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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Schmidkunz, Hans: Helmholtz über Kunst, [2]
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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Kunstliteratur u. vervielf. Kunst - Vom Kunstmarkt - Vom Kunstgewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0061

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Helmholtz über Kunst, von vr. Hans Schmidkunz. — Personal- und Ateliernachrichtcn.

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fesseln und beleben und eine reiche Fülle von schlummern-
den Vorstellungsverbindungen und damit verknüpften Ge-
fühlen in mühelosem Spiele wachrufen und sie zu einem
gemeinsamen Ziele hinlenken, um uns — hier beginnt
wieder Helmholtz' ästhetische Grundanschauung — die
sämtlichen in unserer Erinnerung verstreuten Züge eines
idealen Typus zu lebensfrischer Anschauung zu ver-
binden. Durch diese Sammlung aller Elemente und
ihre ungehemmte Wirkung allein scheint sich die der
Wirklichkeit so oft überlegene Macht der Kunst über das
menschliche Gemüt zu erklären. Dazu aber muß der
sinnliche Eindruck, der unsere Vorstellungsreihen und
Affekte wachrufen soll, von möglichst eindringlicher, feiner,
reicher Naturwahrheit sein, sicher, schnell, unzweideutig
und genau bestimmt wirken. Das ist eben die „Ver-
ständlichkeit" des Kunstwerkes. Und vielleicht sei selbst
das letzte Geheimnis der künstlerischen Schönheit, unser
wunderbares Wohlgefallen an ihr, wesentlich in dem
Gefühle des leichten, harmonischen lebendigen Flusses
unserer Vorstellungsreihen begründet, die trotz reichen
Wechsels wie von selbst einem gemeinsamen Ziele zu-
fließen, bisher verborgene Gesetzmäßigkeiten zur volleren
Anschauung bringen und uns in die letzten Tiefen der
Empfindung unserer eigenen Seele schauen lassen.

Soll all dies unter geläufigen Richtungstiteln unter-
gebracht werden, so zeigt sich Helmholtz in den ästhetischen
Hauptfragen als Idealist, in den wichtigeren Einzel-
fragen der Bilderkunst als Naturalist, was den Endzweck,
und als Idealist, was die Mittel dazu betrifft; in diesen
beiden Beziehungen jedoch mehr noch als Impressionist
und — je nachdem — als Anhänger des Freilichts.
Ein Idealist aber ist er jedenfalls darin, daß er über
das sinnliche Wohlgefallen hinaus intellektuelle Kräfte
wie eben jene „Verständlichkeit" anruft. So sind ihm,
nach jenem Vortrag vom Jahr 1857, auch für die höhere,
geistige Schönheit der Musik Harmonie und Disharmonie
nur Mittel zum Zweck, wenngleich wesentliche und mächtige.
In der unkörperlichen Bewegung des Töneflusses schaut
das Gemüt ein Bild der Strömung seiner Vorstellungen
und Stimmungen an. „Ähnlich wie vor der wogenden
See fesselt es hier die rhythmisch sich wiederholende und
doch immer wechselnde Weise der Bewegung und trägt
es mit sich fort." Dort aber nur blindes Walten
mechanischer Naturkräfte und deshalb schließlich über-
wiegender Eindruck des Wüsten, hier die erregte Seele
des Künstlers, deren ungeahnte Stimmungen auf dem
bald sanft dahinfließenden, bald anmutig hüpfenden, bald
heftig aufgeregten, von den Naturlauten der Leidenschaft
durchzuckten oder gewaltig arbeitenden Fluß der Töne
in ursprünglicher Lebendigkeit in die Seele des Hörers
übertragen werden.

Berlin. Von der Akademie. Die Genossenschaft der
ordentlichen Mitglieder der Akademie erlitt durch das am 8. August
1894 zu Baden-Baden erfolgte Ableben des Dombaumeisters
Franz Schmitz in Straßburg einen schweren Verlust. — Das
Lehrer-Kollegium der Hochschule für die bildenden Künste hat in
seiner Gesamtheit den Unterricht ausgenommen; auch der Vor-
steher des Ateliers für Marinemalerei Carl Saltzmann. Da-
gegen hat der Direktorial-Assistent E. Teschendorfs einen Nach-
folger noch nicht erhalten. Der Unterricht hat am 8. Oktober
begonnen. Im verflossenen Sommersemester waren die akademi-

schen Meisterateliers für die bildenden Künste von 12 Malern,
S Bildhauern, 3 Graphikern und 3 Architekten, im ganzen von
23 Künstlern besucht. Die Frequenz der akademischen Hochschule
für die bildenden Künste belief sich im ganzen auf 190 imma-
trikulierte und auf 10 hospitierende Schüler, gegen 194 bezw.
20 im Vorjahre. ^ »v ^

— Prag. Professor Victor Hynais ist zum Rektor der
hiesigen Kunstschule für das neue Studienjahr erwählt worden.

— Leipzig. Der Tiermaler Heinrich Leutemann,
der Senior der hiesigen Künstlerschast, feierte am 7. Oktober
seinen siebzigsten Geburtstag. M«;

Jost W. Grook. von Lloy palacios.

— München. Der Prinzregent Luitpold von Bayern ist
der Gesellschaft für christliche Kunst, deren neuestes Jahreshest
unsere Leser in der diesjährigen Bücherschau besprochen finden,
als Mitglied beigetreten. Die Zahl der Mitglieder dieser Gesell-
schaft, welche unlängst ihre erste Generalversammlung hier ab-
gehalten hat, ist auf über 700 gestiegen, ein Erfolg, der als ein
sehr erfreulicher zu bezeichnen ist. 1^645;

^ Rom. Der auch in der deutschen Kunstwelt sehr ge-
schätzte spanische Maler Louis Alvarez, der bisher in Rom
seinen Aufenthalt hatte, ist zum Sekretär am National-Museum
für Malerei und Bildhauerei in Madrid ernannt worden und
nunmehr nach seiner Vaterstadt übergesiedelt. Der Ausübung
der Kunst wird er indessen nicht entsagen. l»623;

O. 8. Köln. Mit dem I. Januar 1895 tritt der ver-
dienstvolle Gründer und Leiter des städtischen Knnstgewerbe-
Museums, Direktor Arthur Pabst, von seinem Amte zurück.
Zu seinem Nachfolger ist der bisherige Direktorial-Assistent
vr. Otto von Falke am Königlichen Kunstgewerbe-Museum
zu Berlin (der Sohn des bekannten Ästhetikers und Museum-
Direktors Jakob von Falke zu Wien) gewählt worden. Somit ist
wiederum die Leitung einem bewährten Fachmanne und Kenner
anvertraut worden. isessi

K. Berlin. Der Reichstagsbaumeister Kaiserliche Bau-
rat Paul Wallot ist zum außerordentlichen Mitgliede der
Königlichen Akademie des Bauwesens ernannt worden. Dieses

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