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Happel, Eberhard Werner; Wiering, Thomas von [Bearb.]; Härtel, Zacharias [Bearb.]
E.G. Happelii Gröste Denkwürdigkeiten der Welt Oder so genannte Relationes Curiosæ (Andrer-Theil): Worinnen dargestellet/ außgeführet und erklähret werden Die Denckwürdigste Seltzamkeiten/ So da in Historien, natürlichen Wundern/ am Himmel/ auff und in der Erden/ wie auch in und unter dem Meer zu finden seyn: Einem jeden curieusen Liebhaber zu gut auffgesetzet/ in Druck verfärtiget/ und mit vielen Figuren erläutert — Hamburg: Gedruckt und verlegt durch Thomas von Wiering, 1685 [VD17 3:306392E]

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https://doi.org/10.11588/diglit.66375#0503

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ger Kunst wieder auffgerichtet hat. Sein Ge-
schlechts Name ist nicht bekandt/aber an dessen
Stadt ist desto bekandter sein Junahme/daß man
ihn wegen der bekandten Frauen-Liebe / doch in
Ehren und Gebühr/ Heinrich Frauen-Lob/ oder
Weiber - Lob genennet. Dann er hat viel schö-
ne Lieder und Gesänge zu Lob und Ruhm des
Weiblichen Geschlechts auffgesetzet und dieselbe
singen lassen.
Und dieses ist ihm gleichfals auch zu seinen Eh-
ren und sonderbahrcn Ruhm bey demFrauen-
Volck gereichet. Dann als er im Jahr Christi
1567 am Abend vor8t. ^vöreX zu Mayntz ge-
storben / ist er von denen fürnehmsten Frauen der

Stadt in einer ansehnlichen krocesüov zu Gras
be getragen/und seine Grabstädte dermassen mlk
dembestenWein eingeuetzt und begossen worden/
daß man dessen Geruch in der gantzcn Kirche
empfunden. Nichts weniger haben auch die
Frauen eine Zeitlang alle kurtzweilein ermeldter
SmdL verbohten / keine Hochzeit haken lassen/
und seinen Todt ein halbes Jahr betrauet.
Diese Ehre wäre dem Vißko Kickers nicht
wiederfahren / weil er in seinen Schrifften von
dem Frauenvolck ziemliche harte Worte verloh-
ren/wann er vorgegeben / mutiere« ranrum ck-
miöium r3rlvrl!5k30Lre. Die Weiber haben
nur einen halben Verstand.

Diegetreue8snÄi-l«

Königin von Leon,eineTochter8itti-
Aü,Kvnigsvon dilavarrL, führete einen tödt-
litchen Haß wider den Grafen von Castilien/weil
Derselbe ihrenVatter in einemTreffen erschlagen
hatte. In Hoffnung/sich zu rachen/ riech sie ihm/
aus angemaster Freundlichkeit / er mochte doch
DiePrtntzessin 83r>Äi3,Lärils«, König von dls-
vsrrs,ihres Brudern Tochter heurahten. Diese
Werbung stund den Grafen nicht übel an / aber
1-raüs hetzete ihren Bruder heimlich an / er
mochte sich nun an dem Grafen/wegm ihres An-
ters Todt gchührlich rachen.
Larüss folgte ihr / und hielt den Grafen sehr
Hart gefangen. Aber Lancia, als sie verstanden/
Daß ermeldter Graf ihr zuLiebe/in diese Noht ge- !
rahten/versicherte sich zuvor seikerBeständtgkett/
hernach halffsie ihm aus dem Gefangnüß / und
folgte ihm in Castilien/da er sic trauete. Darauff
ward der Grafvon dem König von Castilten zu
einem Duell außgefodert/ und ob er gleich merck-
ke/es stecke eine List dahinter/wolte er doch-eedlich
Handien / und erschien nur mit 7 Reutern anff
Dembestimmeten Platz. Aber er ward umbzin-
Zelt / in die Eysen geschlagen/und nach l-eon ge-
Lngengeführet.

83nÄlL nahm solches sehr übelauff ; und ge-
dachte / ihren Gemahl auffalle Weise zu er-
ledigen. Sie legtePilger-Kleider an/uud wal-
fahrtete nach St. Jacob zu LompofteH. Ihx
Weg gieng durch l-eon, woselbst sie beym Köni-
ge erlangte/ihren Gemahl zu sprechen / der auch
auffihr inständiges Anhalten dieselbe Nacht ü-
ber aus den Eysen geschlossen ward.
Folgendes Tages / ehe es Tag worden / legte
ire ihres Herren Kleyder an / und gab ihm ihr
Pilger-Habit/womit er hinauß gieng/und sie setz-
te sich an seine Stelle. Wie sie nun muhtmasse-
te/der Graffsey äusser Gefahr/lkß sie dem Köni-
ge entdecken/ daß ihr Gemahl erlediget / und sie
gefangen lage/worüöer sich derselbe höchlich ver-
wunderte/ihre Treue preisete/ und sie nach Casti-
lie» begleiten ließ.
Fast dergleichen Exempel haben wir mehr an
etlichen privat - Persohnen/ welche aber bey wei-
tem nicht in solche Oonliclersnoa kommen / als
sothane Exempel ffirnehmer Potentaten / welche
der gemeinen Welt fast durchgehendsvor ein E-
xempel der Nachfolge dienen. Dann der gemei-
ne Mann will allemahl gerne ein hohes Haupt
zum Vorgänger haben,
 
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