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Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 5): Die Kunstdenkmäler des Kreises Lörrach — Tübingen u.a., 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.2149#0093

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alle übrigen Bestandteile der Figur waren zerstört. Es reihten sich nun einige Gewand-
striche einer dritten Figur (etwa doppelt handgross) an. Hier griff der neue Putz auf
1,70 m Höhe in die Wandfläche ein und über diesem waren die Wandflächen übertüncht
und der Putz durch Löcher beschädigt.

Der Rest der Wandfläche von da bis zur Eingangswand war vollständig verdorben
und der Putz stellenweise abgefallen und nur an einer Stelle war noch gelbe Farbe mit
einigen Strichen erkenntlich. Die obem Abschlussstriche waren nur bei der ersten Figur
noch auf eine Länge von 1,00 m ersichtlich.

Die Gewölbefläche war vollständig übertüncht und befanden sich an dieser, wie
erwähnt, 7 Oeffnungen für die Glockenseile. Erkenntlich und blossgelegt an derselben
waren 5 gelbbraune Sterne in der Reihe und darüber ein schwarzer Stern. Das Gewölbe
selbst war rissig geworden.

In der ganzen Vorhalle war der Putz auf einen Meter über dem Boden durch-
gehends erneuert. Der alte Putz war stark 1 cm dick aufgetragen und mürbe und
bröckelig geworden Die Beschädigungen an demselben waren vielfach muthwillige, oft
mit einem Hammer eingeschlagene. Die mit Bleistift und Röthel auf Putz und Malerei
geschmierten Namen und Zeichen reichten bis in die Jahre 1870, 1871 und 1882 herauf.

Die Malereien sind nach dem geschilderten technischen Befunde auf älterm und
jüngerm Mauerwerk aufgetragen.

Sind sie alle Erzeugnisse der gleichen und späteren Zeit, so kommt dieser Umstand
nicht in Betracht. Anders verhält es sich aber, wenn Gründe dafür sprechen, dass «ir
es mit Erzeugnissen der Kunstmalerei zu thun haben, die jeweils der Zeit entsprechen,
in der ihre Unterlage hergestellt wurde. Und dafür sind die Anzeichen vorhanden.

DieMalereien an der Wand links vom Eintretenden bildeten ein zusammenhängendes
Ganzes und hatten die alte Sage der drei Könige und der drei Todten oder wie sie im
Altfranzösischen heisst: 'H trois vifs et lì trois morts' zum Vorwurf.

Drei Könige ziehen, einer mit dem Falken auf der Faust, von einem andern ist
er schon losgelassen, auf die Jagd. Da begegnen ihnen drei Gerippe. Die die Figuren
umziehenden Spruchbänder besagen, was der Künstler mit seiner Darstellung wollte.
Der Inhalt derselben lautet:

'1) (Was) erschrik du ab mir, der wir sint, das werdent ir.

2} Es vervah.. (m) ich als klein, die Wurme nag(ent) (m)in Bein.

3).....: das rat ich dir wol, die Welt ist aller bosheit {voll}.

4) Hilf Got von Himelrich, wir sint ir uns so ungelich.

5) Für kein Herschaft Gewalt oder Guotes.......

6) (Ach Got wa)s (fl)igent ir wor nach se.....ns.'

Nicht schlecht veröffentlicht ist'diese Figurenbildnerei im 13. Jahrlauf des 'Schau
ins Land' S. 27 bis 32 und von W. Lübke dort auf ihren Kunstwerth hin eingehend
beschrieben. (Vergi, auch Augsburger Allg. Ztg. 1866 ) Die angeschlossenen zwei Licht-
drucktafeln VITI und DC geben den sog. Todtentanz, die drei Gerippe und die drei
Könige in ihrer derzeitigen Verfassung. Die Letztgenannten tragen das Modekostüm der
zweiten Hälfte des 14. Jhs. (in der zweiten Hälfte des 14. Jhs. war die Neigung vorhanden
die Gewänder zu verengen und den Rock so kurz zu machen, dass er kaum die Hüften
bedeckte, vergi. F. Hottenroth Trachten, Haus-, Feld- und Kriegsgeräthschaften der
Völker alter und neuer Zeit, Stuttgart 1884), bei den Schriftzeichen (gothische Majuskeln)
 
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