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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Pecht, Friedrich: Weihnachsbücherschau
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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Vermischte Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0084

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lveihnachtsbiicherschau. — Personal- und Ateliernachrichten.

«l

Stieler und Pausinger in ihrem köstlichen Jagdbuch „Auf der
Birsch" (Pr. 20 M. München, Berlagsanstalt für Kunst u. Wissen-
schaft) auch das Wild kennen, das jenen zur Beute fällt, Hirsche und
Rehe, Füchse, Wölfe und Sauen, wie der Spielhähne und Wildenten
schreiende Schar. Stielers Beschreibungen dieser verschiedenen
Jagden sind fast so poetisch^ als Pausingers meisterhafte
Bilder, die dann noch durch Textillustrationen von Thiele,
Specht, Recknagel und anderen Münchener Meistern trefflich
ergänzt werden und zusammen ein so lebendiges Bild des Jagd-
Vergnügens geben, daß jedem Weidmann das Herz im Leibe
lachen muß, wenn er diese köstlichen Darstellungen sieht und liest.
Hier bei diesen meist mit Kohle gezeichneten Bildern ermöglicht
eben doch die Photographie eine Unmittelbarkeit und Lebendigkeit
der Wiedergabe jedes Strichs, die dem Werke erst den rechten
Wert giebt, und es in seiner geistreichen Lebendigkeit weit über
alle Holzschnitte und selbst Radierungen hinaushebt. — Mit den
zierlichsten und schmeichlerischten aller Tiere, mit den Katzen be-
schäftigt sich dann Julius Adams, des berühmten Katzen-
malers, reizendes Werk „Vom Kätzchen" (8° gebd. in elegantem
Seidenband mit farbigem Titelbild, Pr. 10 M. München, Ver-
lagsanstalt für Kunst und Wissenschaft), zu dessen in unserem
Blatte probeweise mitgeteilten meisterhaften Bildern
van Osterwyck einen ganz prächtig humoristischen
Text geschrieben, in welchem er uns beweist, zu welch
vornehmer Familie diese unsere Hausfreundin gehört
und was sie alles sonst noch für Vorzüge hat, denen
man eigentlich nur eine Schattenseite — den allerdings
mit Recht gefürchteten Kater — entgegenstellen kann.

An diesen drolligen Bildern aber kann sich jedermann
— Jung und Alt — erfreuen, da sie mit einer Fein-
heit des Studiums gemacht sind, die den Kenner eben
so fesselt, wie der lustige Humor der Darstellungen selbst
den Kleinsten verständlich ist.

Wir machen den Beschluß unserer heutigen Über-
sicht mit zwei kritischen Broschüren, da ja die Kritik
wohlweislich immer hinter der Produktion erst nach-
hinkt und sie wenigstens zu erklären sucht, da sie ge-
wöhnlich entsetzlich durchfällt, wenn sie derselben gar
den Pfad zeigen zu wollen unternimmt und dabei
regelmäßig auf den Holzweg gerät. Das thun nun Alfred
Lichtwarks, des geistreichen Direktors des Hamburgischen Kunst-
museums, beide Abhandlungen „Wege und Ziele des Di-
lettantismus" und „Makartbouquet und Blumen-
strauß" (eleg. kart. L M. 1.80. München, Berlagsanstalt für
Kunst und Wissenschaft) keineswegs, sie eröffnen uns aber doch
viele überraschende Aussichten und thun das in einer fein humo-
ristischen Art, die jedenfalls weit entfernt ist, jemals zu lang-
weilen, so daß wir den beiden Abhandlungen sehr gern viele
Leser wünschen möchten.

des Akademiegebäudes zu veranstalten, die die Werke der be-
deutendsten Graphiker der Jetztzeit umfassen soll. — Skarbina,
Leibl, Eilers, Raab, v. Lindenschmit, Herkomer, Meyer, Köpping,
Unger, Jakoby, Meyerheim, Stang u. a. sollen ihre Mitwirkung
bereits zugesagt haben. Nicht minder anerkennend wurde die
Absicht des hiesigen deutschen Kunstvereins erwähnt, der eine
Sammlung von Bildnissen hervorragender deutscher Männer als
Vereinsgabe plant, und diese Bildnisse von ersten deutschen Künst-
lern, die zugleich tüchtige Porträtisten sind, teils in Kupferstich,
teils in Radierung oder Schabkunst möglichst nach der Natur
oder nach Werken hervorragender Meister anfertigen läßt. —
Ernst Moritz Geyger, der mit seinen Radierungen auf den
diesjährigen Ausstellungen in München und Berlin berechtigtes
Aufsehen erregte, ist vom Verein mit der Ausführung des Bild-
nisses von Helmholtz betraut worden. Es mar ihm auch ver-
gönnt, daß ihm der große Gelehrte noch vor seiner Erkrankung
und seinem Hinscheiden die nötigen Sitzungen gewähren konnte,
und so giebt dieser Originalstich, der durch die dem Künstler
eigene feine Beobachtung und ebenso originell charakteristische wie
subtile Behandlung glänzt, ein besonders lebenswahres letztes
Bild des Verstorbenen. — Graf Harrachs „Moltke auf dem
Sterbebette" ist ein anderes Blatt,
das ich als Teil der Vereins-
gabe für 1894 nahezu vollendet
in einem anderen Atelier fand.
Mit schlichten Mitteln, gezeichnet
auf getöntes Papier, decent die


Die sieben Raben.

r-r Berlin. Aus Berliner Künstlerateliers.
In der Mehrzahl der Ateliers herrscht nur eine schleppende
Thätigkeit. Der Mangel an Käufern für bereits fertige Kunst-
werke wirkt ebenso lähmend auf die Schaffensfreudigkeit der
Künstler wie der Mangel an staatlichen Aufträgen. Sollen doch
in verschiedenen Staaten die Mittel für Kunstzwecke auf Jahre
hinaus schon teilweise festgelegt und infolge dessen jede Möglich-
keit für weitere lohnende Staatsaufträge ausgeschlossen sein. Miß-
mut ist bei vielen Künstlern an Stelle des sprudelnden Witzes,
des Künstlerübermuts getreten; ein demokratischer Zug macht sich
mehr und mehr auch bei vielen jüngeren Künstlern geltend, die
weder den Lorbeer des Ruhms, noch flüssige unermeßliche Mittel
für ihre Kunstwerke bisher erreichen konnten; mit Mißgunst sehen
sie auf ältere Kollegen, die zu Anrecht Aufträge erhielten, weil
sie längst abgewirtschaftet haben und veraltet sind — ohne zu
gewahren, daß viele von diesen unendlich mehr studiert haben
als die Mehrzahl der jüngeren Künstler in der jetzigen schnell-
lebigen Zeit. — Nur ungern besuchte ich daher einige Ateliers
jüngerer Künstler. Fast überall ward von dem Selbstmorde mit
mehr oder weniger bezüglichen Redensarten gesprochen, den der
Tierbildhauer Henning verübte; von anheimelnder Thätigkeit
oder interessanten Werken aber fand ich keine Spur. Meine
Wege leiteten mich sodann in die Werkstätten einiger Graphiker.
Lebhafte Anteilnahme fand die Absicht der Akademie, in aller-
nächster Zeit eine Schwarz-Weiß-Ausstellung in den Räumen

Lichter erhöht, hat Graf Harrach den Helden dargestellt. Er-
greifend wirkt der tiefe Friede des scheinbar Schlafenden, der von
den Schrecknissen des Todes nichts zu wissen scheint, ergreifender
fast wie im Leben die imposante Ruhe der edlen Formen, be-
sonders der mächtigen Denkerstirne.—Harrachs schöne Zeichnung
eignete sich besonders zur Wiedergabe in Schabkunst und wohl
aus diesem Grunde wurde die Ausführung einem jüngeren Ber-
liner Künstler, Franz Boerner, einem bestens bekannten
Schüler von K. Köpping, übertrage», der sich besonders in der
letzten Zeit eingehend und mit bedeutendem Erfolge mit dieser
alten, jetzt in Deutschland fast vergessenen Technik beschäftigt hat.
Eine Folge seiner bezüglichen Studien war sein „Christuskopf
nach Guido Reni", der auf der letzten Kunstausstellung un-
geteilten Beifall fand. — Ganz im Gegensätze zu den sonst ge-
wohnten Eindrücken der Schabkunstblätter ist in Anbetracht des
lichten Originals von Harrach dies obenbezeichnete Blatt hell und
zart gehalten, die freie Zeichnung gewissenhaft und künstlerisch
geschmackvoll wiedergegeben. — In dem Atelier von Hermann
Hidding, dem tüchtigen und für die Zukunft Großes versprechen-
den Begas-Schüler, fand ich neben einer Zahl kleinerer Skizzen
zu Kaiser Wilhelm- und Kaiser Friedrich-Denkmälern, die der
Künstler im Spezial-Auftrage für Korporationen und Gemeinden
anfertigt, eine großartig angelegte und nahezu fertig gestellte
Gruppe, eine „gekreuzigte Märtyrerin". Bei ihr ist die vertrauend-
 
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