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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 10.1918

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Heft 23/24
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Literatur
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Der Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.24428#0423

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LITERATUR

nach Unvergängliche erkennen und feinem Befig
einfügen. Die Jungen, die zugleich Träger einer
neuen Kunftanfchauung find, finden in dem Haufe
des Barons ihren erften Tempel, während eine
allzu befonnene öffentliche Kunftpflege in Deutfch-
land — unbeeinflußt von den Zeichen der Zeit —
noch immer beinahe achtlos an ihnen vorüber-
geht. Hier alfo erleben wir eine erfte Tat der
Befreiung, hier das erfte Mufeum der jungen
Kunft im Haufe eines Privatmanns.

Man kennt die Ärt des Barons und feiner
ihm künftlerifch wundervoll gleichgeftimmten
Gattin. Man weiß, daß beide Entdeckernaturen
find und was ihre Kunftfreudigkeit fpeziell dem
deutfchen Weften bedeutet. Sie haben fo viele
der jungen Talente aus jener Erkenntnis echten
Mäzenatentums heraus gefördert, das nur aus
dem Glauben, niemals aus dem Drang nach An-
erkennung fchöpft, und haben damit poßtive
und höchft fruchtbare Arbeit geleiftet. Sie waren
Bahnbrecher in mehr als einem Falle und haben
zuerft den Werdenden, die inzwifchen längft zu
Anerkennung und Erfolg gekommen find, ma-
teriell den Weg in die Freiheit geöffnet. Sie
haben, immer erfüllt von höchfter Aktivität, fidi
mit Überzeugung eingefeßt gegenüber den allzu
retardierenden Elementen offizieller Kunftpflege-
fchaft, fie haben auf zahllofen Reifen gefucht
und gekauft, auch wenn es fich um Dinge noch
unbekannter Anfänger handelte. Sie waren
Auftraggeber für die Jugend, die vergebens an
die Mufeumstore pochte. Ihr Leben war eine
einzige heiße Leidenfchaft zur Kunft.

Der von Kurt Wolff mit bewährtem Gefchmack
herausgebrachte Katalog gibt den Querfchnitt
durch das künftlerifche Leben und die Entwick-

lung diefes neuen Sammlertyps. Carl Georg
Heife findet in feiner Einleitung feinge-
wählte Gedanken, die das Eigene der Samm-
lung und die Kennzeichen ihres Befißers um-
fchreiben. Wenn der Katalog an ßch auch nur
einen Ausfchnitt aus dem reichen Kunftbefitj
des Freiherrn v. der Heydt veranfchaulidit, fo
hat fein Verfaffer doch mit Gefchick das ge-
wählt und aufgezeichnet, was progrommatifdi
für unfere Zeit wichtig ift. Biermann.

Das Antiquariat von Edmund Meyer in
Berlin veröffentlicht ein neues Verzeichnis (Nr. 46)
über „das illuftrierte Buch im 19. und 20. Jahr-
hundert“, das, nach einer ernfthaften Plauderei
von Ludwig Sternaux über „das illuftrierte Buch“,
eine ftattliche Aufzählung bedeutender Illuftra-
toren und ihrer Werke enthält, in der kaum ein
Name von einiger Bedeutung fehlt.

HugoStreifand in Berlin bietet in feinem
Verzeichnis Nr. 53 eine ftattliche Sammlung mo-
derner Bücher in fchönen Ausgaben und faft
ausfchließlich in guten und fchönen Einbänden
an. Als befonders gut vertreten find zu nennen:
der Kreis der Blätter für die Kunft, die Ernft-
Ludwigs- und Drugulindrucke und der „Pan“
als Ganzes und in Einzelblättern.

JAHRESBERICHTE VON MUSEEN.

Schweizerifches Landesmufeum in Zürich.
26. Jahresbericht 1917. (Zürich, Orell Füßli 1918.)

Beretning om Kristiania Kunstinduftrimuseums
Virksomhet 1917 —1918. Kristiania 1918, det
Mallingske Bogtrykkeri.

DER KUNSTMÄRKT — Versteigerungen

Bevorftehende Verweigerungen

BERLIN In RUD. LEPKES KUNSTAUK-
TIONSHAUS gelangt am 12. Dezember eine
Sammlung von Gemälden erfter Meifter
unferer Zeit zur Verweigerung, dabei der
künftlerifche Nachlaß Werner Schuchs, mit einer
Anzahl feiner großen repräfentativen Reiterbild-
niffe von Fürften und hiftorifchen Perfönlich-
keiten und vielen kleineren Arbeiten. Von an-
deren Künftlern ßnd Slevogt, Spitjweg, Buch-
holz, Ed. Hildebrandt, Th. Hagen, Gudin, Vau-
tier, Wilh. und Ed. Meyerheim, Böcklin (zwei
kleine Gemälde), Troyon und Koekkoek mit be-
achtlichen Werken vertreten. Eine befondere

Seltenheit find zwei Ölgemälde von Theodor
Hofemann.

MÜNCHEN In der 1. Hälfte Dezember ge-
langen in der GALERIE HELBING Gemälde
alter Meifter aus der Sammlung Stallforth,
Wiesbaden, und anderem Privatbefiß, außerdem
auch mittelalterliche Holzplaftiken zur Verweige-
rung. Unter den Bildern ftehen obenan fehr
gut erhaltene Schöpfungen von Hans von Kulm-
bach, darunter eine auch ikonographifch feltene
Darftellung des Todes Mariä, ferner Chrifti Him-
melfahrt und Anbetung der drei Könige. Da-
neben ftehen noch bemerkenswerte Arbeiten
bayrifcher und fchwäbifdier Malerei in all ihren
Schulen vom 14. bis 18. Jahrhundert. Befonders

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