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Happel, Eberhard Werner; Wiering, Thomas von [Oth.]; Härtel, Zacharias [Oth.]
E.G. Happelii Gröste Denkwürdigkeiten der Welt Oder so genannte Relationes Curiosæ (Andrer-Theil): Worinnen dargestellet/ außgeführet und erklähret werden Die Denckwürdigste Seltzamkeiten/ So da in Historien, natürlichen Wundern/ am Himmel/ auff und in der Erden/ wie auch in und unter dem Meer zu finden seyn: Einem jeden curieusen Liebhaber zu gut auffgesetzet/ in Druck verfärtiget/ und mit vielen Figuren erläutert — Hamburg: Gedruckt und verlegt durch Thomas von Wiering, 1685 [VD17 3:306392E]

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.66375#0410

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d§0. 46

8.Ll,Lrlo«er LukioLL,


Der wohlbedachte Anschlag.

ADNser^ueor fahret fort in seiner Erzehlung
(Wmtt folgenden Worten:
Sechs Wochen hatte ich schon unter des
6uLr6iLns Peitsche auff der Gallee geschwitzet/
dann ohnerachtet wir unser bestes thaten mit
Rudern/dauchte dem Lusräian doch/ es gierige
nicht recht / wann er nicht einen vor der Geissel
schreycn hörete. Solches verdroß mich sehr.
Ich rathschlagtc mit meinen; Fessel-Cammera-
den offt über die Flucht / aber die Venetianische
Flotte lag über - Stunden von uns ab / und der
Strand ward von den Türcken gar genau be-
wacht. Der gedachte Russe war schon etliche
mah! auff derFlucht geweseu/aber allemahl wie-
der ertappet / worüber er Nasen und Ohren

verlohren hatte. Er aber sprach mir ein Hertze
ein/wiltu/ sagte er / lieber allezeit ein Narr seyn/
als einmahl deine Freyheit suchen ? Gcsetzt/wir
würden eingeholet / so hatte ich doch allem die
Schuld/und du kompst vhneStraffe davon/oder
würdest nur ein wenig auffdie Füsse geschlagen.
Jnrmittelst haben sie geschworen/mich leben-
dig zu verbrennen / wann ich noch einmahl auff
der Flucht ertappet würde. Aber ich achte es
nicht / ich will lieber einmahl sterben / als allezeit
in solcherschweren Dienstbarkeit leben.Er hatte
eine Feile in seinem Rock vernähet/ und war mit
einem Feuerschloß versehen / umb in Zeit der
Noth auch bey Nacht zu feylen.

Die gefundene Rettung.

einen Nachmittag umb 4Uhr/wurden
NMwir Sklaven loßgelassen/ umbin unseren
Gefässen Wasser zu holen; als wir nun an einan-
der geschloffen am Lande waren / giengen wir
etwas liess hinein vom brande ab. Es bcgunte
hart zu regnen.Wir gierigen in eine wüsteHütte/
und weil die Nacht einfiel / schlug er ein Liecht/
und feylete tapsser an unfern Fesseln/biß wir die-
selbe von uns warssen/da liessen wir davon. Die
Nacht war uns günstig / und eine Stunde vor
Tag waren wir schon am Strande/der mit Zel-
ten besetzet war/ der starcke Regen aber hatte die
Schildwachtvertrieben. Als sie uns aber im
Wasser schwimmen horeten/schossen sie mitPfei-
len nach uns / dann ihre Rohre waren durch den
Regen untüchtig gemacht. Der Russe bekam

einen Pfeilim hinter Backcn/doch schwumme er
neben mir fort / biß wir äusser Schuß waren/ da
wolte ich ihn den Pfeil anßziehen/ aber er schryhe
vor Schmertzen! O laß ihn stecken! laß ihn ste-
cken/ er hat Widerhacken / du wirst mich tödten.
In solchem Stande mnstcnwir wohl 2 Meilen
schwimmen / biß wir die Venetianische Flotte
erreichten. Endlich erlangten wir das Schiff
Abrahams-Opffer genandt/ woselbst wir einge-
nommen/ünd dem Russen der Pfeil/ welcher biß
an den Knochen gedrungen/ und Überzwerg ste-
ckete/ mit grosser Vorsichtigkeit außgeschnitten
ward. Dieser Pfeil hatte 8 Widerhacken/ doch
genaß er bald / und wir danckteu GOtt vo r seine
gnädige Erlösung.

KDBer eincnMonat hernach ward dieserHol-
(W länder mit iy andern an die Insul Samos
im ^rcküpeiAZO gesanö / einige Erfrischungen/
absonderlich Wasser/ zu holen / da er abermahl
lom. II.

Straussen andere Türckische Sclaverey.
in die Türckische Sclaverey gerathen. Die Helf-
te des Volcks/spricht er/ gieng nach dem Dvrffe/
einige Erfrischungen zu crkaussen / und ich mit
den andernschöpfften Waffer.Wir hatten kaum
xx 2 Fässer
 
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