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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 18
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0945

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Ausstellungen

Paul Cassirer wird. in. der kommenden
Saison seine Ausstellungstätigkeit wieder in
größerem Umfange aufnehmen. Die Reihe
der Ausstellungen beginnt Mitte Septem-
ber mit einer großen Schau französischer
Impressionisten, die Hauptwerke dieser
Meister aus deutschem Besitz zeigen wird.
Es folgen: Oskar Kokoschka als Land-
schaftsmaler, Gesamtausstellung Ernst Bar-
lach, Pariser Arbeiten von Marc Chagall,
Sonderausstellungen Rudolf Großmann, Er-
nesto de Fiori, Kurt Edzard.
DRESDNER AUSSTELLUNGEN
Kunstausstellung Dresden, Brühl-
sche Terrasse / Erfurth: Junge
Dresdner / Fides: Cassel / Rich-
ter: Seewald, Magito, Genin / Ar-
nold: Corinth / Kühl und Kühn: Fr.
Loos.
Die Dresdner Kunstgenossenschaft und
die Dresdner Sezession haben auch dieses
Jahr gemeinsam auf der Brühlschen Ter-
rasse ausgestellt. Für die Kunstgenossen-
schaft als den größten Künstlerverband ist
es nicht leicht, großzügig in der Auswahl
zu sein und trotzdem Niveau zu halten.
Was sozusagen das Reifezeugnis an der
Staatlichen Akademie erhalten hat, erzwingt
sich auch heute noch den Zutritt zur
Öffentlichkeit in diesen Organisationen,
und es ist eine grundsätzliche Frage, wie
weit es Sache der Kunstkritik ist, vom
Durchschnittsergebnis der gegenwärtigen
Akademieerziehung Kenntnis zu nehmen.
Es dürfte nicht zweifelhaft sein, daß der
Nährboden der wesentlichen Kunst wo
anders liegt, wenn auch nicht bestritten
werden soll, daß außer soziologischen
Zwangsläufigkeiten eine ganze Reihe
künstlerischer, natürlich mehr erhalten-
der Energien in dieser breiten Schichtung
festzustellen sind. Es wird nicht ohne Wert
sein, daß an einigen Stellen die Tradition
gehalten wird, wenn auch der Sinn dieser
Bemühung schwerer erkennbar ist als der
ihrer Überwindung. An Überlieferung hat es
in Dresden nie gefehlt, und eine gewisse
Überlegenheit ihrer Qualität über die ande-
rer Städte ist außerhalb, zuletzt in Berlin,
wiederholt anerkannt worden. Es kommt
dazu, daß dieser Geist der Tradition sich
seit Jahrzehnten hier mit einer Freizügig-
keit paart, die den Eigenwilligen nicht zu-
rückweist; weder in den eigenen Reihen
(K. Franz, G. Hebert, Walter Hiller, G.
Schmidt, E. Johansson), noch in den ver-
fügbaren Sälen, die die Gruppe auch dies-
mal entgegenkommend mit der Sezession,
dem linken Flügel der Dresdner Künstler,

geteilt hat. Die Arbeiten der Genossen-
schaft sind mit außerordentlichem Ge-
schick gehängt, so daß nirgends ein Gefühl
der Leere aufkommt. Feldbauer erweist
sich mit seinen fünf Gemälden wieder als
die stärkste Persönlichkeit. Die „Negerin“
und das „Bildnis“ haben Vorzüge, die ihn
als einzigen noch lebenden Vertreter der
großen Münchener Tradition erscheinen
lassen. Und er bereichert sie um malerische
und ausdrucksmäßige Elemente, deren
Überzeugungskraft ihn neben die Jüngsten
stellt. Dorsch ist männlicher und freier ge-
worden; Gaudeck, Dietsch, H. Lehmann
haben manche Anregung der letzten zehn
Jahre mit Erfolg verarbeitet. Überhaupt ist
ein Zug nach Erneuerung in den jüngeren
Kreisen der Genossenschaft unverkennbar
(P. Hahn, Oberhoff, Spank.). Von den Bild-
hauern zeigen Berger, Bloch und Pilz be-
merkenswerte Arbeiten, von den Architek-
ten Andrae. Ein paar frühere Mitglieder
stellen als „Neue Gruppe“ für sich aus.
Warum, ist schwer ersichtlich. Richard
Müller ist unter ihnen der größte Könner
(Katze am Fenster). Guhrs Allegorien, Lüh-
rigs Landschaften kommen gegen dieses
Handwerk nicht auf. Die Dresdner Se-
zession bringt in jeder Ausstellung ein
paar Vertreter des jüngsten Nachwuchses,
und ohne Zweifel leistet sie damit der
Öffentlichkeit einen großen Dienst. Zwei
bis drei Jahre werden sie abgelehnt, dann
eingereiht; so geht es seit Jahren. Diesmal
sind M. Großmann, H. Grundig, Fr. Lenke
und Fr. Tröger neu; Anfänger, die auf dem
Wege des gegenwärtigen Naturalismus
weiter kommen werden. Die bekannten
Mitglieder der Sezession haben sich dies-
mal etwas zurückhaltend beteiligt. Dix
zeigt ein neues Gruppenporträt, Griebel
ein Zirkusbild, Heckrott Aquarelle, Lach-
nit einen vorzüglichen Knabenakt, E.
Hoffmann Porträtbüsten, Born Grab-
plastiken. Von den auswärtigen Mitglie-
dern sind beteiligt Schmidt-Rottluff mit
vier Bildern, deren Farbigkeit reicher und
nervöser ist als die der früheren Arbeiten,
und W. Kandinsky, der in der „Ruhigen
Spannung“ und im „Standhaften Grün“
Bilder zeigt, in denen ein neuer Anfang, ein
neuer künstlerischer Antrieb zu liegen
scheint.
Ein paar der Dresdner Veristen, Otto
Griebel, Hans Grundig, W. Lachnit und
Fritz Skade zeigen gleichzeitig Arbeiten bei
Erfurth. Griebel ist der älteste unter ihnen
und der reifste. Seine Begabung steht im
Schatten bekannterer Namen, verdiente es
aber, in ihrer Eigenart gewürdigt zu wer-
den. Ein subtiler Zeichner, der zu Dix und

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