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Happel, Eberhard Werner; Wiering, Thomas von [Oth.]; Härtel, Zacharias [Oth.]
E.G. Happelii Gröste Denkwürdigkeiten der Welt Oder so genannte Relationes Curiosæ (Andrer-Theil): Worinnen dargestellet/ außgeführet und erklähret werden Die Denckwürdigste Seltzamkeiten/ So da in Historien, natürlichen Wundern/ am Himmel/ auff und in der Erden/ wie auch in und unter dem Meer zu finden seyn: Einem jeden curieusen Liebhaber zu gut auffgesetzet/ in Druck verfärtiget/ und mit vielen Figuren erläutert — Hamburg: Gedruckt und verlegt durch Thomas von Wiering, 1685 [VD17 3:306392E]

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.66375#0153

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Was macht es aber ? Dee stetige Einfall der
streif-md raubenden Tartarn/und der grausame
Türcken-Krieg / der dieser Orten gemeiniglich
seinen Sitz erwehlet. Die Ukrain selber lst we-
nig bewohnet/und man findet nur etliche wenige
Städte darinnen / welche annoch vor eine Vor-
mauer wider den Türcken und Tartarn dienen.
Czecherin aber selber / alsdieHaupt-Vestung/
haben sie vor wenigen Jahren denen Mußkowi-
tern abgcnommen/zu grossemNachtheil dergan-
tzen Christenheit.Kioffstehetannoch unter Mos-
kau und Biala-Cerkieu unter Pohlen.
WasdieMoßkowitische Provintz Siverien
anlanget / von derselben wissen wir / daß sie eine
grosse morastige und wald-reiche Wüstenei) ist/ so
sich über ss Meilen in die Lange und Breite er-
strecket. Daselbst werden durch die von Moßkau
dahin verwiesene Delinquenten die besten Peltz-
werckegefängen / darunter die Zobeln und Her-
melinen/wie auch die pech-schwartzen Fuchse die
berühmsten sind.
Werweiß nicht von einem grossen Theil von
der Tartarcy zu sagen / welchen man
veserrarn deswegen nennet/ weilen man an etli-
chen wenigen Orten/ un zwar nur an dem grossen

Wolga-Strvhm/etltche Städte findet/ darunter
Casan und Astracan die berühmsten sind / der
übrige gantze Strich des platten Landes ist unbe-
wohnet und unbcbauet / ohne daß sie die Moßko-
witische Tartarn (dann Maßkalr hat sehr viel
Tartarn unter seinem Gebieth) mit ihrem Vieh/
welches in Schaffen / Kühen und Pferden beste-
het/ von einem Orth zum andern auffdie Weyde
ziehen / da sie dann/gleich denen meisten übrigen
Tartarn / ihren gantzen Plunder sambt einem
Zelt/welches ihr Hauß ist/auff einem Karren mit
sich umbher führen / nach der Art und Weise der
Scythen / unter welchem Nahmen heute billich
alle Tartarn / so wohl die Asiatische/als Europei-
sche / begriffen werden / nur daß sie sich heute an-
ders nennen/und an erlichen Orten nicht so'grau-
samsind/noch vom Raub leben/ wiedieMoßko-
! witischen Tartarn insgemein bloß von der Vieh-
zücht leben/und zum streiffen keinen Lüsten haben.
Ich weiß zwar wohl/ daß Astracan schon in Asien
belegen / aber wan ich bedencke/daß der grösseste
Theilvon dieser Moßkowit - oder vielmehr Tar-
tarischen Wüsten noch zuEuropazu rechnen ist/so
habe kein Bedencken getragen/ dieselbe hieherzu
setzen

Die Wüste Lop.

KZ)>Nter denen Wüsten mit einander ist keine
(W so abscheulich zu bewundern / als die Tarta-
rische Wüste in Asien/sie lieget nicht gar weit von
den Nordwestlichen Grantzen des Königreichs
China/ und krümmet sich in der Gestalt eines La-
teinischen 8 durch die nördliche Tartarey sehr
weit hinauff. JhrenNahmcn hat sie von einem
bewohnten Ort dabey/ Lov genanc / dessen Ein-
wohner Mahometauer sind. Hieselbst versehen
sich die Kanff-und Wandersleute / welche durch
diese Wüsten reisen woü.n/ Mr. allerhand Noth-
wendigkeit / absonderlich mit starcken Maulthie-
ren und Kameelen/umb das Proviant und ande-
re Wahren sortzubringen. Es ist.insonderheit
erbärmlich vor diese Lhiere/ daß man sie offtmal

mitten in der Wüsten / wann man nemlich kein
Futter mehr vor sie übrig hat/ entweder todschla-
get/odcr in die Wüste hinein jaget / sintemal)! es
unmüglichist/vorAußgang der Wüste / etwas
zu ihrem oder der Menscheff Arrffcnchalt zu fin-
den / also daß diese armselige Lastthiere vor ihre
harte Mühe/und saure Arbeit emweder den Tod
oder die Verstossung zu Dauck bekommen. Aber
was hilffts? Es ist uichr zu ändern an solche» Or-
ten. Doch ist man jederzeit bernühek/dieCamee-
le/wo es nur immer möglich seyn kan / beym Le-
ben zu erhalten / weil diese Thiere sich mit einem
geringen Futter behelffrn/ und ? oder 9 Tage ohn
Tranck leben können.
 
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