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Happel, Eberhard Werner; Wiering, Thomas von [Bearb.]; Härtel, Zacharias [Bearb.]
E.G. Happelii Gröste Denkwürdigkeiten der Welt Oder so genannte Relationes Curiosæ (Andrer-Theil): Worinnen dargestellet/ außgeführet und erklähret werden Die Denckwürdigste Seltzamkeiten/ So da in Historien, natürlichen Wundern/ am Himmel/ auff und in der Erden/ wie auch in und unter dem Meer zu finden seyn: Einem jeden curieusen Liebhaber zu gut auffgesetzet/ in Druck verfärtiget/ und mit vielen Figuren erläutert — Hamburg: Gedruckt und verlegt durch Thomas von Wiering, 1685 [VD17 3:306392E]

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.66375#0782

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Lkl.»rio»k5 6okl0SL.

697

Die übrige Grösse dieser Stadt.

Jr sind in Beschreibung dieser Stadt
noch lange nicht zum Ende gekommen.
Die Grösse und Umbkreyß der Mauer / darin
die Vorstädte mit begriffen/ beschreiben die Si-
neser also/daß sie sagen man habe zween Reuter
mit guten Pferden des Morgens früh zusammen
aus einem Thor gesandt/mit Befehl/daß der eine
an einer / der andere aber an der andern Seiten
der Stadt/ mit starckem Gange umbreiten solte/
da sey es geschehen/daß diese Reuter allererst auf
den Abend einander begegnet/ woraus dann die
Lange und Breite dieser Stadt leichtltch zu er,
messen/ nemlich/ daß sie in ihrem äussersten Umb-
kreyß bey 20 Teutscher Meilen habe/ weilen ein
guter Reuter io Meilen im Tage reiten kan.
Die erste oder äusserste von gemeldten beyden
Ringmauern ist über zo Fuß hoch / unten von ge-
hauenen/und oben von gebrandten Steinen/sehr
glat und künstlich auffgeführet. Die Brust-
wehren dieser Mauer sind oben rings umbher
mit schönem Kunstwerck artig geziertt / und mit
starckenWachthausern allenthalben versehen.
Manzehlet in dieser Stadtmauer iz Thore/
dero Pforten oder Flügel gantz mit eysern Pla-
Len beschlagen/ und so wol von innen als von aus-
sen mit einer starcken Wacht Lag und Nacht be-
setzt seyn. Etliche dieser Thore haben 4/ etliche
5 grosse und künstlich erbauete Gewölbe/worun-
ter man durchgehen muß / ehe man in die Stadt
hinein kommen kan.
Wir lagen mit unserer gantzenFlotte vor dem
Thor 8uiiimon,oder Wasser-Thor/ allwo eine
solche Menge Volcks den gantzen Tag ein und
ausgehet/daß man kaum ohneGedrange ein oder
guß kommen kan.
Jhre vornehmstenGaffen sind etwa 28Schrit
hrett/tn der Ditte mit blauen Steinen beleget/
und an beyden Seiten mit Kieselsteinen gepfla-
stert,sie lausten nicht krum oder in dieRünde/son-
tzeru immer schnür gleich hinauß. Es befindet
Tom, II,

sich darin allechundertSchrltte eine starcke Pfor-
te oder Gassen-Thor / so des Nachts/ umb dem
Muthwillen der Diebe und Mörder zu wehren/
geschlossen wird. Und über jedweden Theil sol-
cher Gaffen ist ein absonderlicher Hauptmann
bestellet/dessen LommLnäo die gantze Nachbar-
schafft dieses Thetls psriren muß.
Die Hauser der gemeinen Bürger sind sehr
schlecht/sie haben nur eine eintzigeThür/dadurch
sie auß und eingehen/ auch nur ein Gemach/ dar-
innen sie schlaffen und essen. Uber dem Fenster
nach derGaffen/worauff diejenigen/soHandthte-
rung treiben / ihre Wahren auskrahmen / sichet
man nur noch einlängltchtes Loch / darein das
Tage-Ltecht kommen kan/ welches/ an statt des
Glasefensters gemeiniglich mit einem Matten-
fenster zugemacht wird / damit die vorüberge-
henden nicht hinein sehen mögen. Die Hauser
sind mehrentheils nur ein eintziges Fach hoch/ sie
haben cinDach von weissen Ziegelsteinen / und
sind außwendtgvon oben biß unten mit dem weis«
festen Kalck schneeweiß gemacht. Die Einwoh-
ner dieser gemeinen Häuser treiben gemeiniglich
nur mit allerhand schlechten Wahren Handthie-
rung.
Was aber die Krahmlade« der fürnehmste»
Kramer und Kauffleute betrifft / sind dieselbigen
mitmancherley stattlichenSinesichen Wahren/
als Baumwollen Tuch / Seyden-Zeug/ Porcel-
lain/Perlen/Dtamantenund dergleichen/so her-
lich ausstaffiret / daß sich jederman zum höchsten
darüber verwundern muß. Vor jedweder Bu-
den stehet/ welches denckwürdig ist/ ein zierliches
Täffelein/bißweilenwol zwey/warauffder Näh-
me des Kauffmanns / sampt der Wahre / so er
feil hat / mit güldenen Buchstaben geschrieben.
Neben solchen Brettern siehet man auch gemei-
niglich eine auffgerichtete Stange/ so höher dann
das Hauß ist/woran Fahnen oder sonst etwas fest
gemacht ist /zum Zeichen / wobey man eine jede
Behau-
 
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