Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 10.1918
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https://doi.org/10.11588/diglit.24428#0184
DOI Heft:
Heft 11/12
DOI Artikel:Häuser, Henrik: Ein dänischer Sammler
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.24428#0184
EIN DÄNISCHER SAMMLER
Äbb. 8. Georges Seurat: Hafen von Honfleur.
darf [oldien Vergleichen nie trauen: Herr Tetjen-Lund hat einen wirklichen Monet, den
er jejjt erwarb, ein überrafchendes Herrenporträt aus dem Jahre achtzig, neben Van Gogh
gehängt und nun fieht man erft neben der ftraffen Gefpanntheit des Holländers die ganze
ruhige Leichtigkeit, mit der der Franzofe fich im Technifchen dem Empfinden überläßt_
Herr Teften-Lund wäre kein Däne, wenn er fchließlich nicht auch Gauguin fammelte,
und er wäre kein Moderner, wenn er nicht Picaffo kultivierte. Mit beiden Namen
hatte er eine glückliche Hand. Bei Gauguin war es wohl vor allem Glück: die bre-
tonifchen Bilder des Künftlers, die Herr Tefeen-Lund hat, „Zwei Bäuerinnen vor einem
Dorf“ und die „Badenden Frauen“, find von einem farbigen Schmelz, der fie dem
wertvollften Gaugin der Sammlung, einem kleinen Tahitaner Bild, im Grunde gleich-
fetjt. Bei Picaffo ließ pch diefer Sammler dagegen nicht nur vom Glück, fondern da
vor allem auch von der Liebe führen. Da ging er allem Großen nach, das er noch
erringen und erfchwingen konnte. Er erwarb von blauen Picaffos die bekannte
„Sorgende Frau“, eine tiefe und tieftonige Studie, dann den hellblauen, vielleicht zu blauen
alten „Philofophen“ oder „Asketen“, der etwas von Greco mitbekommen hat. Er er-
warb ferner den Kopf des „jungen Harlekin“, ein Bild in Picaffos fpäteren rofaroten
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Äbb. 8. Georges Seurat: Hafen von Honfleur.
darf [oldien Vergleichen nie trauen: Herr Tetjen-Lund hat einen wirklichen Monet, den
er jejjt erwarb, ein überrafchendes Herrenporträt aus dem Jahre achtzig, neben Van Gogh
gehängt und nun fieht man erft neben der ftraffen Gefpanntheit des Holländers die ganze
ruhige Leichtigkeit, mit der der Franzofe fich im Technifchen dem Empfinden überläßt_
Herr Teften-Lund wäre kein Däne, wenn er fchließlich nicht auch Gauguin fammelte,
und er wäre kein Moderner, wenn er nicht Picaffo kultivierte. Mit beiden Namen
hatte er eine glückliche Hand. Bei Gauguin war es wohl vor allem Glück: die bre-
tonifchen Bilder des Künftlers, die Herr Tefeen-Lund hat, „Zwei Bäuerinnen vor einem
Dorf“ und die „Badenden Frauen“, find von einem farbigen Schmelz, der fie dem
wertvollften Gaugin der Sammlung, einem kleinen Tahitaner Bild, im Grunde gleich-
fetjt. Bei Picaffo ließ pch diefer Sammler dagegen nicht nur vom Glück, fondern da
vor allem auch von der Liebe führen. Da ging er allem Großen nach, das er noch
erringen und erfchwingen konnte. Er erwarb von blauen Picaffos die bekannte
„Sorgende Frau“, eine tiefe und tieftonige Studie, dann den hellblauen, vielleicht zu blauen
alten „Philofophen“ oder „Asketen“, der etwas von Greco mitbekommen hat. Er er-
warb ferner den Kopf des „jungen Harlekin“, ein Bild in Picaffos fpäteren rofaroten
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