K.LLä'riOULL (Zuklv5L.
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der Linden über auffder rechten Seiten
Hebendem Schultheissen wohne.
Womit sie auffgestande /und heim gangen/und
der Orgel in ihrem Hause ziemlich lange gewar-
tet hat.
Eine andere ehrliche Frau ward von ihrem
Mann gebehten / weil er eine Gasterey zu halten
vermeynet / so möchte sie sich doch den Abend des
Lruncks enthalten / welches sie gar fleissig ver-
fprochen. Aber gegen Abend/nachdem dieGäste
zu Tische geseffen/und sie eine Flasche mitMeln
angetroffen / hat sie so tieff und lange hinein ge-
guckt / und die beyden Regenbogen ihrer Augen
jn dem Sonne»-klaren Wein dergestalt gespie-
gelt/ biß ihr fast ein gantzer Regen von Zähren in
die Augen gestiegen/und hingegen kein Zährlein
in der Flaschen übrig geblieben. Worauffsie
bald hernach in einen Schlaff gefallen.
Der gute Mann/ hoffend/sie solte die Gaste
traetiren Helffen / findet sie also in einen lebendi-
gen Weinberg verwandelt / voll und toll auffder
Erden liegen / hebtste auff/ und legt sie/ als seines
Der listige
A nno 1566reifete des
-^Grafen von Hom Bruder/aus den Nieder-
landen in Spanten / umb daselbst dem Könige
seine Unschuld klar vor Augen zu stellen; als aber
die Mißgünstige des Königs Ohren gantz und
gar eingenommen hatten/wurde er bald darauff
gefangen gesetzet. Dieses erfuhr des Grafen Ge-
mahlin / und erdachte eine neueund sinnreiche
List / ihn ledigzumachen. Vier der Sprachen
wolerfahrne Niederländer wurden auszesandt/
unter dem Vorwandt / als ob sie eine Reift nach
Compostellverrichten wolten/ und hatte ein jeder
unter ihnen/umbeine Allmosezu gewinnen/ eine
Viole mit sich genommen / da dann in der grösse-
sten allerhand Eyftnwerck / dasGefängnüß bc-
gväyüich zu erbrechen / gar künstlich verschlossen
wgr-. Als sie nun das Schloß von ferneliegen
scheu / liessen sie im nechsten Flecken ein e Probe
Handwercks ein Becker/in einen Meelkaste. Ih-
re AbwesenheKaber zu ersetzen / und die Gäste
desto ftölicher zu machen/ läst er etliche Spielleu-
te kommen / die sich lustig hören liessen.
Die endlich auffwachende Frau weiß nicht /
wie sic in den Meelkasten gekommen / spricht bey
sich selbsten: Lebe/oder bin ich todt ? Bin ich im
Himmel / oder im Fegfeuer ? Indem sie also,
mit sich selbsten 6-fpurifet , und des Zweiffels
nicht loß werden kan/streicht eben der Spielman
auff / darumb ihre Einbildung steiff und fest
schleusst / sie fey im Himmel und Paradeiß. Also
rufftsie ihrem Mann/und sagt:OMann!Mann!
Wir sind im Paradteß! Reicht mir doch noch ein-
mahl die Kanne / denn ich verschmachte schier
vor Durst. Auff dieses gehet der Mann hinzu/
nimpt das Paradeiß - Blümlein aus dem Kasten
herfür/ und bringet seine hertzliebe Frau/ mit
Meelwo! behoben/ bey die Gesellschafft / welche
dieser weissen Meel - Engelin den Durst mit etli-
chen Gläsern Weins geleschct.
Mustcant.
ihrer Kunst von sich hören / worüber sich alle Zn-
Hörer höchlich verwunderten.
Der Schloß - Hauptmann erfuhr dieses gar
bald/undbefahl/ diese Musieantcnhcrruhohlen/
umb dem Herrn lVlonnAni , der ein trcflicher
Liebhaber dieser Kunst war / einige Belustigung
in seiner Gefängniß zu erwecken. Sie stelleten
sich bald ohne Säumnuß ein / und liessen sich
nicht allein künstlich null ihren Violen hören /
sondern suugen auch in Frantzösischer / Jtaliäni-
scher und Spanischer Sprache auffs lieblichste
und anmrchtigste darein; Letztlich stimmeten sie
auch ein Niederländisches Liedlein an / welche
Sprache / wie sie wol wüsten / niemand von den
Hütern verstünde.
Vermittelst dieses Gesanges nun / gaben sie
dem^lonk!§ni zu verstehen/ ans was Ursachen
sie waren hiehergekommen / und machten thme
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der Linden über auffder rechten Seiten
Hebendem Schultheissen wohne.
Womit sie auffgestande /und heim gangen/und
der Orgel in ihrem Hause ziemlich lange gewar-
tet hat.
Eine andere ehrliche Frau ward von ihrem
Mann gebehten / weil er eine Gasterey zu halten
vermeynet / so möchte sie sich doch den Abend des
Lruncks enthalten / welches sie gar fleissig ver-
fprochen. Aber gegen Abend/nachdem dieGäste
zu Tische geseffen/und sie eine Flasche mitMeln
angetroffen / hat sie so tieff und lange hinein ge-
guckt / und die beyden Regenbogen ihrer Augen
jn dem Sonne»-klaren Wein dergestalt gespie-
gelt/ biß ihr fast ein gantzer Regen von Zähren in
die Augen gestiegen/und hingegen kein Zährlein
in der Flaschen übrig geblieben. Worauffsie
bald hernach in einen Schlaff gefallen.
Der gute Mann/ hoffend/sie solte die Gaste
traetiren Helffen / findet sie also in einen lebendi-
gen Weinberg verwandelt / voll und toll auffder
Erden liegen / hebtste auff/ und legt sie/ als seines
Der listige
A nno 1566reifete des
-^Grafen von Hom Bruder/aus den Nieder-
landen in Spanten / umb daselbst dem Könige
seine Unschuld klar vor Augen zu stellen; als aber
die Mißgünstige des Königs Ohren gantz und
gar eingenommen hatten/wurde er bald darauff
gefangen gesetzet. Dieses erfuhr des Grafen Ge-
mahlin / und erdachte eine neueund sinnreiche
List / ihn ledigzumachen. Vier der Sprachen
wolerfahrne Niederländer wurden auszesandt/
unter dem Vorwandt / als ob sie eine Reift nach
Compostellverrichten wolten/ und hatte ein jeder
unter ihnen/umbeine Allmosezu gewinnen/ eine
Viole mit sich genommen / da dann in der grösse-
sten allerhand Eyftnwerck / dasGefängnüß bc-
gväyüich zu erbrechen / gar künstlich verschlossen
wgr-. Als sie nun das Schloß von ferneliegen
scheu / liessen sie im nechsten Flecken ein e Probe
Handwercks ein Becker/in einen Meelkaste. Ih-
re AbwesenheKaber zu ersetzen / und die Gäste
desto ftölicher zu machen/ läst er etliche Spielleu-
te kommen / die sich lustig hören liessen.
Die endlich auffwachende Frau weiß nicht /
wie sic in den Meelkasten gekommen / spricht bey
sich selbsten: Lebe/oder bin ich todt ? Bin ich im
Himmel / oder im Fegfeuer ? Indem sie also,
mit sich selbsten 6-fpurifet , und des Zweiffels
nicht loß werden kan/streicht eben der Spielman
auff / darumb ihre Einbildung steiff und fest
schleusst / sie fey im Himmel und Paradeiß. Also
rufftsie ihrem Mann/und sagt:OMann!Mann!
Wir sind im Paradteß! Reicht mir doch noch ein-
mahl die Kanne / denn ich verschmachte schier
vor Durst. Auff dieses gehet der Mann hinzu/
nimpt das Paradeiß - Blümlein aus dem Kasten
herfür/ und bringet seine hertzliebe Frau/ mit
Meelwo! behoben/ bey die Gesellschafft / welche
dieser weissen Meel - Engelin den Durst mit etli-
chen Gläsern Weins geleschct.
Mustcant.
ihrer Kunst von sich hören / worüber sich alle Zn-
Hörer höchlich verwunderten.
Der Schloß - Hauptmann erfuhr dieses gar
bald/undbefahl/ diese Musieantcnhcrruhohlen/
umb dem Herrn lVlonnAni , der ein trcflicher
Liebhaber dieser Kunst war / einige Belustigung
in seiner Gefängniß zu erwecken. Sie stelleten
sich bald ohne Säumnuß ein / und liessen sich
nicht allein künstlich null ihren Violen hören /
sondern suugen auch in Frantzösischer / Jtaliäni-
scher und Spanischer Sprache auffs lieblichste
und anmrchtigste darein; Letztlich stimmeten sie
auch ein Niederländisches Liedlein an / welche
Sprache / wie sie wol wüsten / niemand von den
Hütern verstünde.
Vermittelst dieses Gesanges nun / gaben sie
dem^lonk!§ni zu verstehen/ ans was Ursachen
sie waren hiehergekommen / und machten thme
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