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Heidelberger Volksblatt (9) — 1876

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Nr. 103 - 109 (2. Dezember - 16. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44635#0418

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E ſchbanu-
niſchi Wein-
hall! Sie hott
nus grad noch
g'fehlt, Leit-
cher. Als
hälte mer nit
Werrthsheiſer
genug, in dene
d'r deitſche
We in die
Gorgl nun-
nery'ſchwenkt
werd. Fern im
Sied das
ſchöne
Schbanniꝛ,
brauche mer
alſo nit mehr
zu ſin ge. Mir
hawe's ia
neelſchter

heeßt: ſo weit
ma deß & —2
ſchbanniſche
ianere ſchbanniſche Weinhall kenne lerne will. In d'r
ſchbanniſch Weinhall, ſegt mein Mann, werd ſchbanniſch
gedrunke, ſchbanniſch gekocht, ſchbaaniſch gzeſſe, ſchbanmſch
muſizirt un ſchbanniſch g'ſunze. Mein Liebchen, was
willſt Du noch mehr! — An de Pälzer Zepp, die die
Herrn Gemähler aweil vum deitſche Neie hermbringe,
ſoll's alſo nit genug ſein, ihr Weiwer. Jetzt kriche mer
aach noch ſchoauniſche Zepp vur'n bräſendirt Ja, do
bocke ſe jent in der ſchbanniſch Weinhall im Kimml un
Salz un drinke ſo lang ſchdanniſch, biſſ'es ruſſiſch
zugeht! — Daß mein Nagg maierle bereits aach ſein
ſchbanniſch Zeppl heemg'ſchleeft, verſchteht ſich perſee.
Un wie iſſ'r mer die Woch emool heemkumme. Ich hät's
mein Lebdag nit geglaabt, was ſo e ſchhanniſch Weinch-
un ſo e paar ſchbanniſche Aage vun'ere Primadonna
aurichte kerne. — Saawine, ſeggt'r, wie'r heemkummt,
weeſcht dann aach, daß Du eener Schbannierin gleich-
ſtehlſcht wie een Droppe Waſſer eem annere. Wann
ich Dich recht bedracht? Merkwerdig! Erſcht heit be-
merk ich deß. Dein Naas, dein ſchwarze Aage. —
Sei mer ſchtill, ſag ich, un leeg Dich in's Bett.
Ou braucht aach noch Dein Faac zu utze! —.
ſchäme dhät ich mich in deim Alter, gach noch uff
ſchbanniſch 's Gleichgewicht zu verliere. Du kenuſcht
genug am Neie Pälzer hawe, der dich alsemool heem-
ſchikt, daß Gott erbarm! Fui iwer eich Männer! —
— Ich denk, no er leegt ſich jetzt, weil'r mer ke Ant-
wort mehr gibt. Uff eenmool heer ich in d'r Neewe-

ſchtubb was klimperr. Jeſſes, di? Kinner wache uff,

ſazg ich, un ſchbring ausm Bett. Was ſeh ich? Sektehe

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d'r ſchbanniſche Werthshausbruder vumme Maun am
uffene Fenſchter mitere alte Gittaar, die ſchunn 25 Johr

gan d'r Wand g'honke, un ſingt de Mond an, der in die

Schtubb ſchiat: Fern im Süd, das ſchöne Schbannie,
Schbaunie iſt mein Heimathland, u. ſ. w. No, ſag ich,
jetzt heert alles uff! Dich ua die ſchbanniſch Wei⸗hall
muß awer gleich e Gewitter verſchmeiße. Du drinkſcht
mer noch een Glas vun dem ſchbanniſche Narreweia!
Du iwerzwerger ſchbanniſcher Bohnefimpt! Die gam
Nochbarſchaft in Allarm zu bringe. Ob'd gleich ins
Bett gehſcht! No, die Arweit, bis ich'n ſo weit hatt
hab. Ke Satiffl hotur mer im ſchbanniſche Dufſl al-
leen ausziehze kenne. Wie e kleen Kind hab ich'n aus-
gezoge un nochere annerte⸗ löſchtindige Arweit endlich un-
ner Deckbett zebrocht. Un dann hottr als nochemoel
ang'fange: Fern im Süd, das ſcheene Schbanuie! Un die
ganz Nacht holl'r phantefirt vum Don Carlos un vnn
Madrid u. ſ. w. Deß war mer ue Nacht! An den
ſchbanniſche Aff, den mer mein Mann heersgebrocht will
ich mein Lebbdag denke. Liewer zehn pälzer Zepp, als
ſo een ſchaanniſche Horwl! ö
Ja, Leitcher! Die ſchbanniſch Weinhall hott uns grad
noch z'fehlt! Zu ſo G'ſchäfte! Schreibt doch erſcht
die Woch d'r Iſidor an e Zeitung: „Herr Redacteur!
Sie emfangen dieſes Schreiden aus Zeiskam, was liegt
ographiſch unter dem ſiedweftlichen Breitegrad des
Eckwathors und was ia culturhiſtoriſcher Beziehnng be-
rühmt iſt durch ſeine Zwiwwel, weßdalb mir's hier wahr-
ſcheinlich auch immer ſo weinerlich zu Muth iſt. Wir
ich hie- herkomm werde ich Ihnen ſagen. Ja unſerem
Geſchäft dorten iſt es eben ſeyr flau, was man saison

mies heißt, wo mein Herr Priazipal inrner ſehr ſchlecht

gelaunt iſr unb da hat mein Herr Prinzipal geſegt, ich
ſoll einmal eine Entdeckungs tuhr machen in hie ſiger Ge-
gend, wo ich doch bekannt wär. Und da ich mir zurecht
gemacht und bin via Station Rheinbrück⸗Ladwi g3ohafen
auf die Reiß. Auf der ganzen Entdeckungsrris hab ich
nur die Entdeckung gemacht, daß heutzutag nichts mehyr
zu eutdecken iſt und daß Kriſtian Columbus mit dem
weichen Ei Glück gehabt hat, baß er ſrüher auf der
Weli war wie Iſtdor Teitelbaum, warum, weil er heut köant
nicht einmaͤl mehr entdecken die Inſel Altripp, vielveni-
ger Ameriks mit dem große Waſſer razwiſche.
Ich ſag Ihnen, nach Allem was ich gehört hab, war früher
leichter ein ganzer Volksſtamm aufzufinden, wie heit ein ein-
ziger Kunde, wo was dran zu verdienen iſt. Wo kann man
mehr Länder entdecken? Wenn man heut eine Parthie Waare
kauft, kann m'r morge ſchon nit mehr damit an's Land
komme. Heißt e Geſchäft! Ich bin wie g'fagt erſt füuf Tag
unterwegs und hab die Plätz, Matzeberg, Leiningen, Walten-
heim u. ſ. w. ab⸗ aber noch mehr durchgemacht. Gott, wie hab
ich Propaganda gemacht for unſer Wollewaar, for unſer Schnupp-
tücher, wo druff gemalen is frei nach Markart der ganze ſerwiſch-
derkiſche Krieg mit'n General Schernerrjeff, s Dutzend 2 Mark
90, wo'r rein drum g'ſchenkt is, aber ſ⸗ hat Alles nix geholfe,
mein Commiſſionsbuch iſt noch ſo unſchuldig und ſauber, wie
meine Schnupptücher mit'n ganze ſerwiſche Generalſtaab. Mein
Prinzipal hat g'ſtichelt über meine Geſchäfte, aber was kann ich
dazu? Gott was e G'ſchäft! ö

Druc, Verlag und für die Redaction verantwortlich: G. Getſendörfer.
 
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