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Happel, Eberhard Werner; Wiering, Thomas von [Bearb.]; Härtel, Zacharias [Bearb.]
E.G. Happelii Gröste Denkwürdigkeiten der Welt Oder so genannte Relationes Curiosæ (Andrer-Theil): Worinnen dargestellet/ außgeführet und erklähret werden Die Denckwürdigste Seltzamkeiten/ So da in Historien, natürlichen Wundern/ am Himmel/ auff und in der Erden/ wie auch in und unter dem Meer zu finden seyn: Einem jeden curieusen Liebhaber zu gut auffgesetzet/ in Druck verfärtiget/ und mit vielen Figuren erläutert — Hamburg: Gedruckt und verlegt durch Thomas von Wiering, 1685 [VD17 3:306392E]

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https://doi.org/10.11588/diglit.66375#0692

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8rH 6UKIO5L.

erauffdte Frage / wie es dann seyn könne/daß
gleichwohl dieser vorbeschriebene Frantzösische
Knabe ohnetutzige Kunst/ dieringenommenen
Speisen im Munde versamblen/ ausspeyen und
einschluckrn könne. Hierzu bedienet er sich fol-
genden beweises und Erläuterung:
Ob gleich Läleous 1. 4.äeLaus.rnorb.A
csx. is.Lc l6.behauptet/daß einMeusch
an seine Leibe nichts anders habe / mittelst Hesse
er von dem Geschmack urtyeilen/und denselben
unterscheiden könne/als die eintzige Zunge Ja
ob gleich ^nckvteles I-I. kiK. II. die
Zunge nennet einen Richter des Geschmacks /
woselbst er anführet / daß die Spitze der Zungen
den Geschmack wunderbchrlich unterscheide ;
So schreibet danonch vorbesagter Laienuz 1.6.
cke ulu parr. c. 8. Die Natur habe eine Senn-
Ader durch alle Theile des Mundes ausgebrei-
tet/welche man dienlich befunden/ daß ihnen der
Geschmack mitgetheilet würde. Und Ub. 16. c.
2. spricht er/ daß auch die Zahne fühlen / oder den
Geschmack empfinden und unterscheiden sollen /
wie die andern Theile des Wundes. Also kau
auch unser vursnllus alle gewönltche 8xecie§
des Geschmacks ohne Hülffe der Zungen gar
fertig unterscheiden / daß also die schmeckende
Krafft sich in dem Menschen hiß an den Gau-
men erstrecket. Dann / wie Vetaiiuz undkia-
reruz bezeugen/fo erstrecket und zertheilet sich eiu
mercklicher Zweig von einer Seen - Ader Lu dem
vierdten Paar (ist eine anatomische Redens-
Arth) durch den gantzen gaumen / welcher da-
durch das Ampt der Zungen verrichtet / wann
dieselbe entweder verlohren/erkrancket/ oder mit
einem dtcken Schleim überzogen ist / aus wel-
chem Grunde sie den Geschmack zum öfftern ver-
lieren kan/der doch zurGesundheit sehr nothwen-
dig ist / und zum Wolleven nicht allein bey Men-
schen und Thieren / sondern auch bey den Psian-
tzen/bie den GeschmacHaben an den kleinen Zä-
serlein der Wuetzel / durch welche / als so viel
Mauler/die Pfiantzen kosten/und was ihnen die-
net/an sich ziehen, Dahero ist zu glauben / daß

umbdes willen an einemseden Orthe nicht al-
lerhand Pstantzenwachfen / weil sie nicht allent-
halben diejenige Fruchtigkeit finden / die ihnen
wohlschmäckt und dienlich'ist.
Anlangend das kauen / so verwaltet dabey die
Zunge das Ambtj einer Schauffel oder Zangen/
mittelst welcher die Speise von einer Seiten des
Mundes an die andere geworffcn / zermalmet/
und so dann zum dauen oder kochen in den Ma-
gen versencket wird.
Nichts dest »weniger hat die Natur unseren
Frantzösifchen Knaben uuterwiesen / daß er an
statt der Zungen / mittelst der Backen und Lip-
pen und deren^usculev(Manßlein)dasjenige/
so unter dem kauen von einem Orth zum andern
fallen kan/zu den Backen-Zähnen treibet. Dann
den ersten Mund voll kan er nicht kauen / ohne
auffderSeiten / darauff er seine Hand geleget
hat. Den andern legte er auff die andere Sei-
te/und wechselt also ab/ indem er die Speise von
einer Seiten zur andern leget / wozu ihm die
Ivlulculi Luccinarores oder Maußlein hinter
und neben den Zahnen sehr behülflich sind.
Die Zunge dienet auch zum einschlucken/dar-
umöhabeneinige beyLaieno gesagt/dieselbige
diene/ wie eine andere Hand / dem Magen / und >
daß die Thiere / so gleichsam eine gekrümmete
Zunge haben/mittelst derselben / als mit einem
Löffel/das Wasser gar artig in den Schlund ein-
werffen. Und wassolte wohl unser uubezünge-
ter Knabe thun in einem zur Erhaltung des Le-
bens so nöhtigen Dinge / wann nicht auch das
einschlucken durch Hülffe anderer Lheilen des
Mundes verrichtet würde ? Diese (das
Einschlucken)istftey/ und geschehet rn?-ru3ni-
rnaii(durch eine Bewegung/sö allem/ was lebet/
gemein/)da;u hat sie ihre ^iuscuio§ und die Fa-
serlein der Kahlen/ woselbst die 2 b/luiculi sich
zusammen thun / die Speise hinab treiben / und
die angespannete Zäserlein in den Magen ziehen.
Es gibt auch einige Thiere / welche ohne Zunge
emschlucken/alsdie Schnecke/ der Crocodil/der
Storch ; und noch andere Thiere haben zwar
eine
 
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