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Happel, Eberhard Werner; Wiering, Thomas von [Oth.]; Härtel, Zacharias [Oth.]
E.G. Happelii Gröste Denkwürdigkeiten der Welt Oder so genannte Relationes Curiosæ (Andrer-Theil): Worinnen dargestellet/ außgeführet und erklähret werden Die Denckwürdigste Seltzamkeiten/ So da in Historien, natürlichen Wundern/ am Himmel/ auff und in der Erden/ wie auch in und unter dem Meer zu finden seyn: Einem jeden curieusen Liebhaber zu gut auffgesetzet/ in Druck verfärtiget/ und mit vielen Figuren erläutert — Hamburg: Gedruckt und verlegt durch Thomas von Wiering, 1685 [VD17 3:306392E]

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.66375#0691

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I^o. 78.


617

Die übrige sonderbahre Beschaffenheit dieses Knaben.

8k CH muß dem Leser noch ferner von unser«
M8ubieÄo melden:
Die Mandeln sind bey diesem Knaben / wie 2
Castanieu/ grösser als man bey Leuten seines Al-
ters gewöhnet ist / und zu sothaner Grösse sind sie
wegen ermanglender Zunge gelanget / als wel-
cher sie ihre Feuchtigkeit nicht so sehr mitgethei-
let haben/ ja es war die Grosse der Mandeln an
diesem Knaben nöhtig/damtr der Schlund nicht
so sehr offen stünde/ und die Rede desto fögltcher
L'oi-mirer würde.
Die von unserm ämoi-e also genandte Kanu
(I-e 8>snu!aire ou Lrenoürller) davon
auch die allerneuesten ävatomicibiß6sto gar
nichts geschrieben / werden in diesem Munde
nicht gefunden. Es sind aber selbige zween runde
schwammicht und röthliche Stückletn oder Cör-
per / an beyden Seiten des untern Kienbacken
fvrnen/zurrechten und lincken nach den Backen-
Zahnen / in gestalt der hintersten Frosch-Füssen/
welche sich unter der Spitzen der Zungen und
Kien ausbreiten/ats wohin sich die Zunge/wann
sie ruhet/ziehet/ umb darauff/ als auffeinem wei-
chen Polster/zu ruhen. Mer diese Beqvemlich-
kett dienen diese kanulLrer auch den Speichel
zu halten / der sonsten immer auslauffen würde.
Was nun noch übrig ist an dem Orth/d a des
KnabenZunge gewesen/solches ist ein zwiefaches
ebenes Stücke auffdem Grund des Mundes be-
legen / welches bestehet aus mufculoüschem
Fleisch / ist mit einer Linie gleichsam getheilet

nach der Länge / erstrecket sich von dem innerli-
chen Theilen des Kiens / biß zum lang-runde«
Loch der Kahle / esblähet sich mitten auff/ und
ziehet sich wieder zusammen/ja zurücke nach dem
Gaumen / wie zween an einander gehefftete.I-
geln / wann nemlich dieser Knabe etwas redet
oder hinab schlucket.
Der Speichelist eine wasserichteFeuchtigkeit/
welcher / nach «.iolLni Meynung/ aus dem Ge-
hirn durch den Trichter in die Mandeln/mittelst
- Rinnen läufst / dadurch der Mund angefeuch-
tet/die Zunge gangbahr gemacht/der Geschmack
dringet/vermöge dieses Nasses/in-dieIunge hin-
ein/und durch das Häutlein des Gaumens^Dle
Rede wird dadurch lieblicher / und das Auffho-
len leichter.
Wir wollen mit wenigem noch anfühmr/ die
äusserliche Bewegung desMundes/welche drey-
erley ist / nach den z beweglichen Gliedern dessel-
ben/welche sind die Lippen/derMer-Kienbacke/
und die Backcn/etn jedes von diesen Stücken be-
weget sich gar seltzam / und auff eine andere wei-
se/als bey andern Leuten/ wann nemlich der ohn-
bezungete Knabe redet / einschlucket/ ausspeyet/
Lec. alsdann ziehen sich die Lippen wett htnauß /
oder hinein/ beugen und krümmen sich / der un-
ter Kienbacke zwinget sich/ bahnet sich aus oder
krümmet sich / UNddie^lutclidLuLcinutores
am Ende der Backen - Zähne ziehen die Backen
über die Zähne hinein/umb das Ampt der Zun-
gen zu verrichten.

Die Eröterung/wie einer/ ohne Zunge/schmecken/außwerffen
emschluckett / etc. könne.

fache/ warumb die Leute/ die eine zeMmpelte
Zunge haben/vhne zukommende und michelsten-
de Kunst/ nicht reden können/ wvrbey umbständ-
lich dargethan wirb/daß der Meusch nicht allein
mit einer solchen Zunge begäbet / krafft welcher
er reden und ausspeyen könne. Endlich kompt
k LLL er

IDNser ^.uror fähret fort / und berichtet in 2
(Wverschiedenen Capitteln von der natürli-
chen Gestalt und gewönlichem Gebrauch der
Zungen am Menschen; und daß dieselbe^/ wann
sie einmal verlohn» / nicht wieder heran wachse.
In einem andern Capittel untersuchet er dtettr-
2 0M. II,
 
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