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Happel, Eberhard Werner; Wiering, Thomas von [Oth.]; Härtel, Zacharias [Oth.]
E.G. Happelii Gröste Denkwürdigkeiten der Welt Oder so genannte Relationes Curiosæ (Andrer-Theil): Worinnen dargestellet/ außgeführet und erklähret werden Die Denckwürdigste Seltzamkeiten/ So da in Historien, natürlichen Wundern/ am Himmel/ auff und in der Erden/ wie auch in und unter dem Meer zu finden seyn: Einem jeden curieusen Liebhaber zu gut auffgesetzet/ in Druck verfärtiget/ und mit vielen Figuren erläutert — Hamburg: Gedruckt und verlegt durch Thomas von Wiering, 1685 [VD17 3:306392E]

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.66375#0887

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Ko. IQO. 6ukl0§L. 79;
DasMßbrauchteKraut vutros.

Lles/auch das allerbeste kan man also miß-
brauchen / daß etwas böses darauß folget.
Der Wein/ der edleRebensafft ist zu des Men-
schen Gesundheit / Lustund Freude erschaffen/
aber wieviel mißbrauchen denselben / daß sie ih-
nen unheilbahre Kranckhetten/ ja den Todt sel-
ber an den Halß sauffen ? Also gehets mit vielen
andern Gaben der Natur/davonich anitzo einen
nachdenklichen Beweiß anführen will.
In gantz Ottmciien wachset überall ein gar
gemeines Kraut auff dem Felde / vutro» ge-
nandt: Seine Blatter sind anzusehen/ wie die
Schärffeoder Spitze eines Spieses/ und rings
umbher gehakelt wie Bären - Klau / auch fast in
Dessen Grösse. In der Länge hars viel lange
Drätlein oder Aederlein / doch ist es fast ohne
Geschmack undFrucht/man möchte dann sagen/
Daß es einige Bitterkeit habe / und der Geruch
einem Rettich nachahme. Die Blume dieses
Gewächses/hat fast eine Farbe/wte die Roßma-
rin-Bluhme/ auß derselben erwächset eine runde
Dutte/wie an den Köpffen des Magsamens zuse-
hen / darinn find etliche Kerne / in der Gestalt
und Grösse / alß die Melonen - Kerne. Wan
man dieselbe in Wasser/ Wein/ oder ander Ge-
ttanck eintrincket / oder mit Reiß kochet/ oder in
andererSpeise cinnimmet/so verändert sich der-
selbe Mensch alsobald/daß er sich stellet/alß wäre
er närrisch/ und nichts thut/ alß Sachen/ja er kan
nichts sehen noch erkennen/ oder verstehen/ es sey
auch was es wolle / und wan man es gleich in sei-
ner Gegenwart treibet. Dieses Kraut machet
die Leuthe bißwetlen auch schlaffen / alß ob sie
todt wären / welches dann ziemlich lange / und
manchmal)! über ^Stunden anhält; es sey dan/
daß man demselbenMensche dieFüsse mit kalten
Wasser wasche/ alßdann kompt er wieder zu ihm
elber/ehe die 24 Stundenverlauffen sind.
Dieses seltzame Kraut wissen sich die üppi-
gen Weiber der Portugiesen in Ottinöie», ab-
sonderlichzu 6s» und daherumb/ ja auch viele
1"om, 11°

incjlLner zu ihrem Vortheil meisterlich zu be-
dtenen/indem sie es ihrenMänern eingeben/wie-
wol sehr heimllch/tnsouderheit/ wan sie mit ihre»
Buhlen ihren unkeuschen Muht kühlen wollen.
Dann wan sie von diesem Kraut dem Manne
eingegeben haben / so scheuen sie sich keines we-
ges/auch in seiner Gegenwart allen ihren Lüsten
abzuwarten/ja sie ziehen und rupfen ihn wo! gar
beym Barth/ nennen ihn einen Hahnreyen/ und
thun ihm dergleichen Possen mehr an; und ob
schon der Mann alles mit seinen Augen sichet/
verstehet er doch nichts / spricht auch nicht ein
Wort dazu/fondern lachet/und gebärdet sich nur
wie ein närrischer Mensch : Ja wann er wieder
zu ihm selber kommet / und seine Zeit auß ist / so
weiß er von nichts / sondern meinet er habege-
schlaffen.
Die 8ciaven und Dienstboten wissen sich
dieses Krauts auch wo! zu bedienen / dann sie ge-
ben etwas davon ihren Herrn und Frauen ein/
welche alßdann von ihnen beraubet und gewal-
tig bestohlen werden/wovon man gar viel Exem-
pel an den Treulosen IväiLnei-n findet. Es muß
aber die Omro» mit Unterscheid und Beschei-
denheit gebraucht werden / weil es eine Arth
Giffts ist/dann wan man einem zuviel davon ein-
gebe/so wurde es ihm sein Leben kosten/es were
dan/ daß man ihm von Stunden an ein starckes
Gegengtfft wieder beybrächte.
Uberallwächsetdieses Kraut/ wie gesagt/ in
Oüilläien, und ob es gleich höchlich verbieten
ist/daffelbe abzubrechen/und zu nutzen/ so wird es
dannoch gar sehr gebraucht/ja die Fürnehmsterv
so es am meisten verbieten/müssen es am meisten
genieffen/dann es wird ihnen von threnWekbem
gar offt etngegeben/ damit sie ihre Unkeuschheit
desto besser treiben mögen/ welchem OttinLea
ein gar gemeiner Gebrauch ist/ und find gar we-
nig davon außgenommen ; auch sind etliche
Männer dieses Krautes so sehr gewöhnet / daß /
wan sie nur den SaffL Davon in den Leib bekom-
vclöclä Mö«/
 
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