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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 10.1918

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Heft 9/10
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24428#0158

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AUSSTELLUNGEN

Malers Philipp Wirth (1808—1878), vor allem
die 4 Bildniffe. Nach dem, was Karl Lilienfeld
neulich über diefen völlig vergeffenen Maler
mitgeteilt hat, müffen fie [amtlich (das Scharold-
bildnis ift 1835 datiert) vor 1850 entftanden fein,
und fie können fich an eindringlicher Charakte-
riftik und freier Breite der malerifchen Behand-
lung mit dem Beften meffen, was in diefer Zeit
in Deutfchland entftanden ift. Die Bildniffe haben
befonders eine Größe der Auffaßung und Be-
handlung, wie fie nur die beften der Nazarener
hatten, eine inftinktive Sicherheit, die alles, auch
das üppigfte malerifche und farbige Detail zu-
fammenfaßt, und wenn das bisher noch Unbe-
kannte diefen Proben entfpricht, fo ift die Ge-
fchichte der deutfchen Malerei um einen Meifter
reicher. H. Friedeberger.

GOTENBURG Edvard-Munch-Ausftel-
lung. Die große Äusftellung des dänifdien
Meifters umfaßt etwa 40 Ölbilder und außerdem
Munchs vielfeitiges graphifches Werk. Einen
dominierenden Pla§ nimmt die monumentale
Leinwand „Auf dem Heimweg“ ein. In groß-
zügiger Stilifierung ift hier eine von der Ärbeits-
ftätte heimkehrende Arbeiterfchar wiederge-
geben, die in langer Perfpektive geradeswegs
auf den Befchauer zukommt. Eine unheimlich-
phantaftifche Stimmung ruht über dem Ganzen,
wie in dem grünlich leuchtenden Antlitj der mitt-
leren Hauptfigur mit ihrem tüdcifch aus den tiefen
Augenhöhlen ßackernden Haß. Daneben hängt
ein anderes Bild mit einer Arbeitergruppe,
Schneearbeitern in Waldlandfchaft, ganz ten-
denziös. Einigermaßen phantaftifch wirkt der in
großem Format gehaltene „Tod des Zigeuners“;
auch diefes Bild vermittelt eine feltfam ftarke
Empfindung von menfchlichem Leid. In einem
anderen Bild gibt Munch eine neue, tief
innerliche Variation des berühmten Gedichtes
„Das kranke Mädchen“, worin er einer breiteren
Pinfelführung huldigt und als Farbenakkord Grün
gegen ein fchweres Blau anfchlägt, als Beglei-
tung zu der Mittelpartie des Bildes: dem ver-
geiftigten Propl des jungen Mädchens auf dem
weißen Kiffen.

Als pfychologifch intereffant find weiterhin
einige Bildniffe in Halbpgur zu verzeichnen.
Zunächp das Freiluftbildnis des Herrn H., mit
den amerikaniperten Zügen des zum Gruße ent-
blößten Hauptes. Die Farbenfkala iß hier Vio-
lett, Indigo und Grün, der Hintergrund ift weiß.
Zu den bedeutendften Arbeiten Munchs zählt,
fowohl als Kompoption wie als Charakterfchilde-
rung, das Doppelbild des Redakteurs Gjerlöw
und feiner Frau. Munch verwendet hier Grau-
grün gegen Hellgelbgrün mit Andeutungen von

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Lichtblau und Braun, was zufammen eine höchft
originelle Klangwirkung ergibt.

Aus einer älteren Schaffensperiode find ein
paar Bilder fymboliftifch- allegorifchen Inhalts
vorhanden: „Eiferfucht“ und „Jaloupe“. Von
ftarker und unmittelbarer Wirkung iß Munchs
Landfchaftskunft, die pch ganz in einer freien,
in Dur gehaltenen Naturfreude auslöß, von der
auch die Leuchtkraft der ftrahienden Farben zeugt.

Innerhalb der graphifdien Sammlung pndet
man mancherlei alte Bekannte wieder, fo das
„Sterbezimmer“, den Kopf des „Kranken Mäd-
chens“ u. a. Zu beachten ift eine fchöne litho-
graphifche Wiedergabe des Univerptätsbildes
„Gefchichte“. Die Äusßellung enthält auch ver-
fchiedene in breiter Technik angelegte Holz-
fchnitte, teils in Schwarzweiß, teils farbig.

M. K.

WIEN In der GALERIE ARNOT hat der
MünchnerKünftler EugenSteinhof eine Reihe
von Gemälden und plaftifchen Bildwerken aus-
geftellt. Probleme, wie wir fie von Matiffe,
Maillol und Hötger kennen, pnd hier mit eigener
Erpndung gepaart, die nur leicht den Charakter
technifcher und formaler Raffiniertheit annimmt.
Doch fehlt es keineswegs an tieferer Befeelung,
wie vor allem in einem in Gußwerk ausgeführten
Kopfe. Unter den Terrakotten (Gipsabgüßen)
darf ein „Torfo mit der Hand“ hervorgehoben
werden, der das Streben nach Vereinheitlichung
der plaftifchen Maße wohl am ftärkften zum
Ausdruck kommen läßt. Unter den Gemälden
reizen am meiften die farbenfreudigen kleineren
Kompoptionen, während pch die durch ihre
Technik (Öltempera) intereffanten größeren nicht
immer vom bloßen Natureindruck ganz los
machen können. In den Graphiken herrfcht ein
leichterer Zug, die ausgeftellten Studien laßen
das ernfte Verhalten des Künftlers gegenüber
der Natur erkennen, das ihn vor bloßem Nach-
empfinden der in diefer Art Führenden und vor
Manierismus bewahren dürfte. H. G.

PERSONALIEN

ÄMSTEBDÄM Im April ftarb, erft53jährig,
der bekannte Sammler Äuguß Janffen. Er
hinterläßt eine Galerie von außerordentlichem
Gehalt, in der er große Kapitalien angelegt hat.
Seine Vorliebe galt den holländifchen Groß-
meiftern des 17. Jahrhunderts; aber auch von
diefen waren ihm nur ausgewählte Proben gut
genug. Am bekannteften ift fein Beptj an Werken
Rembrandts. Unter anderm ift es ihm gelungen,
deßen Lucretia aus Amerika an pch zu bringen
und damit für das europäifche Feßland zurück-
zugewinnen. Eine feiner letjten Erwerbungen
 
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