No. 2.7.
R.LLL7IVNL5 eukrOSL.
LOD
Der Unstete VirANian.
WM vorigen 8eculo hat Frantz Drako / ein
W» Engelländer in America / eineLandschafft
enrdeckec/welcheer der danrahlsregierendenKo-
nigin Eliftbeth M Ehren / VirZ-nwn genandt;
Setthero haben die Engelländer grosse Hand-
lung in diesem Lande getrieben. Es sind aber die
Eräntzen VirZMiens sehr groß / und erstrecken
sich von der See gar weit ins Land hinein. Die
rechten Einwohner sind wilde/unbändige/treulo-
se und falsche Leute / sie wohnen zwar in Hütten/
verändern aber dieselbe nach ihrem belieben/und
versetzen sie anders wo hin / daher» zu schliessen/
daß sie nichts eigenes nuter ihnen haben/ ftnder»
das Land/ so einer bauet / kan er vor dißmah! ge-
niessen. Sie stehen unter vielen Herren und klei-
nen Königen / welche doch insgemein einen ge-
waltigen Herm/als einen Käyftr/über sich erken-
nen/den sie gemeiniglich kouKütLn nennen/ der-
selbe aber ist nicht weniger liederlich'und grau-
sam/frech und unbeftnen / als ftineUnterthanen/
davon ich dem curieusen Leser zwo merckwürdft
ge Probat darstelien will.
Der unglückliche Engelländer.
^^In Englischer Hauptmann in Virginien/
sE-'Nahmens n. Schmitt / begab sich auss sei-
ner dritten Reift / Anno 1606 / in einem kleinen
Schifflem mit nur 12 seiner Landsleute auff einen
Strohm/und fuhr zu Lande hinein/umb die LKi-
rcu'nnrniner, so ein besonder Volck in Virginien/
außzukundschafften. Endlich tratte er mit zwo
Edelleuten an das Land/die übrigen thatenbald
hernach dergleichen / wiewohl wider seinen Be-
fehl. Diese letzten wurden von einem Haussen
wilden Virginiern augenblicklich überfallen/wel-
che zween von ihnen gefangen / und von denselben
durch harte Pein erpresseten/ daß sie auffagten /
wohin sich Eapitain Schmitt gewendet hätte.
Darauss giengen sie demselben mit ;oo Bogen-
Schützen auffdem Fuß nach / unter ihrem Obri-
sten/dem Könige ksinanulce.und kamen erstlich
zudesson 2 mitgenommenen Reisegefährten/wel-
che beyul Feuer fassen / diese machten sie alftbald
capot.
Der Eapitain selber war einwertig von dem
gemeinen Weg abgewichen / des Vornehmens/
eine Halb-Insul zu besichtigen / so bald sie seiner
gewahr wurden/ schossen sie aus aller Macht auff
ilm.'Er aber 6ekep6irre sich/als ein Held / und
legtewon ihnen zu Boden/ die übrigen triebe er
Dom. II.
auff die Flucht / und verfolgte sie ft tapffer-müß*
ttg/ daß sie sich kaum umbfthen durfften.
Hierauff nahm er seinen Weg endlich wieder
nach seinem Schifflein / muste sich aber stets nach
den Wilden umbfthen / daß er darüber in einen
Graben fiel/biß an den Nabel / gleichwol hatte«
die Wilden sich nicht unterstehen dvrffen/ihme zn
nahen / dafern er nicht sein Gewehr von sich ge---
wo-rffen hätte / umb denen Feinden einen Much
zu machen/daß sie ihn aus den Schlamm/ darin»
er gefalle» war/iretten. Solcher gestalt kam er
in der Wilden Hände / und ward von ihnen nach
dem Feuer geführet/ wo er feine 2 todte Camme-
raden fand/umb sich wieder zu erwärmen.
Wie er sich nun in ihrer Gewalt sahe/gedachtß
er sic mitGeschencken zu begütigen/und verehrete
derhalbeu dem Könige einen Compas von
Helffenbein / worüber sich derselbe zum höchste«
verwunderte / und den Compas allenthalben be-
trachtete. Als sie ihn aber horerenckiscunre»
von dem Lauff der Sonnen / und des Gestirns/
von derlErden/von Gvtt/vom höchsten Gut/und
von der Welt/da hömen sie mit grofferTegierde
zu/ dennoch bunden sie ihn eine Stunde hernach
an einen Baum/ und machten ihre Bogen bereit/
umb ihn zur Danckbarkeit mit etlichen Todes-
Lc Pfeilen
R.LLL7IVNL5 eukrOSL.
LOD
Der Unstete VirANian.
WM vorigen 8eculo hat Frantz Drako / ein
W» Engelländer in America / eineLandschafft
enrdeckec/welcheer der danrahlsregierendenKo-
nigin Eliftbeth M Ehren / VirZ-nwn genandt;
Setthero haben die Engelländer grosse Hand-
lung in diesem Lande getrieben. Es sind aber die
Eräntzen VirZMiens sehr groß / und erstrecken
sich von der See gar weit ins Land hinein. Die
rechten Einwohner sind wilde/unbändige/treulo-
se und falsche Leute / sie wohnen zwar in Hütten/
verändern aber dieselbe nach ihrem belieben/und
versetzen sie anders wo hin / daher» zu schliessen/
daß sie nichts eigenes nuter ihnen haben/ ftnder»
das Land/ so einer bauet / kan er vor dißmah! ge-
niessen. Sie stehen unter vielen Herren und klei-
nen Königen / welche doch insgemein einen ge-
waltigen Herm/als einen Käyftr/über sich erken-
nen/den sie gemeiniglich kouKütLn nennen/ der-
selbe aber ist nicht weniger liederlich'und grau-
sam/frech und unbeftnen / als ftineUnterthanen/
davon ich dem curieusen Leser zwo merckwürdft
ge Probat darstelien will.
Der unglückliche Engelländer.
^^In Englischer Hauptmann in Virginien/
sE-'Nahmens n. Schmitt / begab sich auss sei-
ner dritten Reift / Anno 1606 / in einem kleinen
Schifflem mit nur 12 seiner Landsleute auff einen
Strohm/und fuhr zu Lande hinein/umb die LKi-
rcu'nnrniner, so ein besonder Volck in Virginien/
außzukundschafften. Endlich tratte er mit zwo
Edelleuten an das Land/die übrigen thatenbald
hernach dergleichen / wiewohl wider seinen Be-
fehl. Diese letzten wurden von einem Haussen
wilden Virginiern augenblicklich überfallen/wel-
che zween von ihnen gefangen / und von denselben
durch harte Pein erpresseten/ daß sie auffagten /
wohin sich Eapitain Schmitt gewendet hätte.
Darauss giengen sie demselben mit ;oo Bogen-
Schützen auffdem Fuß nach / unter ihrem Obri-
sten/dem Könige ksinanulce.und kamen erstlich
zudesson 2 mitgenommenen Reisegefährten/wel-
che beyul Feuer fassen / diese machten sie alftbald
capot.
Der Eapitain selber war einwertig von dem
gemeinen Weg abgewichen / des Vornehmens/
eine Halb-Insul zu besichtigen / so bald sie seiner
gewahr wurden/ schossen sie aus aller Macht auff
ilm.'Er aber 6ekep6irre sich/als ein Held / und
legtewon ihnen zu Boden/ die übrigen triebe er
Dom. II.
auff die Flucht / und verfolgte sie ft tapffer-müß*
ttg/ daß sie sich kaum umbfthen durfften.
Hierauff nahm er seinen Weg endlich wieder
nach seinem Schifflein / muste sich aber stets nach
den Wilden umbfthen / daß er darüber in einen
Graben fiel/biß an den Nabel / gleichwol hatte«
die Wilden sich nicht unterstehen dvrffen/ihme zn
nahen / dafern er nicht sein Gewehr von sich ge---
wo-rffen hätte / umb denen Feinden einen Much
zu machen/daß sie ihn aus den Schlamm/ darin»
er gefalle» war/iretten. Solcher gestalt kam er
in der Wilden Hände / und ward von ihnen nach
dem Feuer geführet/ wo er feine 2 todte Camme-
raden fand/umb sich wieder zu erwärmen.
Wie er sich nun in ihrer Gewalt sahe/gedachtß
er sic mitGeschencken zu begütigen/und verehrete
derhalbeu dem Könige einen Compas von
Helffenbein / worüber sich derselbe zum höchste«
verwunderte / und den Compas allenthalben be-
trachtete. Als sie ihn aber horerenckiscunre»
von dem Lauff der Sonnen / und des Gestirns/
von derlErden/von Gvtt/vom höchsten Gut/und
von der Welt/da hömen sie mit grofferTegierde
zu/ dennoch bunden sie ihn eine Stunde hernach
an einen Baum/ und machten ihre Bogen bereit/
umb ihn zur Danckbarkeit mit etlichen Todes-
Lc Pfeilen