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in welcher Beziehung kann es zu Dir und Deiner Ge-
ſchichte ſtehen?“ ö
„Es gehoͤrt dem reichſten Banquier der Stadt.“
„Das kann man wohl ſehen.“
„Er iſt Vater einer Tochter, eiver einzigen Tochter!“
rief Mar mit Emph ſe aus.
5 „So!“ erwiederte ich trocken, ärgerlich über die Ko-
mö ie. ö
„Seine eirzige Erbin!“ ö
„Nun, Freund, inwiefern berührt Dich das?“
„Es beſchämt mich wicklich, meinem beſten Freunde
ſo lange ein Geheimniß nicht mitgetheilt zu haben, ein
Geheimniß
Ich konnte nicht verſtehen, was Max zwiſchen den
Zähnen murmelte; doch war ich neugierig geworden, da-
rrom frug ich weiter.
„Was willſt Du ſagen? — Ein Geheimmſiß?“
Mein Gott! Mein Gott! — Di s Geheimniß gehoͤrt
ja nicht mir!“
„Welches Geheimniß?“ ſagte ich ungeduldig.
„Ein reizendes Mädchen! — Ein Engel!“
„Du ermüdeſt meine Geduld, lieber Freund!“
„Ich hebe ihr Herz gewonnen,“ ſprach nach einer
Pauſe Mox erröthend.
„Das Herz der Erbin ?“ ö —
„Sie liebt mich!“ fügte er leiſe binzu.
„Oas iſt allerdings eine wichtige Neuigkeit!“ rief ich
aus. „In dieſem Falle haft Du ja die Hülfe eines ar-
men Teufels, wie ich Einer bin, gar nicht nöthig.“
10 Mor ſchrack leicht zuſammen, aber nur eine Sekunde
ng. ö ö
„O!“ enwiderte er raſch, „Du weißt nicht Alles.
Sie liebt mich, es iſt wahr; ſie liebt mich zum Wahn-
ſinn, bis zur Raſerei und ich liebe ſie wieder mit aller
Macht meiner Stele, mit aller Gluth meines Herzens.
ic w lwant Re ord ihr Vater iſt, wenn er hoͤrte, daß
nſolvent ſei, würde er von einer Heirath gewiß Nicht
mehr hören wollen. Henaä geß deche
„Ein Mann von Vernunft,“ ſprach ich lachend.
würſch, daß ur 0 all weulgſ Hinderniß — Hedwig
„ daß ihr Gemahgl wenigſtens Rittmeiſter ſei.“
Ich lächelte wieder. er
„Es iſt vielleicht eine Schwäche,“ ſagte Max in et-
was gereiztem Tone, „aber es iſt die einzige, die ich an
ihr eutdecken konnte, und ich muß ſie ſchonen. Ich ſehe
keine Ausſicht auf raſches Avancement, wenn ich nicht
meine Transferirung zu einem Küraſfierregiment erwir-
ken kann. Der Bewilligung bin ich gewiß, und — — —“
„Gut, gut,“ ſagte ich, „ich glaube Dich zu verſtehen
— ich bitte Dich, mir offen und ohne Umſchweife aus-
einander zu ſetzen, was ich für Dich thun kana.“
„Ich fühle mich recht beſchämt,“ antwortete er zögernd,
„Dich kitten zu müſſen, Deinen Ramen unter einen Wech-
ſel von 3000 Thalern zu ſchreiben.“
Ich ſprang einen Schritt zurück.
„Himmel! welche Summe! rief ich aus. „Allein,
nach dem, was Du mir ſo eben vertraut haſt, darf und
tement.
will ich Dir die Erfüllung Deiner Bitte nicht verweigern.
Iſt der Wechſel fällig — mag kommen, was da will.“
„Ich werde dafür zu ſorgen wiſſen,“ verſetzte Max
Raönu „daß Du Dich ruhig auf mein Wort verlaſſen
annſt.“ ö
„Wenn dem nicht ſo wäre, mein lieber Freund? —
— beherzige, daß ich dem Gefängniſſe nicht entrinnen
könnte. Doch genug über dieſen traurigen Gegenſtand,
kehren wir in Deine Wo˖nung zurück, um die Sache ab-
zumachen.“
„Noch eine Minute!“ bat er, „ich konn mich von
dieſem theueren Hauſe nicht losreißen!“
5 „Es iſt ein ſchönes Behältriß, das Dein Kleinod ver-
rgt!“ ö
„Ich! aber höre, Freund, Du mußt an meinem Glücke
Theil nehmen“, ſprach er mit Wärme. „Sieſt Du dieſe
drei Fenſter mit den blauſeidenen Vorhängen? Si ge-
hören zu einem koͤſtlichen Zimmer, welches ausſchließlich
für Dich beſtimmt ſein wird, ſoband ich mich endlich als
den Beſitzer dieſes Hauſes ſehen werde. Ich kenne nichts,
das komfortabler ſein könnte, als dieſes reizende Appar-
Die Möbel von dem ausgeſuchteſten Geſchmack,
eine prächtige Ausſicht nach dem Park — — boch komm,
lieber Freund, wir wollen von dem Allen bei Tiſche reden.“
Je länger unſere Mahlzeit währte, deſto mehr ſchien
ſich Mox von der Rührung zu erholen, die ſich ſeiner
bemächtigt hatte und vergnügt und ruhig, wie ich ihn im
Augenblicke einer ſo lar gen Trennung ſah, konnte ich den
Verdacht nicht abwehren, daß er mehr für die Erbſchaft
als für die Erbin enthrannt wäre.
„Ich kann es gar nicht begreifen, Max,“ ſagte ich,
„wann Du dies Verhältniß ankuöpfen und das Herz der
reichen Erbin gewinnen konnteſt; ſeit Deiner Ankunſt, die,
wie Du mir ſagteſft, nur wenige Tage vor der meinen
erfolgte, haben wir ja Einer den Andern faſt nie ver-
laſſen.“
„Keine Fragen, Freund,“ antwortet Max, „erinnere
Dich, daß das Geheimniß nicht mir gehört.“
„Es iſt wahr!“ verſetzte ich, und fügte mit verän-
kertem Tone hinzu: „Wird ihr dieſes Haus nach ihrer
Verhrirathung gehoͤren?“
„Zuverläſſig, mein Freund! Und was für ein Haus
ich habe ein ſo prächtiges Palais noch nie geſehen; und
vor Allem das Zimmer, welches Dir beſt mmt iſfſt
Weil wir gerade davon ſprechen,“ ſagte er ſich unter-
brechend, „Du liebſt beſonders warme Bäder? nicht
wahr?“ ö
„Sehr!“
„Wie mich das freut! Es befindet ſich in di ſem Zim-
mer ein Divan, von prächtigem blauen Sridenſtoffe, der,
wenn man an eine verborgene Feder drückt, ſogleich ver-
ſchwindet, um der koͤſtlichien Badewanne von weißem
Marmor Platz zu mochen.“
„Das iſt herrlich!“ ſagte ich. ö
„Jda — und man hat Nichts vergeſſen, die drei
Hähne „..
in welcher Beziehung kann es zu Dir und Deiner Ge-
ſchichte ſtehen?“ ö
„Es gehoͤrt dem reichſten Banquier der Stadt.“
„Das kann man wohl ſehen.“
„Er iſt Vater einer Tochter, eiver einzigen Tochter!“
rief Mar mit Emph ſe aus.
5 „So!“ erwiederte ich trocken, ärgerlich über die Ko-
mö ie. ö
„Seine eirzige Erbin!“ ö
„Nun, Freund, inwiefern berührt Dich das?“
„Es beſchämt mich wicklich, meinem beſten Freunde
ſo lange ein Geheimniß nicht mitgetheilt zu haben, ein
Geheimniß
Ich konnte nicht verſtehen, was Max zwiſchen den
Zähnen murmelte; doch war ich neugierig geworden, da-
rrom frug ich weiter.
„Was willſt Du ſagen? — Ein Geheimmſiß?“
Mein Gott! Mein Gott! — Di s Geheimniß gehoͤrt
ja nicht mir!“
„Welches Geheimniß?“ ſagte ich ungeduldig.
„Ein reizendes Mädchen! — Ein Engel!“
„Du ermüdeſt meine Geduld, lieber Freund!“
„Ich hebe ihr Herz gewonnen,“ ſprach nach einer
Pauſe Mox erröthend.
„Das Herz der Erbin ?“ ö —
„Sie liebt mich!“ fügte er leiſe binzu.
„Oas iſt allerdings eine wichtige Neuigkeit!“ rief ich
aus. „In dieſem Falle haft Du ja die Hülfe eines ar-
men Teufels, wie ich Einer bin, gar nicht nöthig.“
10 Mor ſchrack leicht zuſammen, aber nur eine Sekunde
ng. ö ö
„O!“ enwiderte er raſch, „Du weißt nicht Alles.
Sie liebt mich, es iſt wahr; ſie liebt mich zum Wahn-
ſinn, bis zur Raſerei und ich liebe ſie wieder mit aller
Macht meiner Stele, mit aller Gluth meines Herzens.
ic w lwant Re ord ihr Vater iſt, wenn er hoͤrte, daß
nſolvent ſei, würde er von einer Heirath gewiß Nicht
mehr hören wollen. Henaä geß deche
„Ein Mann von Vernunft,“ ſprach ich lachend.
würſch, daß ur 0 all weulgſ Hinderniß — Hedwig
„ daß ihr Gemahgl wenigſtens Rittmeiſter ſei.“
Ich lächelte wieder. er
„Es iſt vielleicht eine Schwäche,“ ſagte Max in et-
was gereiztem Tone, „aber es iſt die einzige, die ich an
ihr eutdecken konnte, und ich muß ſie ſchonen. Ich ſehe
keine Ausſicht auf raſches Avancement, wenn ich nicht
meine Transferirung zu einem Küraſfierregiment erwir-
ken kann. Der Bewilligung bin ich gewiß, und — — —“
„Gut, gut,“ ſagte ich, „ich glaube Dich zu verſtehen
— ich bitte Dich, mir offen und ohne Umſchweife aus-
einander zu ſetzen, was ich für Dich thun kana.“
„Ich fühle mich recht beſchämt,“ antwortete er zögernd,
„Dich kitten zu müſſen, Deinen Ramen unter einen Wech-
ſel von 3000 Thalern zu ſchreiben.“
Ich ſprang einen Schritt zurück.
„Himmel! welche Summe! rief ich aus. „Allein,
nach dem, was Du mir ſo eben vertraut haſt, darf und
tement.
will ich Dir die Erfüllung Deiner Bitte nicht verweigern.
Iſt der Wechſel fällig — mag kommen, was da will.“
„Ich werde dafür zu ſorgen wiſſen,“ verſetzte Max
Raönu „daß Du Dich ruhig auf mein Wort verlaſſen
annſt.“ ö
„Wenn dem nicht ſo wäre, mein lieber Freund? —
— beherzige, daß ich dem Gefängniſſe nicht entrinnen
könnte. Doch genug über dieſen traurigen Gegenſtand,
kehren wir in Deine Wo˖nung zurück, um die Sache ab-
zumachen.“
„Noch eine Minute!“ bat er, „ich konn mich von
dieſem theueren Hauſe nicht losreißen!“
5 „Es iſt ein ſchönes Behältriß, das Dein Kleinod ver-
rgt!“ ö
„Ich! aber höre, Freund, Du mußt an meinem Glücke
Theil nehmen“, ſprach er mit Wärme. „Sieſt Du dieſe
drei Fenſter mit den blauſeidenen Vorhängen? Si ge-
hören zu einem koͤſtlichen Zimmer, welches ausſchließlich
für Dich beſtimmt ſein wird, ſoband ich mich endlich als
den Beſitzer dieſes Hauſes ſehen werde. Ich kenne nichts,
das komfortabler ſein könnte, als dieſes reizende Appar-
Die Möbel von dem ausgeſuchteſten Geſchmack,
eine prächtige Ausſicht nach dem Park — — boch komm,
lieber Freund, wir wollen von dem Allen bei Tiſche reden.“
Je länger unſere Mahlzeit währte, deſto mehr ſchien
ſich Mox von der Rührung zu erholen, die ſich ſeiner
bemächtigt hatte und vergnügt und ruhig, wie ich ihn im
Augenblicke einer ſo lar gen Trennung ſah, konnte ich den
Verdacht nicht abwehren, daß er mehr für die Erbſchaft
als für die Erbin enthrannt wäre.
„Ich kann es gar nicht begreifen, Max,“ ſagte ich,
„wann Du dies Verhältniß ankuöpfen und das Herz der
reichen Erbin gewinnen konnteſt; ſeit Deiner Ankunſt, die,
wie Du mir ſagteſft, nur wenige Tage vor der meinen
erfolgte, haben wir ja Einer den Andern faſt nie ver-
laſſen.“
„Keine Fragen, Freund,“ antwortet Max, „erinnere
Dich, daß das Geheimniß nicht mir gehört.“
„Es iſt wahr!“ verſetzte ich, und fügte mit verän-
kertem Tone hinzu: „Wird ihr dieſes Haus nach ihrer
Verhrirathung gehoͤren?“
„Zuverläſſig, mein Freund! Und was für ein Haus
ich habe ein ſo prächtiges Palais noch nie geſehen; und
vor Allem das Zimmer, welches Dir beſt mmt iſfſt
Weil wir gerade davon ſprechen,“ ſagte er ſich unter-
brechend, „Du liebſt beſonders warme Bäder? nicht
wahr?“ ö
„Sehr!“
„Wie mich das freut! Es befindet ſich in di ſem Zim-
mer ein Divan, von prächtigem blauen Sridenſtoffe, der,
wenn man an eine verborgene Feder drückt, ſogleich ver-
ſchwindet, um der koͤſtlichien Badewanne von weißem
Marmor Platz zu mochen.“
„Das iſt herrlich!“ ſagte ich. ö
„Jda — und man hat Nichts vergeſſen, die drei
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