Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Happel, Eberhard Werner; Wiering, Thomas von [Bearb.]; Härtel, Zacharias [Bearb.]
E.G. Happelii Gröste Denkwürdigkeiten der Welt Oder so genannte Relationes Curiosæ (Andrer-Theil): Worinnen dargestellet/ außgeführet und erklähret werden Die Denckwürdigste Seltzamkeiten/ So da in Historien, natürlichen Wundern/ am Himmel/ auff und in der Erden/ wie auch in und unter dem Meer zu finden seyn: Einem jeden curieusen Liebhaber zu gut auffgesetzet/ in Druck verfärtiget/ und mit vielen Figuren erläutert — Hamburg: Gedruckt und verlegt durch Thomas von Wiering, 1685 [VD17 3:306392E]

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.66375#0809

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
No, p!» K.Ll.ü'rloklur eukiosL.

Die stumme Music.

Sscheinek / als wann man von einer stillen
Music wenig Vergnügen schöpffen wurde/
so wol im anhören / als im lesen/ gleichwol kan
ich nicht vorbey gehen,dem Leser desfalls einigen
Bericht zu ertheilen. So ist dann zu wissen/daß
man bey den Alten diejenige Music eine stumme
genandt^/ so mit dem Schall des Wassers / und
dazu mit blossen Gebärden des Gesichts / der
Hande und Füsse angestellet und verstanden
worden/zu sonderbahrerErlustigung desVolcks/
welches daran / fürnemlichindenComödianti-
schen Schall-Handlungen seine Freude gehabt:
jedoch ward diese stnmme Music nur von denen
Comödien-spielern genbet/daß man sie also billi-
ger die Gauckel-Music nennen möchte.Wiewohl
sie sehr künst-und gar geschtcklich mit ihren Ge-
bärden ihre Meynung gleichsam gesungen / daß
keine Sprache noch Schrifften dieselbe besser
hatte können außdrücken und zu verstehen geben.
Also ist diese stumme Music zum theil auch laut-
bahr geweseu/nemlich mittelst des Wassers/ wie-

wol nicht jederzeit/dann man hat mehrmals auch
ohne Wasser mit den Gebärden allein gemusici-
ret/ und also nur rechte stumme Music gehalten.
Aber unter besagtem Wasserschall/ wie es 0^-
öorusnnd andere nennen / darff man nicht
eben darumb die Wasser- Orgeln und andere
Illttrumenren der Alten begreiffen / deren/ in-
sonderheit der Wasser-Orgeln / man in Italien
an verschiedenenOrten/alszu'I'ivOiiAoinLLc.
gar schöne und sehr künstliche findet.
Ich würde sie gerne dieses Orts auch/ als eine
seltzame Inveonon,beschreiben / wann ich nicht
besorgete/der curieule Leser hatte ohne dem des-
fals schon guten Bericht eingenommen : Wer
aber Lust hat/ davon eine gründliche lakormL-
tion zu haben / der kan solche bey ^rKevXo.Vi-
truvio, klinio, l'uraebo.'l'ei'rulliuao.undfük
andern/bey8siomon Laus und ^rliLNLÜo Kir-
ckero.als den neuesten/ guten Rahts zu erholen.
Lächerliche Dinge hat ungerichtet


Die Wunder-würckende Music.

VVfL'läaerus IN gedencket einer
Frauen / welche als eine Dorff-Inwohne-
rin/ nie keine Orgel hatte gehöret / deßwegen sie
nachdem ihr einmals eine in der Stadt zu Oh-
ren gekommen / von dem aumuhtigen Klange in
solche Entzückung gerastet ward / daß sie sich be-
d üncken ließ/ sie würde gleich also von Mund auff
mit dem Gethön gen Himmel fahren / und umb
nichts mehr bekümmert war / dann allein umb
das Mantlein / so sie von einer Frauen in der
Stadt entlehnet hatte / welches ihrer Besor-
gung nach/ wenn sie jetzt also auffführe/ mit auff-
fahren/oder/so sie es fallen liesse/verlohren wer-
den dörffte/und jemanden in die Hände kommen/
dekes nicht wieder gäbe. Weßhalben sie von
Hertzen gewünschet / daß die gute Frau doch vor
ihrer Auffnehmung ihren Mantel wieder bekom-
lom. II.

men/und den Himmel gebehten / er wolle doch
nur ein halb Stündlein warten /^ biß sie vorher
den Mantel wieder an seinen Ort gebracht / als-
dann wolle sie gern mit.
Vielleicht ist diese eine Schwester gewesen je-
ner Bäurinnen bey Straßburg / welche vom
Dorffin die Stadt-Kirche gckommen / und als
man ebm die Orgel geschlagen / vor derselben
auffdie Knie niedergefallcn / und mit gefallenen
Händen gesprochen:
O du süsse Himmels. Pfeiffe! sey mir
armen Mist-Magd gnädig/ und komm
doch auch einmal zu mir in meinHauß.
Ich bin von Jngenheun. Und damit
dn nicbt irr werdest / wenn du in das
Dorffkommest/so wisse/ daßich gegen
irtc der
 
Annotationen