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https://doi.org/10.11588/diglit.66375#0645
;7§
Ou^iosL.
Hiebey fallet mir bey/ eine artliche Geschichte
von einem andern Bernstein / in welchem ein Lö-
wen - Hertz verschlossen. Für Feit des Ungari-
schenKönigs kisttkise Lorvinl war an selbigen
Hofe zu Ofen ein Teutscher von Adel / des Ge-
schlechts von Berstein; Als der König einmahls
auffdem Schloß herumb spatzierete/ kommet er
zu dem Löwen-Hause / in Begleitung dieses E-
delmans und anderer Bedienten. Nachdem er
befohlen/dem Löwen ein stück Fleisch vorzuwerf-
fen / redet erden von Bernstein an / ob er so kühn
jey/dem Löwen bas Fleisch zu nehmen.Wiewohl
nun der Teutsche/ wohin das gemeinet / leicht
verstehen können / und was vor Gefahr ihm da-
von zustünde/so er sich des Wagstücks unterstün-
de/ jedoch Unglimpffund Stichreden vorzukom-
men/ entschleust er sein Leben daran zu wagen/
wickelt seinen Mantel lM den Arm / fasset das
Gewehr mit der rechten Hand/ und gehet also in
die Grube.auff dem Löwen zu. Welcher aber/
wie er sein ansichtigwird / und sein unerschrocke
nes Gemüht vermercket / nicht erwarten will/
(gestaltsam solcher Thiere Art scyn / denjenigen
zu weichen / welche sie an Künhett übertreffen.)
Also hat der von Bernstein das Fleischauffgeho-
ben / unddemKönige nicht ohne seiner und des
gantzen Hofes Lrvssen Verwunderung zuge-
bracht.
Wiewohl nun der König darauff gar gnädig
sich gegen ihm erwtesen/hat dieser doch / vielleicht
baß es ihm nicht weiter so angehen möchte / und
weil er auch vermeynet /. der Teutschen Mann-
heit bey den Ungarn nachGenügen beweist zu ha-
ben/bald aus dem Hofe seinen Abschied genom-
men/ Md davon gezogen.
Es soll sonsten dieser König denen Teutschen
nicht recht hold gewesen seyn / da er doch viel
Teutsch Volck in seinen Kriegen gebrauchet/und
deren auch an seinem Hofe- hatte.
Der Uhrsprung sothanen Agt-oder Bernsteins.
WH Je sind aber solcheThierlcin dahin gekom-
AVinen / und warumb sitzen sie nicht vielmehr
nur auff der äussersten Flache ? äxncoiÄ ant-
worte hierauff : Daß die Ameisen allerhand
rohte Würmlein / Mucken/ Bienen/ Spinnen/
EydeM/ Nattern/imgleichcn kleine Ftschlein/
oder Fisch-Rogen / wie auch Krauter-Stengel
und Blatter vorher auffdemMeer geflogen oder
sonst hinein gefallen / nachmals von dem Hartz/
bannder Bernstein ist anders nichts / als das
köstlichste unterirdische Hartz/ welches entweder
aus dem Grunde des Meers/oder von dem Ufer/
oder durch einen Fluß dem Meer zugeschwem-
met/hernach an den Strand ausgeworffen wird/
und alda von der Sonnen und Lufft zu einer stei-
nigten 8ubttautz ertrucknet / welches aus der
Erden herfür ins Meer geflossen / ergriffen/ ein-
geschlossen / und also nebst demselben Hartz in
Stein verwandelt worden.
kirckerus orkiahret diese Meynung noch et-
was deutlicher / nemlich : Weil das Hartz noch
weich und flüssigtst/wann esvonden Wellendes
Meers ans Ufer geworffen/ so wird es daselbsten
zwischen dem Sand und Steinen von der trocke-
nen Lufft zähe / daher die Thierlein / welche dem
Geruch und Geschmack nachkriechen/ oder flie-
gen / so bald sie sich darauff setzen / zugleich auch/
- als an einem Leim / daran bekleben. In dem sie
nun davon sich wieder loßzuwircken vergeblich be-
mühen/wird die Materie oder Safft/ so noch be-
weglich ist / von den grossenlund weit über den
Strandt hinaus rauschenden Wellen / nach und
nach in eine Kugel oder andere Form zusammen
gerollet / und auffsolche weise stöst und schlagt
eineWelle nach der andern so lang und offt an die
hartzigte Materie / biß die angedeutete Lhierlein
recht mitten eingewtckelt werden / woselbst sie
zwar ihre Farbe nicht verändern / jedannoch mit
dem Agtstein selber eine steinerne Lubüsvtzbe-
kommen und annehmen.
Ou^iosL.
Hiebey fallet mir bey/ eine artliche Geschichte
von einem andern Bernstein / in welchem ein Lö-
wen - Hertz verschlossen. Für Feit des Ungari-
schenKönigs kisttkise Lorvinl war an selbigen
Hofe zu Ofen ein Teutscher von Adel / des Ge-
schlechts von Berstein; Als der König einmahls
auffdem Schloß herumb spatzierete/ kommet er
zu dem Löwen-Hause / in Begleitung dieses E-
delmans und anderer Bedienten. Nachdem er
befohlen/dem Löwen ein stück Fleisch vorzuwerf-
fen / redet erden von Bernstein an / ob er so kühn
jey/dem Löwen bas Fleisch zu nehmen.Wiewohl
nun der Teutsche/ wohin das gemeinet / leicht
verstehen können / und was vor Gefahr ihm da-
von zustünde/so er sich des Wagstücks unterstün-
de/ jedoch Unglimpffund Stichreden vorzukom-
men/ entschleust er sein Leben daran zu wagen/
wickelt seinen Mantel lM den Arm / fasset das
Gewehr mit der rechten Hand/ und gehet also in
die Grube.auff dem Löwen zu. Welcher aber/
wie er sein ansichtigwird / und sein unerschrocke
nes Gemüht vermercket / nicht erwarten will/
(gestaltsam solcher Thiere Art scyn / denjenigen
zu weichen / welche sie an Künhett übertreffen.)
Also hat der von Bernstein das Fleischauffgeho-
ben / unddemKönige nicht ohne seiner und des
gantzen Hofes Lrvssen Verwunderung zuge-
bracht.
Wiewohl nun der König darauff gar gnädig
sich gegen ihm erwtesen/hat dieser doch / vielleicht
baß es ihm nicht weiter so angehen möchte / und
weil er auch vermeynet /. der Teutschen Mann-
heit bey den Ungarn nachGenügen beweist zu ha-
ben/bald aus dem Hofe seinen Abschied genom-
men/ Md davon gezogen.
Es soll sonsten dieser König denen Teutschen
nicht recht hold gewesen seyn / da er doch viel
Teutsch Volck in seinen Kriegen gebrauchet/und
deren auch an seinem Hofe- hatte.
Der Uhrsprung sothanen Agt-oder Bernsteins.
WH Je sind aber solcheThierlcin dahin gekom-
AVinen / und warumb sitzen sie nicht vielmehr
nur auff der äussersten Flache ? äxncoiÄ ant-
worte hierauff : Daß die Ameisen allerhand
rohte Würmlein / Mucken/ Bienen/ Spinnen/
EydeM/ Nattern/imgleichcn kleine Ftschlein/
oder Fisch-Rogen / wie auch Krauter-Stengel
und Blatter vorher auffdemMeer geflogen oder
sonst hinein gefallen / nachmals von dem Hartz/
bannder Bernstein ist anders nichts / als das
köstlichste unterirdische Hartz/ welches entweder
aus dem Grunde des Meers/oder von dem Ufer/
oder durch einen Fluß dem Meer zugeschwem-
met/hernach an den Strand ausgeworffen wird/
und alda von der Sonnen und Lufft zu einer stei-
nigten 8ubttautz ertrucknet / welches aus der
Erden herfür ins Meer geflossen / ergriffen/ ein-
geschlossen / und also nebst demselben Hartz in
Stein verwandelt worden.
kirckerus orkiahret diese Meynung noch et-
was deutlicher / nemlich : Weil das Hartz noch
weich und flüssigtst/wann esvonden Wellendes
Meers ans Ufer geworffen/ so wird es daselbsten
zwischen dem Sand und Steinen von der trocke-
nen Lufft zähe / daher die Thierlein / welche dem
Geruch und Geschmack nachkriechen/ oder flie-
gen / so bald sie sich darauff setzen / zugleich auch/
- als an einem Leim / daran bekleben. In dem sie
nun davon sich wieder loßzuwircken vergeblich be-
mühen/wird die Materie oder Safft/ so noch be-
weglich ist / von den grossenlund weit über den
Strandt hinaus rauschenden Wellen / nach und
nach in eine Kugel oder andere Form zusammen
gerollet / und auffsolche weise stöst und schlagt
eineWelle nach der andern so lang und offt an die
hartzigte Materie / biß die angedeutete Lhierlein
recht mitten eingewtckelt werden / woselbst sie
zwar ihre Farbe nicht verändern / jedannoch mit
dem Agtstein selber eine steinerne Lubüsvtzbe-
kommen und annehmen.