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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 10.1918

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Heft 5/6
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https://doi.org/10.11588/diglit.24428#0104

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VERMISCHTES ° LITERATUR

Bilder genügt, um den Weg kenntlidi zu machen,
den Klimt genommen: Die Entwicklung des
dekorativen Gedankens in höchftem Sinne der
neuen Äusdrucksmalerei. Eine Grundlage mochte
in ihm bereits gelegt worden fein, als er (feit 1880)
unter Laufenberger, dann unter Julius Berger
Schüler der Wiener Kunftgewerbefdiule war.
Diefe Inftitution, nicht die verknöcherte Akade-
mie, die erft der „Sezeffion“ bedurfte, war es,
deren frifcherer Zug ihm die Keime vermittelte,
die die Sezeffion jungkräftig fpricßen ließ, deren
Reife aber zugleich die Überwindung diefer Se-
zeffion bedeutete. Die zwei Jahrzehnte feines
Schaffens feit der Gründung der Wiener Sezeffion
glichen einem Sturmlauf über zwei Kunftgene-
rationen, über die alte akademifche und die im-
preffioniftifche und dekorative der Sezeffion hin-
weg zurÄusdruckskunft der Gegenwart, bei deren
Anfängen er Pate ftand. Das war die rührige
Periode der Wiener Kunftfchau (1908), die die
„Klimtgruppe“ veranftaltete, und mit der Wien
den Schritt in die neuefte Kunft tat.. Damals fagte
Ludwig Hevefi von Klimt: „Das ift ein Menfch
aller Kulturen; nichts Kulturmenfchliches ift ihm
fremd; er hat alles zu feiner Zeit erlebbare mit-
erlebt, die Eindrucksmaler wie die Japaner, die
mit „Prä“ anfangenden und die Pünktler, die Linie
und den Fleck, die Fläche und die vierte Dimen-
fion“. Und mit diefem letzteren, dem Myftifchen,
Vifionären, das fein nach Ausdruck ringendes
Schaffen durchzog, und ihn davor bewahrte, daß
der Eindrude, Linie und Farbe, fpielerifche De-
koration blieb, war er für Wien der Anfang der
neuen, unferer Zeit. Gerade diefes Erleben von
allem, was die Zeit ihm bot, läßt uns aber auch
verftehen, warum er im ftrengften Sinne keinen
Nachfolger fand. Denn zu allen jenen Problemen
brauchten unfere Jungen und Jüngften nicht eben
erft den Umweg über Klimt. Das Klimtifche an
Klimts Kunft, das eben fein Erleben für alles
Wahrhaftige feiner Zeit war, ift aber als fein
Perfönlichftes unnachahmbar. In diefer dem Wie-
ner Boden eignenden Empfänglichkeit, die nur
dann fruchtbar wird, wenn ihr Träger ein ganzer
Kraftmenfch ift, dürfen wir fein künftlerifches
Wefen erkennen. Es erreichte nicht die Höhe
des voraneilenden Genies, hat aber den bleiben-
den Wert ftarken Menfchen- d. i. Künftiertums.

H. Glück.

WIEN Die Dozentur für Kunftgefchidite an
der k. k. Akademie der bildenden Künfte, die
bisher der an die Innsbrucker Univerßtät berufene
Vizedirektor des öfterreichifchen Mufeums, Re-
gierungsrat Dr. Moriß Dreger, innehatte, wurde
mittlerweile durch die Ernennung des Hofrates
und Profeffors Dr. Jofef Neuwirth befeßt.

H. Glück.

VERMISCHTES

HOLLAND Die Familie Kröller im Haag
hat den Entfchluß kundgegeben, aus ihren Land-
gütern in Otterloo und Hoenderloo (in der
Gegend von Arnheim) einen Naturpark zu
ftiften. Diefer wird ein Gebiet von etwa
4500 Hektar Wald und Heideland umfaffen.
Darin foll in der Nähe des fog. Franzöfifchen
Bergs nach den Plänen von Dr. Berlage ein
MUSEUM errichtet werden, das als bleibende
Behaufung für die bekannte Gemäldefammlung
von Frau Kröller im Haag gedacht ift. Die Ver-
wirklichung diefer großen Pläne wird natürlich
erft nach Friedensfchluß ftattfmden können.

O. H.

LITERÄTUR

DER TRÜBNER-BÄND IN DEN „KLASSIKERN
DER KUNST“1. — Von Jof. Aug. Beringer
herausgegeben und mit einem vorzüglichen Vor-
wort verfehen, ift diefer Ende des vergangenen
Jahres erfchienene Band gewiffermaßen das
Totenmonument auf den inzwifchen verftorbe-
nen Meifter geworden. Gut, daß er als Grund-
lage der fpäteren Trübner-Kritik noch unter den
Äugen des Künftlers entftand, beffer noch, daß
die hier gefammelten Tatfachen gewiffen Kombi-
nationen und Trugfchlüffen beizeiten einen Riegel
vorfchieben, die jeder Künftlertod im Gefolge
zu haben pflegt. Und wenn troßdem gerade dies-
mal noch nichts Vollkommenes gegeben werden
konnte, fo ift das zwar bedauerlich, aber doch ent-
fchuldbar. Zunächft: Die 450 durchweg gut re-
produzierten Abbildungen ftellen nur einen Teil
des Trübnerfchen Lebenswerkes dar, das man
fchäßungsweife der Zahl nach doch wohl ver-
doppeln, wenn nicht gar verdreifachen dürfte.
Es fehlen wichtige Bilder, die man in einer Neu-
auflage fchwer entbehren könnte, es fehlen viele
Wiederholungen oder beffer gefagt, alle Wieder-
holungen, die im Schaffen Trübners zumal bei
der oft unter dem Gefichtswinkel gefchäftlicher
Routine gefteigerten Produktion der leßten zehn
Jahre einen leider breiten Raum einnehmen, und
es fehlt damit auch die für die kommende Kritik
unbedingt wichtige Feftftellung, inwieweit an
diefen Wiederholungen die Arbeit der Gattin
Alice Teil hatte. Daß in diefem Bande unter
der Stereotypen-Ängabe „Privatbefiß“ fleh man-
ches Stück verbirgt, das eigens zu händlerifcher
Spekulation die Anonymität des Befißers wahrt,
ift weiterhin ein Manko, das aber wohl kaum
zu Laften des fleißigen Herausgebers geht. Jeden-

1 Kla|fiker der Kunft in Gefamtausgaben. Band 26.
Deutfche Verlags-Anftalt. Stuttgart-Berlin. 1917.

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