Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Happel, Eberhard Werner; Wiering, Thomas von [Bearb.]; Härtel, Zacharias [Bearb.]
E.G. Happelii Gröste Denkwürdigkeiten der Welt Oder so genannte Relationes Curiosæ (Andrer-Theil): Worinnen dargestellet/ außgeführet und erklähret werden Die Denckwürdigste Seltzamkeiten/ So da in Historien, natürlichen Wundern/ am Himmel/ auff und in der Erden/ wie auch in und unter dem Meer zu finden seyn: Einem jeden curieusen Liebhaber zu gut auffgesetzet/ in Druck verfärtiget/ und mit vielen Figuren erläutert — Hamburg: Gedruckt und verlegt durch Thomas von Wiering, 1685 [VD17 3:306392E]

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.66375#0611

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
No. 69, «.Ll.L'rloues CuklOSL. 545
Die Tugend des Zuckers.

S ist ein Streit unter den Gelehrten / ob
der Zucker gesund sey oder nicht ? Wenn
wir den Mißbrauch davon nehmen./ so muß ein
jeder bekennen / daß er dem Menschen sehr nütz-
lich ist;Dann wie viel herliche und gesunde Säff-
te würden wir entbehren müssen/wofern der Zu-
cker dieselbe nicht hülste bewahren und gut behal-
ten/zn Nutzen unserer Gesundheit ? Wann der
Leib gesund und starckist/befinden sich viele besser
bey einem Stück vom rohen Schincken und ei-
ner Pfeiffen Toback/aberwan solche eineKranck-
heik'übernimpt/daß sie matt und abgezehret wer-
den/dancken sie GOtt/ wann sie sich mit einem
süssen Lonserverqvicken mögen. Der Zucker
ist uns nicht allein zur Lust und Leckerkißlein/ son-
dern auch zur Gesnndheitgeschencket / doch muß
er hterbey mit Bescheidenheit und Verstand ge-
brauchet werden. Der Zucker - Rohr - Safft/
wann erfrisch aus dem Gewächs kommt / ist
kalt/auch dauerhasttiger nnd kräfftiger / wavn er
geöestellirt wird / alßdann dienet er zu vielen Ge-
brechen der Augen/ und vor die Hitze der Leber
und Nieren / wie die k^e6ici davon urtheilen.
Je mehr gleichwohl der Zucker gereiniget wird /
je mehr er von seiner edlen Tugend verlierer/und
der Gesundheit nachtheiliger wird. So muß
man auch glauben/ daß dör letzte schlechte frische
Zucker besser tst/als der beste alte / daher» nicht
gäntzsich zu verwerffen / was/esv LsxriüL l's-
vernier in seiner Orientalischen Beschreibung
meldet / daß der Zucker des Landes Bengala/
wann er zo Jahr alt worden/sich in den sllerstär-
ckesten Gistt verwandele. Vick Isveroier ch
Irgöt. lib. r. 12.
Mit einem Wort/ einem gesunden Menschen
dienet dee Zucker nicht sosehr / als einem Pati-
enten / UNd hat davon Nicht Übel rsifonnirr )oli.
ääsm Weber in seinen ftuchtreichenDitcurteo,
da er sich im;8vi5cur§c3p. 2Z. also vernehmen
läffet: Alles Zuckerwerck/ Confeet/ Leb-und Ho-

nig-Kuche«/ Waden/Feigen/ CubebenunddM
gleichen / das man auff den Nachtisch zu setze«
pfleget. Item Hippelein/ Dorten/ Makronen/
Platzlein / kc. sind nichts anders/ als eine süsse
Betruglichkett/ eine dem Schlecker-Maulange-
nehmeTyranney/die aber derGesimdheit höchst-
schädlich und nachtheilig zu seyn pfleget. Wer
der Artzney-Kunst ein wenig erfahren ist / der
weiß / daß der Zucker denZähnen ein Gifft sey^
die Galle vermehre/die Leber entzünde/ und dem
Magen grossen Schaden verursache.
Ein treflich gelehrter und in der Artzney-kunst
höchst - erfahrner Mann hat / nach ?. Drexel»
Bericht/l. -.cke/egunio.von allem Zuckerwerck
folgende Meynung gehabt: Alles Zuckerwerck
und Confeet ist dem Magen zu wider/ verursacht
thme grossen Schaden / und ist eine Anrcitzung
zur verleckertcn Wollust. Ein gesunder und star-
cker Magen verlanget solches nicht / ein schwa-
cher Magen nimts an / aber mit höchstemScha-
den/und weiß nicht / was er vor Unheil gebierck
und zu wegen bringet. Ein guter Magen wird
dadurch verderbet/und ein böser nicht verbeffert/
noch zu recht gebracht. Wollet ihr einen guten
Magen erkennen ? Erverlanget solche Speisen/
die mit ihm üöereinstimmen und starck sind / als
zum Exempel / ein wohlgesottenes Rindfleisch
und dergleichen; Zucker und Confecttstihm nicht
angenehm. Ein böser und schwacher Magen
wägt Begierde nach dem / was mit ihme über-
einkommet / er hac Belieben an weichen und süs-
scnDingen/und erwehlet gemeiniglich/ was ihm
schädlich ist. Cucumern und Pfeben/ Küchlein
und süsse Müßlein /Item Kirschen und andere
von Natur schön-gefärbte Früchte verlanget er;
Zuckerwerck / Dorten und Conftec schlecket er
gern/aber zu seinem höchsten Schaden. Diese
Schlußrede ist auch denjenigen / welche sich nur
ein wenig in der Artzney-Kunst umbgesehen /
nichtunbekandt: Alleswas fertundsüßist/ ist
Ww dem
 
Annotationen