Herrn in reicher
Tracht, das wegen feiner großen,
fchliditen Wirkung dem Velaz-
quez zugefchrieben wird (f. Äbb. 6).
ln der Tat wird man vor diefem
ftattlichen Bildnis in ganzer Figur
fofort an ähnliche Porträte aus
Velazquez’ früherer Zeit, an die
Bildniffe des Olivarez und das feines
jungen Königs, erinnert. Ift der
tüchtige Künftler ein Spanier oder
war er ein Flame, der vorüber-
gehend in Madrid lebte und dort
— um das Jahr 1630, in das wir
das Bild zu feßen haben — den Ein-
fluß von Velazquez erfuhr?
Äußer den genannten find noch
andere ungewöhnlich gute Bilder
in der Sammlung, deren Äufzählung
hier zu weit führen würde.“
Äbb. 3. Pieter de Hooch, Mutter mit Kindern.
Kat.-Nr. 20 der Verweigerung der Gemäldefamniiung des Barons
Albert von Oppen hei in- Cot n in Rudolph Lepkes Kunft-
auktionshaus in Berlin am 19. März 1918.
van Keffei, kommt den bekannten Bildern
Jacob Ruisdaels mit dem gleichen Motiv ganz nahe
(f. Äbb. 4). — Der große „Winter“ von Äart van
der Neer ift von ungewöhnlicher Breite der Be-
handlung und fehr eigenartig und wirkungsvoll
dadurch, daß die Landfchaft durch die dicht fallen-
den Flodsen gefehen ift (f. Äbb. 5). Das kleine, flott
hingeftrichene Interieur der „Schmiede“ ift ein
Unikum als Motiv, das wir als Werk des Äart
BERLIN Äm 5. Februar kommt
in RUDOLPH LEPKES KUNST-
ÄUKTIONSHÄUS eine der Zahl
nach nur kleine, der Qualität nach
aber fehr gute Porzellan-Sammlung
zur Verfteigerung. Die Sammlung
enthält etwa 60 Gruppen und Fi-
guren und über 100 Gefchirre, Va~
|'en und Gegenftände der Porzellan-
Kleinkunft. Die frühen Meißner Er-
zeugniffe wiegen vor, fowohl in
der ßgürlichen Äbteilung als auch unter den Ge-
fchirren: Sehr gute Hörold-Taffen, ein großes Ser-
vice mit blauen Chinefen, die großeFlötenbläferin
neben anderen bekannten Kaendler-Modellen.
Von anderen Fabriken find hervorragend ver-
treten Frankental, Ludwigsburg, Nymphenburg,
Hödift und einige der feltenen italienifchen
Statuetten aus Niederweiler und Straßburg re-,
präfentieren die Fayence-Plaftik. — Der mit
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