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De Noailles: Histoire de Md. de Maintenon.

Was des Königs Zuneigung zu der Wittwe Scarron immer hoher
steigerte, war vorzüglich die zärtliche Sorge, welche sie seinem Lieblinge,
dem jungen Maine, widmete. Dieser war der Abgott des Vaters. Um
diesem zu gefallen, liess die Erzieherin die Briefchen, Geschichtsauszüge
und witzigen Einfälle des Zöglings drucken mit der Aufschrift: Oeuvres
diverses d’un enfant de sept ans, und mit einem an die Montespan ge-
richteten Vorwort, worin auf die feinste Art die schmeichelhaftesten Dinge
für sie und den König und seine Regierung angebracht sind. Das Vor-
wort wird p. 477 ff. vollständig mitgetheilt. Der Verf. nennt es ein chef
d’oeuvre de Batterie delicate. — Mit einem Geldgeschenk des Königs kaufte
Mad. Scarron das schöne Landgut Maintenon, nur zehn Stunden von Ver-
sailles entfernt, von dem ihr nun der König den Namen gab (p. 488}.
Inzwischen war ihr Verhältniss zur Montespan ein beständiger Wechsel
von Zerwürfniss und Aussöhnung. Unter der Hand that sie jedoch das
Ihrige, um Bossuet’s und Bourdaloue’s Bestrebungen für die Lösung der
Verbindung des Königs mit der Maitresse zu fördern. Man hoffte den be-
sten Erfolg. Da bekam die Maintenon den Auftrag, den schwächlichen
v. Maine in die Bäder der Pyrenäen zu begleiten. Auf der ganzen Reise
wurden diesem Kind die gleichen Ehren wie einem Prinzen von Geblüt
erwiesen, wovon auch ein Abglanz auf seine Erzieherin fiel (p. 505. 514}.
Sie trat dabei in unmittelbaren Briefwechsel mit dem König über den Zu-
stand des Söhnchens (p. 507}, und es war für sie ein wahrer Triumph,
als sie hernach den Zögling hergestellt dem König in Versailles vorführte
(p. 515}. Während sich nun der König den Schein gab, sein Verhält-
niss zur Montespan auf blosse Rücksichten der Freundschaft zu beschrän-
ken, ward inan doch bald gewahr, dass der Schein bloss Täuschung war.
Die Maintenon schrieb darüber an eine Vertraute: il n’y a que le pere
de La Chaise (Jesuit und Beichtvater des Königs) qui puisse faire
reussir — Pourquoi ne lui interdit-il pas absolument l’usage des sacrements?
II se contente d’une demi-conversion (p. 523}. Die Montespan blieb im
Amt. Sie, die Maintenon, und der König fanden sich oft allein zusammen
(p. 525}. Der Montespan kam damals der Gedanke einer Regierungsge-
schichte Ludwig’s durch die Erklärung der über die Hauptereignisse er-
schienenen Medaillen, und auf den Vorschlag der Maintenon wurden die
Herren Boileau und Racine mit dieser Arbeit beauftragt. So oft nun ein
Stück fertig war, lasen es die Verfasser dem König in Gegenwart jener
beiden Damen vor (p. 526}. Hingegen in den glänzenden Hofzirkeln,
in denen auch die Königin erschien, wurde sehr hoch gespielt. Mille
louis sont repandus sur le tapis, il n’y a point d’autres jetons (p. 529}.
 
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