Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Happel, Eberhard Werner; Wiering, Thomas von [Oth.]; Härtel, Zacharias [Oth.]
E.G. Happelii Gröste Denkwürdigkeiten der Welt Oder so genannte Relationes Curiosæ (Andrer-Theil): Worinnen dargestellet/ außgeführet und erklähret werden Die Denckwürdigste Seltzamkeiten/ So da in Historien, natürlichen Wundern/ am Himmel/ auff und in der Erden/ wie auch in und unter dem Meer zu finden seyn: Einem jeden curieusen Liebhaber zu gut auffgesetzet/ in Druck verfärtiget/ und mit vielen Figuren erläutert — Hamburg: Gedruckt und verlegt durch Thomas von Wiering, 1685 [VD17 3:306392E]

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.66375#0529

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
OuklOSL.

den Fluch gehabt / daß also zur selbigen Zeit / die
Ebbe beginnet / wann in Hamburg die Fluch
kommet. Die demnach bey gutem Wind mit
anfangender Fluch die Elbe hinauffsiegeln/ kön-
nen M 9 Stunden Fluch behalten / weil sie mit
der Fluch gehen. Dann wann es schon noch 6
Stunden an dem Orch/da sie abgefahren/ ebbet/
fo sind sie doch in solcher Zeit schon 6 / 8 / oder 9
Meilen hinauff geseegelt / da die Fluth umb so
viel spahter hinkvmmct / und also noch umb ein
merMches langer wahret / dann wie sichs nach
dem Unterschied der Oerter langst der Elbe hin-
ab mit der Fiuth verhalt/also verhält sichs auch
mit der Ebbe. Und diese Negul hat nicht allein
an diesem/sondern aller Orten statr/wo dieFluth
aus der offenbahren See durch eine» Busen oder
Fürst in das Land sich hinein sencket.
Man muß hier weiter wissen / daß man dieser
Orten die höchste Fluth / Ebbe/ und das niedrig-
ste Wasser / Fluth nennet / weil nemlich / wann
die Fluth am höchsten kommen / alsobald die Eb-
be / und waun das Wasser am meisten abgelauf-
ftn / augenblicklich die Fluth beginnet. Dann
diejenigen irren/welche schreiben/ daß das Was-
ser / wann es auffs höchste gestiegen/ oderauffs
niedrigste gefallen/alßdaü ruhe/sintemal es gleich
alßdaä scheinet/ alswan man keinenScrom mer-
cke kvnte/so ist doch würckltch in der gröste Liesse/
beym höchsten Wasser der Ablauff und an den
Ufern des Strohms/ wo das Wasser leicht zn be-
wegen / bey der niedrigsten Ebbe der Strvhm zu
spühren : Wer aber nicht genaue Achtung dar-
auffhat/ wird solches nicht mercken/ und dahers
sagt der gemeine Mann bey höchster Fluch und
niedrigster Ebbe: Itzo ist stehend Wasser.
Wann einer die Gelegenheit hat/ selbst eigene
Obiervariünez mit seinem Augenschein und Er-
fahrung von einem Dinge zu machen/ so kan mau
einem solchen mit besserm Fundament glauben
gebemDann was dtejenigen/denen dieses Meer-
wunder nimmer vor die Augen kommen / schrei-
ben/ solches sind nur Muthmaffungen/ und hat
keinengewiffen Grund.

47^
Uhr/ (dann ich habe alle Augenblick dieses Was-
ser-Wunder vor meineml-oßimevt, habe aber
jederzeit in acht genommen / daß die Fluth umb
eine viertel oder halbe / beym Ostwind auch wol
über einegantze Stunde minder wahret/als die
Ebbe) alßdann ebbet das Wasser biß etwa eine
Viertelstunde und etliche Minuten / oder wohl
gar eine halbe Stunde / über 9 gegen Abend.
Umb dich Zeit beginnet die Fluth wieder zu kom-
men/ welche laufft biß fast umb 4 Uar gegen den
Morgen / alsdann folget die Ebbe wieder biß
«mb die Glocke 10 des folgenden Tages. Sol-
cher gestalt kan man dieses Orths garieicht aus
langer Erfahrung wissen / wann die Fluth kom-
men/auch wie hoch sie anlauffen werde/nnd kom-
met einem die in etlichen auff diesen Rorirom
gerichtete Calendernangesitzte Ebbe und Fluth
bißweilen / absonderlich bey Veränderung dec
Winde/gar nichtzu statten.
Obaber gleich die See in der Fluth-Zeit mit
gantzer.Macht ihr mitgeführtesWasser nach dem
Lande schiagt/so kan doch die Fluth nicht zugleich
unNmff einmahl sich aller Orten / dahin sie zu
lausten pfleget / einfinden/ sondern wann es am
See-Mr fluthet / so wird es noch eine Stunde
ebben an den Orth / der den Srrohm hinauff;
Meile von der See lieget. Zum klaren Beweist
dienet uns das Exempel dieser Stadt / davon zu
wissen / daß man von Hamburg biß in die offen-
bahre See/ welche bey der so geyandten Schar-
Lonnen unter dem neuen Merck (worauff diese
Stadt eine Baake oder grosses Nacht-Feuer auf
einer Höhe für die Schisse unterhalt) beginnet/
r8 Leutsche Meilen zu seegeln hat. Wann es
aber zu Hamburg beginnet zu fluchen/ so fangt es
bey der Schacthonnen schon an zu ebben. Nem-
lich/ wann die Fluth aühier anfangt/ so hat man
zu Wedel oder bey der Ltche / ; Meilen Hinab-
werts schon vor einer Stunde / eine Meile ober-
halb Glückstadt schon vor 2 St unden/zu Bruns-
büttel vor z SLunde.y/und so fort; Meile weiter
hinab vor 4 Stunden / noch z Meile weiter vor
x und endlich bey der Schattonnen vor 6 SLun- j
 
Annotationen