Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Happel, Eberhard Werner; Wiering, Thomas von [Bearb.]; Härtel, Zacharias [Bearb.]
E.G. Happelii Gröste Denkwürdigkeiten der Welt Oder so genannte Relationes Curiosæ (Andrer-Theil): Worinnen dargestellet/ außgeführet und erklähret werden Die Denckwürdigste Seltzamkeiten/ So da in Historien, natürlichen Wundern/ am Himmel/ auff und in der Erden/ wie auch in und unter dem Meer zu finden seyn: Einem jeden curieusen Liebhaber zu gut auffgesetzet/ in Druck verfärtiget/ und mit vielen Figuren erläutert — Hamburg: Gedruckt und verlegt durch Thomas von Wiering, 1685 [VD17 3:306392E]

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.66375#0409

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ZHH euklvLL.

Hierauffwird er gefeilschet/und wann darauf
gebotten / gehet der Feilbieter oder Außruffer
mit dem Sclaven umbher/ und rnffet überlaut;
/^rraclie, XrrLcke; welches bedeutet: Wer gibt
mehr?wer gibt mehr ? Wann der Kauffgeschlos-
fen/gehet man zum Zöllner/so anff dem Marckt
sitzet/und sowolder Käuffer alsVerkäusser gibt
ihm ein gesetztes Geld vor den Groß-Türcken/
und also wird der gekauffte Selav weggeführet.
Der Außruffer nimpt darauff den nechffen bey
der Hand / und verfahrt mit ihm und allen den
übrigen/wie jetzt von dem ersten erzehlet worden.
Bey denen Sclaven / die schon anderwerts
vor Leibeygene gedtenet haben / braucht man so
viel Umbffände nicht / weil man von denselbigen
nicht so viel Vortheil zugewartenhat / als von
denneuankommenven / ja man verkausst solche
Sclaven gemeiniglich unter der Hand / und als-
dann bekommet der Lmeen oder Zöllner nichts
davon. Wann Sklavinnen auffdem Marckte

sind/fragt man sie / wasvorWeiber-Arveltjle
machen können / und darnach werden sie gescha-
tzet. Die man aber zu Concubinen begehret /
dorffen nur schön und wohl gewachsen seyn. Ei-
ne solche schöne Dirne wird hoch geschäht und
verkauffet; aber der Verkäuffer ist gehalten/ wo-
fern sie keine Jungfer befunden wird / das Geld
wieder zu geben/und noch darüber eineStraffe/
nach xroxoreion der Summa Geldes / zu er-
legen.
Dergleichen gelten die Knaben / welche schön
sind/anch sehr viel/ weiln die Türcken der Sodo-
mtterey gewaltig ergeben sind / ja man findet ih-
rer viele / Hui nolunt conßrell'urn, rüücum.
xuerir. Diese Sünde iff zu Conffantinopel so
gemein worden / daß viel Türcken kleine Knaben
auffkauffen/ umb bey andern Geld damit zu ver-
dienen. Lcluarc k^eitonL Reise durch Türckky/
xsrt 4 c. 8. xaZ. m. 408.

Der Holländische Sclave.

WHJe Verwegen seiner ^gefährlichen Reise
LLVwohl - bekandte Hollander Jan Jansen !
Strauß Ao. i6s6in der Venetianer Diensten !
wider die Türcken stunde/da begab sich ein seltza-
mer O-tfub mit ihm / welchen er in seiner andern
Reise Cap. z. mit folgenden Worten beschreibet:
Da wir mit unsern Galleen bey den Därcis-
veiien lagen/ hatten wir wenig Erfrischung / un-
ser Trinckwasser muffen wir aus einem Fluß bey
demzerfföreten Troja holen/und zwar nicht oh-
ne Gefahr des Gefängnüß oder Todes/ dann die
Türcken hatten daselbst vcrborgeueLauffgraben/
aus welchen sie unser Volck unversehens überfie-
len.Auffeine Zeit solte ich / nebst noch 7 andern/
in dem Boch Wasser holen / als wir an Troja
kamen / sahen wir etliche Weinberge / wohin wir
verlangten / weil es aber eine halbe Stunde ge-
hens vom Strande /und also gefährlich war/ lo-
seten wir darmnb/wer hingehen solte. Das Loß
traff mich / und nachdem ich mich umbher gese- s
hen/gieng ich bertzhafft fort.

So bald meine Hand anfieng zu pflücken / und
der Mund die Probe nahm/sähe ich mich umb/
und erblickete einen Haussen Türcken / so zwischen
mir und dem Ufer ans ihren Löchern herfnr ka-
men. Meine Cameraden/sv eben Wasser schvpf-
feten/kamen noch zu ihrem Both/ woranffsie aus
2 kleinen Feldftücklein in die Türcken spieletcn /
daß sie weichen muffen. Diese bekamen mich
darauffgefangen / führeten mich in eincrGallee/
welche wohl mit soo Sclaven besetzet war.
Hierauffwnrden mir dte Kleyder / wie auch
das Haar abgenommen / und ich behielt nichts/
als ein paar leinen Unterhosen / damit ward ich
an ein Ruder gesetzer / welches ich selb 6 kaum
regieren kunte. Ich ward an einen alten Russen
gefesselt/ welcher schon 24 Jahr aussden Galleen
gerudert hatte.Nunwar ich ein Sclav / aber
hierin unglücffeliger/als die andern/weil ich ver-
nahm/daß einer/ der von den Venetianern in der
Türcken Hande kommet/nimmermehrkan gelö-
serwerden.
 
Annotationen