eidelberger Volkoblatt.
. S.
erſchernt Mittsoch uud Samſtag. Preis menailich 36- f Ainzelne Nummer à 6 Pf. Man abönnirt beim Verleger, Schiffgalſe 4
uud bei den Xrägern. Austsärts bei den Vauvbelen und Poſankalten. ö
2* * * 1 **
Die Braſtdeuriu.
erbumalgeſchichte von J. D. H. Lemme. ö
* Cdorſſehung.)
„Du wirſt an meiner Seite ſein, liebe Mutter? war
ihre Erwiderung auf die Bitte der Dame. — Mimoſe!
lachte die Präſidentin. Ich werde Dich beſchützen, ſagte
ſie hir zu, vorausgeſetzt, daß Du in Gegenwart des Gra-
hole Dich hier ab. — Ste ging. — Sie begab ſich in
den Empfangsſalon, in welch m der Graf Mogialski auf
ſie wartete. — Als ſie den ſchönen junge Mann, der fie
umarmen durfte, verlaſſen mußte, hatte ſie ihm verſpro-
chen, in zehn Minuten wieder bei ihm zu ſein. Mehr
als eine halbe Stunde war vergangen. — Er empfti
ſie übellaunig. — Du biſt eine Andere geworden, Adele,
ſeitdem Du hier biſt! — Sie erwiderte ihm: Darch die
zehn Minuten, die Du auf mich warten mußteſt? —
Es war länger! — Pah, ö
wie viele
mich hier vergeblich auf Dich warten ließeſt? —
Erſt eine driagende Raſſ . 61
rſt vorgeſtern konnte ich zurückkehren, und gab ich
nicht ſogleich Nachricht 2—Und ih iabets Dich wrt
ein. Oas wäre alſo ausgeglichen.
11 à H Du biſt keine Frau!
dem halb neckenden Toae; ſie ſchien Alles, wenigſtens
ſehr Vieles leicht nehnen zu Wluen — Er war voch
nicht verſöhnt, oder gab ſich ſo. — Ste ſtellte ſich vor
ihn. — Sieh mich an! — Sie war ſo ſchön; ihre Au-
gen glänzten wie der, als wenn kein Moſes Levl dagewe-
ſen ſei. — Ihre Schönheit zerſchmolz doch ſeine üble
van wollte ſie umarmen. ö —
n Greis dem ſchneeweißen Haare und auch wol
den Jahren nach; aber mit dem faſchn kalfthen Ge-
ſicht, mit der feſten Haltung und den elaſtiſchen Bewe-
gungen der hohen Heldengeſtalt, die durch die glänzende
Generalsuniform doppelt gehoben wurde, ein Maun, der
noch in der vollen Lebenskraft ſtaud, hatte durch die ge-
jugen Mar die Dem Artin EToaht ihre Tochter, den
en Mann an dem Arm der Tochter. Er w⸗
entgegengeeilt. en MBidil
ſis in den Saal, das funge Prar folgte...
„Es folgte eine lanze Zeit gegenſeitiger Begräßungen.
Und nun, ſchmolle
— Sie ſprach immer
Liebe Exzellenz, ſagte die
Sie hatten noch kein Auge fü: meine Helene.
pfing
Die Dame
geſtrenger Herr Rechenmeiſter,
Minuten enthalten die drei Wochen „ die Du
zu machen. Du weißt es!
— Und ich ladete Dich ſofort
Bürde befreit.
Er bot der Präſidentin ſeinen Arm, führte
. Der General Graf Waldern war an der Seite der
Präſidentin geblieben.
Komteß Helene hatte ſich ſaſt ängftlich in der Nähe
— der Mutter gehalten, ſie erſchien zum erſten Male in der
Geſellſchadtrfft.
Der Graf Mogialski hatte taktvoll ſeinen Arm aus
dem Helenen's zurückgezogen und ſich ſelbſt faſt ehrerbie-
tig hinter ihr aufgeſtellt. •
Die Begrüßungen waren vor über, auch die Huldigun-
gen, die der Schönheit von der Mutter und Tochter wur-
eigenen Schönheit höher ſtand, x
Freilich nicht immer!
als der ihres Kindes.
Präſidentin zu dem General;
Doch, gnädige Frau, ich ſah die Ko
Die Antwort war froſtig. . 7„7
ſah ihn befremdet an. Sie war raſch ent-
ſchloſſen:
Was that Ihnen Helene ?
Nichts
Dem Nichts ſollte ein Aber folgen, Exzellenz!;
Die Dame ſagte es mit einer gewiſſen Aufwallung.
Oer alte General war ein braver, offener, aufrichti-
ger Mann. ö
Gnädige Frau, Komteß Helene hat mir nichts gethan,
mtes.
wie könnte das edle Kind mich verletzen! Ich habe auch!
nichts gegen fie, wie könnte ich einen Engel gram ſein!
Aber der Mann an ihrer Seite — er gefällt mir nicht.
Die Präfidentin athmete auf, wie von einer ſchweren
O, Exzellenz erwiderte ſie, und ihre Stimme hatte
den Ton leiſer, ſchmerzlcher Klage, der Geaf Mogialski —
Sie brach ab. —
Der General, wie ihre Erwiderunz ergänzend, ſagte:
Gnädige Frau, es würde mich glücklich machen, wenn
unſere Anſichten über den jungen Mann zuſammenteäfen
Leiſe erröthete, leicht erbleichte die Dame doch; aber
ſie entgegnete mit ihrer bekümmerten Miene: Ich halte
ihn für einen gefährlichen Menſchen — ich muß ihn lei-
der ſchonen.
Ein: Warum? ſchwebte wohl auf den Lippen des
Generals, ſprachen ſeinen Blicke aus; übet die Lippen
kam es nicht.
Präftdentin hatte es erwartet.
. S.
erſchernt Mittsoch uud Samſtag. Preis menailich 36- f Ainzelne Nummer à 6 Pf. Man abönnirt beim Verleger, Schiffgalſe 4
uud bei den Xrägern. Austsärts bei den Vauvbelen und Poſankalten. ö
2* * * 1 **
Die Braſtdeuriu.
erbumalgeſchichte von J. D. H. Lemme. ö
* Cdorſſehung.)
„Du wirſt an meiner Seite ſein, liebe Mutter? war
ihre Erwiderung auf die Bitte der Dame. — Mimoſe!
lachte die Präſidentin. Ich werde Dich beſchützen, ſagte
ſie hir zu, vorausgeſetzt, daß Du in Gegenwart des Gra-
hole Dich hier ab. — Ste ging. — Sie begab ſich in
den Empfangsſalon, in welch m der Graf Mogialski auf
ſie wartete. — Als ſie den ſchönen junge Mann, der fie
umarmen durfte, verlaſſen mußte, hatte ſie ihm verſpro-
chen, in zehn Minuten wieder bei ihm zu ſein. Mehr
als eine halbe Stunde war vergangen. — Er empfti
ſie übellaunig. — Du biſt eine Andere geworden, Adele,
ſeitdem Du hier biſt! — Sie erwiderte ihm: Darch die
zehn Minuten, die Du auf mich warten mußteſt? —
Es war länger! — Pah, ö
wie viele
mich hier vergeblich auf Dich warten ließeſt? —
Erſt eine driagende Raſſ . 61
rſt vorgeſtern konnte ich zurückkehren, und gab ich
nicht ſogleich Nachricht 2—Und ih iabets Dich wrt
ein. Oas wäre alſo ausgeglichen.
11 à H Du biſt keine Frau!
dem halb neckenden Toae; ſie ſchien Alles, wenigſtens
ſehr Vieles leicht nehnen zu Wluen — Er war voch
nicht verſöhnt, oder gab ſich ſo. — Ste ſtellte ſich vor
ihn. — Sieh mich an! — Sie war ſo ſchön; ihre Au-
gen glänzten wie der, als wenn kein Moſes Levl dagewe-
ſen ſei. — Ihre Schönheit zerſchmolz doch ſeine üble
van wollte ſie umarmen. ö —
n Greis dem ſchneeweißen Haare und auch wol
den Jahren nach; aber mit dem faſchn kalfthen Ge-
ſicht, mit der feſten Haltung und den elaſtiſchen Bewe-
gungen der hohen Heldengeſtalt, die durch die glänzende
Generalsuniform doppelt gehoben wurde, ein Maun, der
noch in der vollen Lebenskraft ſtaud, hatte durch die ge-
jugen Mar die Dem Artin EToaht ihre Tochter, den
en Mann an dem Arm der Tochter. Er w⸗
entgegengeeilt. en MBidil
ſis in den Saal, das funge Prar folgte...
„Es folgte eine lanze Zeit gegenſeitiger Begräßungen.
Und nun, ſchmolle
— Sie ſprach immer
Liebe Exzellenz, ſagte die
Sie hatten noch kein Auge fü: meine Helene.
pfing
Die Dame
geſtrenger Herr Rechenmeiſter,
Minuten enthalten die drei Wochen „ die Du
zu machen. Du weißt es!
— Und ich ladete Dich ſofort
Bürde befreit.
Er bot der Präſidentin ſeinen Arm, führte
. Der General Graf Waldern war an der Seite der
Präſidentin geblieben.
Komteß Helene hatte ſich ſaſt ängftlich in der Nähe
— der Mutter gehalten, ſie erſchien zum erſten Male in der
Geſellſchadtrfft.
Der Graf Mogialski hatte taktvoll ſeinen Arm aus
dem Helenen's zurückgezogen und ſich ſelbſt faſt ehrerbie-
tig hinter ihr aufgeſtellt. •
Die Begrüßungen waren vor über, auch die Huldigun-
gen, die der Schönheit von der Mutter und Tochter wur-
eigenen Schönheit höher ſtand, x
Freilich nicht immer!
als der ihres Kindes.
Präſidentin zu dem General;
Doch, gnädige Frau, ich ſah die Ko
Die Antwort war froſtig. . 7„7
ſah ihn befremdet an. Sie war raſch ent-
ſchloſſen:
Was that Ihnen Helene ?
Nichts
Dem Nichts ſollte ein Aber folgen, Exzellenz!;
Die Dame ſagte es mit einer gewiſſen Aufwallung.
Oer alte General war ein braver, offener, aufrichti-
ger Mann. ö
Gnädige Frau, Komteß Helene hat mir nichts gethan,
mtes.
wie könnte das edle Kind mich verletzen! Ich habe auch!
nichts gegen fie, wie könnte ich einen Engel gram ſein!
Aber der Mann an ihrer Seite — er gefällt mir nicht.
Die Präfidentin athmete auf, wie von einer ſchweren
O, Exzellenz erwiderte ſie, und ihre Stimme hatte
den Ton leiſer, ſchmerzlcher Klage, der Geaf Mogialski —
Sie brach ab. —
Der General, wie ihre Erwiderunz ergänzend, ſagte:
Gnädige Frau, es würde mich glücklich machen, wenn
unſere Anſichten über den jungen Mann zuſammenteäfen
Leiſe erröthete, leicht erbleichte die Dame doch; aber
ſie entgegnete mit ihrer bekümmerten Miene: Ich halte
ihn für einen gefährlichen Menſchen — ich muß ihn lei-
der ſchonen.
Ein: Warum? ſchwebte wohl auf den Lippen des
Generals, ſprachen ſeinen Blicke aus; übet die Lippen
kam es nicht.
Präftdentin hatte es erwartet.