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Happel, Eberhard Werner; Wiering, Thomas von [Bearb.]; Härtel, Zacharias [Bearb.]
E.G. Happelii Gröste Denkwürdigkeiten der Welt Oder so genannte Relationes Curiosæ (Andrer-Theil): Worinnen dargestellet/ außgeführet und erklähret werden Die Denckwürdigste Seltzamkeiten/ So da in Historien, natürlichen Wundern/ am Himmel/ auff und in der Erden/ wie auch in und unter dem Meer zu finden seyn: Einem jeden curieusen Liebhaber zu gut auffgesetzet/ in Druck verfärtiget/ und mit vielen Figuren erläutert — Hamburg: Gedruckt und verlegt durch Thomas von Wiering, 1685 [VD17 3:306392E]

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https://doi.org/10.11588/diglit.66375#0154

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Ko. 17» R.LL^'r eu^IOLL. LL9

Die inwendige Beschaffenheitder Wüsten Lop.

M^Iersolte mancher einen Eckel tragen / sich
VNin diese gefährliche grosse Wüste zu wagen/
aber nein: es darst sich der reisende Mann gleich-
wohl uurb das Wasser in dieser Wildnüß nicht
ebensosehr bekümmern / massen man hm und
wieder gar anmnhcige süsse / zuweilen auch gar
bittere und saltzhastte Ovellen amrifft / also/ daß'
man fast aile Tage einen ftischen Brunnen auff
seinem Wege erreichen kan/so lange inan nemlich
darin zu reisen har/dan man kan qver hindurch in-
nerhalb zo Lagen gelangen/ der aber nach Nor- ?
den oder Süden sich verirren würde / dem wolle
ich nrchc einen Heller vor sein Leben geben/ dann
er würde so liest hinein kommen / daß es ihm bald
an Proviant mangeln würde.
Es ist aber diese Wüste an ihr selber gantz ber- !
gicht/und wo sich eine Ebene austthut / da ist alles
mit dem feinesten Sand bedecket / also daß man
hieselbst weder Laub noch Graß findet / sondern
nichts/ als einen unsrnchtbchren traurigen Erd-
boden sters vor Augen stehet/ anffwelchem / umb
ber kahlen Herberge willen / auch nicht cin eini-
ges Thier zu sehen oder zu finden. Dieses ist noch
das aUerabscheulichste/ daß man in dieser gantzen
Wüsten so wohl bey Tag als Nachc / allerhand
Leuffels-Gespenster zusehen bekommet. Dan-
nenhero sich die reisende Leuche sehr wohl vorse- ,
hen/daß sie nicht von der Gesellschafft verirren/

noch irgend einer sich davon abreisse / oder weit
dchiuden bleibe: Dann so jemand durch die Hü-
gel und Berge seine Gefährten auß den Augen
verlieret/wird er sie nicht so leichtlich nicht wieder
finden/ angemerckt/ man alda viel böse Geister
oder Gespenster ruffen höret / die der Stimme
dieses oder jenes Menschen gar meisterlich nach-
zuästen / ihn bey sein en Nahmen zu nennen / und
dadurch von dem rechten Wege ab / und ins zeit«
liehe Verderben zu führen wissen.
Offtmahlen höret man in der Lufft muiicsL-
sehe luttrurncnrcv klingen / mehrmahlcn aber
Trummeln und Paucken / dannenhero ein zag-
hastter Mensch nicht beqvem ist / diese abscheuli-
che Wüste zu durchreisen. Es unterstehen sich
zwar einige fubcile lAivilci solche Villone und
Erscheinungen vor natürlich anßzuschreiben/und
dch sie auß eben dem Grunde entstehen / als die
LlcUianischeoder LLiLkrische l^lor^LNL, oder
Tenffels-Gesichter/ welche in meinen kelLrioni-
bur xLA. 79. umbstandlich bejchrieben worden.
Aber ich weiß auch wohl/daß ste viele Widerspre-
cher bekommen/ denen man nach geben.muß/ daß
sie auch verständige Leute sind. Und es ist wohl
einmahl gewiß / daß der Teuffel an einsamen Or-
ten am meisten seine Wercke sehen und spüren las-
set. Wir wollen vor dieses mal auch durchwan-
dern

Die Arabische Wüste.

An hat eigentlich zwo Arabische Wüsten/
eine ist nichts auders/als das so genandte
wüste selber/welches sich von Aleppo an
biß hinunter nachksüorA odcrLaUera/nicht weit
vom Einfluß des Luxkrats ins Persische Meer
erstrecket. ' Dieandereisteigenmchdas wvlbe-
kandterabis ketr^s.an dem rohten Meer hiu-
abzjene Wüste will ich erst beschreiben / und her-
nach auch der andern kürtzlich gedencken. Wann
man 4 oder 5 Tagreisen Dwerts von älexxo»

der berühmten Türckischen Handelsstadt in Sy«
rien/himer sich gelegt hat / so kommet man bey
dem Dorst^ckls in die Arabische Wüste / allda
weder Dörfler noch Häuser / noch gebauetes
Land/sondern lauter unstuchtbahre Heyden/und
brennender Sandanzutressen/ in welcher man
unterweilen hie und da grünes Graß / und ziem-
lich viel stachlichke Kräuter findet / an denen sich
die Cameele / in Ermangelung andern Futters/
zu sättigen pflegen.
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