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DiebestraffteBegierde.
M CH fahre fort / wo ich dich Materie gelas-
W- sen habe / umb zu zeigen / daß eiue unzetti-
ge Begierde/wann sieallznhefftig ist/ sich manch-
mahl selber bekriege.
Ach meinHerr/ antworteteSchweitzer mit eine
erschrockenen un höchst-verwundertenGemüth /
was ist doch dieses ? Zuvor zweiffelte ich/aber
mrn kan ich gantz nicht glauben / daß dieses weni-
ge genug solte seyn / 4 Gran Bley zu verändern.
Ja / sprach er / wofern ihr das Bley indem
Schmeltz-Krugmicht recht könnet rrsckirea,
nemlich / wann es zu viel ist / so nehmet den vier-
ten Theil einer Untze / oder eine halbe Untze/ oder
ein wenig mehr Bley/ dann man muß nicht mehr
färben wollen/als man kan.
Hieraüffführete ich ihm abermahl zu Gemüh-
te meinen Zweiffel/alsder mich schwerlich glau-
ben liesse / daß so wenig von de rlm^ur so M
Bley in Gold solte verändern. Er antwortete
aber nichtsanders/als daß er sagte: Eöistwar-
haffttg / was ich euch sage. Inzwischen schliesse
ich meinen grossen Schatz mit grosser Dancksa-
gung in meine Kiste / mit versprechen / daß ich
über zween Tage die Probe nehmen wolte / son-
der jemand das geringste davon zu offenbahren.
Nicht so/nicht so/ sprach er/ man muß alleDin-
ge/ welche zur Ehre Gottes gereichen/insonder-
hett den Söhnen der Kunst/offenbahren/damit
sie also allesampt in Gottes Weißhett leben / und
»richt mit. einem Soxkittischen Betrug dahin
sterben.
Der offenhertzige Bekenner.
Jernachbekante ich offenhertzig / daß ich/
indem ich den gantzen Stein in meiner
Hand gehalten/in derselben kurtzen Zeit getrach-
tet hätte/ etwas mit dem Nagel meines Fingers
davon abzuzwacken / ich hatte aber nicht mehr/
als ein bey nahe unsichtbahres Gtäublein be-
kommen. Nachdem ich hierzu gethan dasjeni-
ge/so mir unter dem Nagel stecken blieben / hatte
ich es zusammen in ein Papier gewickelt / und in
geschmoltzeu Bley geworffen / aber davon gantz
keine Veränderung erblicken können. Im Ge-
gentheil wäre bey nahe der gantze Bley-Klum-
pe aus dem Schmeltz-Krug in die Lufft geflogen/
diese 8ubttantz aber wäre wie ein Stücklein
Glaß/auffdem übrigen Bley liegen blieben.
Hieraüffantwortete er mir lachendes Mun-
des : Ihe habt euern Diebstahl aussrtchtiger be-
gehen/als die lin^ur gebrauchen können. Ich
wundere mich aber / weil ihr in der Schmeltz-
Kunstso erfahren seyd / daß ihr die Nqtm des
Bleyrauchs noch nicht besser verstehet. Hättet
Ihr eure Beute in gelb Wachs gewickelt / daß sie
lorv. II.
vor dem Bleyrauch verwahret blieben wäre'/ so
hätte die imKur in das innerste des Bleyes
Hineindringenkönnen / welches alsdann leicht-
lich zu Gold worden tvare. Aber nun ist die 87m-
pstketische Operation in dem Rauch entkräff-
tet worden / und also diese Medicin durch de»
Rauch weggeflogen: Dann alles Gold/ Silber/
Zinn / Qvecksilber und andere dergleichen Me-
tallen/ werden durch den Bleyrauch verdorben/
und gebrechlich/ wie Glaß.
Hieraüff zeigte ich ihm den Schmeltz - Krug /
in welchem er die zurück gelassene 8ubttantz au
der S eiten desselben fand in einer schönen Gaff-
ran-färbigen Loieur. Er versprach dabey/ am
folgenden Morgen umb 9 Uhr wieder bey mir
zu erscheinen / und mir zu erweisen / daß die Ma-
terie/so er mir gegeben / in der Probe richtig solte
befunden werden.
Ach wie muß dem guten v. Schweitzer das
Verlangen zu seinem seltzamen Gast alleAugeu-
blick angewachsen seyn / ja wie wenig Schlaffs
ist wohl damahls in seine Augen kommen.
r-n Die
DiebestraffteBegierde.
M CH fahre fort / wo ich dich Materie gelas-
W- sen habe / umb zu zeigen / daß eiue unzetti-
ge Begierde/wann sieallznhefftig ist/ sich manch-
mahl selber bekriege.
Ach meinHerr/ antworteteSchweitzer mit eine
erschrockenen un höchst-verwundertenGemüth /
was ist doch dieses ? Zuvor zweiffelte ich/aber
mrn kan ich gantz nicht glauben / daß dieses weni-
ge genug solte seyn / 4 Gran Bley zu verändern.
Ja / sprach er / wofern ihr das Bley indem
Schmeltz-Krugmicht recht könnet rrsckirea,
nemlich / wann es zu viel ist / so nehmet den vier-
ten Theil einer Untze / oder eine halbe Untze/ oder
ein wenig mehr Bley/ dann man muß nicht mehr
färben wollen/als man kan.
Hieraüffführete ich ihm abermahl zu Gemüh-
te meinen Zweiffel/alsder mich schwerlich glau-
ben liesse / daß so wenig von de rlm^ur so M
Bley in Gold solte verändern. Er antwortete
aber nichtsanders/als daß er sagte: Eöistwar-
haffttg / was ich euch sage. Inzwischen schliesse
ich meinen grossen Schatz mit grosser Dancksa-
gung in meine Kiste / mit versprechen / daß ich
über zween Tage die Probe nehmen wolte / son-
der jemand das geringste davon zu offenbahren.
Nicht so/nicht so/ sprach er/ man muß alleDin-
ge/ welche zur Ehre Gottes gereichen/insonder-
hett den Söhnen der Kunst/offenbahren/damit
sie also allesampt in Gottes Weißhett leben / und
»richt mit. einem Soxkittischen Betrug dahin
sterben.
Der offenhertzige Bekenner.
Jernachbekante ich offenhertzig / daß ich/
indem ich den gantzen Stein in meiner
Hand gehalten/in derselben kurtzen Zeit getrach-
tet hätte/ etwas mit dem Nagel meines Fingers
davon abzuzwacken / ich hatte aber nicht mehr/
als ein bey nahe unsichtbahres Gtäublein be-
kommen. Nachdem ich hierzu gethan dasjeni-
ge/so mir unter dem Nagel stecken blieben / hatte
ich es zusammen in ein Papier gewickelt / und in
geschmoltzeu Bley geworffen / aber davon gantz
keine Veränderung erblicken können. Im Ge-
gentheil wäre bey nahe der gantze Bley-Klum-
pe aus dem Schmeltz-Krug in die Lufft geflogen/
diese 8ubttantz aber wäre wie ein Stücklein
Glaß/auffdem übrigen Bley liegen blieben.
Hieraüffantwortete er mir lachendes Mun-
des : Ihe habt euern Diebstahl aussrtchtiger be-
gehen/als die lin^ur gebrauchen können. Ich
wundere mich aber / weil ihr in der Schmeltz-
Kunstso erfahren seyd / daß ihr die Nqtm des
Bleyrauchs noch nicht besser verstehet. Hättet
Ihr eure Beute in gelb Wachs gewickelt / daß sie
lorv. II.
vor dem Bleyrauch verwahret blieben wäre'/ so
hätte die imKur in das innerste des Bleyes
Hineindringenkönnen / welches alsdann leicht-
lich zu Gold worden tvare. Aber nun ist die 87m-
pstketische Operation in dem Rauch entkräff-
tet worden / und also diese Medicin durch de»
Rauch weggeflogen: Dann alles Gold/ Silber/
Zinn / Qvecksilber und andere dergleichen Me-
tallen/ werden durch den Bleyrauch verdorben/
und gebrechlich/ wie Glaß.
Hieraüff zeigte ich ihm den Schmeltz - Krug /
in welchem er die zurück gelassene 8ubttantz au
der S eiten desselben fand in einer schönen Gaff-
ran-färbigen Loieur. Er versprach dabey/ am
folgenden Morgen umb 9 Uhr wieder bey mir
zu erscheinen / und mir zu erweisen / daß die Ma-
terie/so er mir gegeben / in der Probe richtig solte
befunden werden.
Ach wie muß dem guten v. Schweitzer das
Verlangen zu seinem seltzamen Gast alleAugeu-
blick angewachsen seyn / ja wie wenig Schlaffs
ist wohl damahls in seine Augen kommen.
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