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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Pecht Friedrich: Weihnachtsbücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0120

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Weih nachts büch erschall.

Sl

das Ganze ein sehr wertvolles Album bildet. Den
weltberühmten Pfarrer Kneipp samt vr. Baum-
garten hat dann Gentz ebenfalls noch in zwei
größeren Blättern verewigt (ebendaselbst, ä Z M.),
von denen besonders das erste höchst meisterhaft
genannt werden muß.

Bismarck und Moltke giebt in lebensgroßen
Brustbildern, als Originalradierung ausgeführt,

Max Horte, beide derb ähnlich und wohl mit
Benützung von Photographien hergestellt, besonders
zur Zimmerverzierung ganz geeignet (Berlin, R-
Mitscher. Drucke vor der Schrift ä 50 M., mit der
Schrift ä 15 M.). Ähnliches gilt auch von den
großen Jagdstücken Klingen cd ers in demselben
Verlag, einer „Sau, welche die Meute abschlägt"
und einen „Hirsch von Wölfen verfolgt", von
Mispagel als Gegenstücke wirksam radiert. (Drucke
vor der Schrift ä 75 M., rnit der Schrift L 25 M.)

Ihnen schließt sich dann noch die große Radierung
der „Ruine Ehrenfels" von Feldmann an, bei
der jedenfalls der Charakter solcher Rheinlandschaft
gut getroffen ist. (Ebenda erschienen. Drucke vor
der Schrift L 75 M., mit der Schrift ä 15 M.)

Als ein originelles Werk ist zu bezeichnen:

H. de Bruycker, „Die Heinzelmännchen"

(Leipzig, Arthur Seemann. In eleg. Mappe 15M.),
wenngleich wir sagen müssen, daß das barocke Ge-
baren dieser lustigen Schar in 30 Blättern doch
wohl etwas zu ausführlich geschildert wird.

Haben wir neulich schon der von Vogel glän-
zend illustrierten „Grimmschen Märchen" als einer
der schönsten diesjährigen Weihnachtsgaben gedacht,
so bringt diesmal der altberühmte Verlag von
Braun L Schneider neben den alljährlich wieder-
kehrenden „Bilderbogen" und „Jugend-
blättern", dann dem mit Recht so beliebten
„Fliegenden Blätter-Kalender" noch das be-
rühmte „O diese Kinder", lustige Bubenstreiche
von Bötticher, das jetzt schon in sechster Auflage
erscheint (1 M.) und wahrscheinlich noch oft erscheinen
wirb, da die tollen Spässe von Oberländer, Graz,

Hengeler u. a. in unserer Jugend immer ein höchst
dankbares Publikum finden. Die interessanteste

von allen aus dem Leib der „Fliegenden" geschnittenen dies-
jährigen Publikationen ist indes das hochelegante, „Bilder
aus dem modernen Leben" von Rene Reinicke,
Schlittgen, Flashar, Harburger u. a. enthaltende Album
(Preis 6 M. 50 Pf-), das ebensowohl eine höchst pikante Sitten-
geschichte der modernen deutschen Gesellschaft als auch eine
große Musterkarte der neuesten Holzschnittechniken darstellt.
Man lernt da die virtuosen Leistungen der oben erwähnten
Künstler erst recht kennen, da die meisten Bilder in größerem
Format und selbstverständlich viel besser gedruckt erscheinen
als in den „Fliegenden". Da kann man sie erst vollkommen
würdigen, wie die bin äe Siecle-Gesellschaft, der sie entsprungen!
Ebenfalls bei Braun L Schneider ist erschienen der 9. Band des
„Oberländer-Album" (5 M.). Unter unseren humoristischen
Zeichnern in Deutschland nimmt Oberländer immer noch eine der
ersten Stellen ein, wie uns auch diese, bereits neunte Sammlung
seiner in den „Fliegenden Blättern" veröffentlichten Zeichnungen
wiederum beweist. Kein andrer hat einen so weiten, alle Zonen
und Zeiten, alle Menschen und Tiergattungen so gleichmäßig um-
fassenden Gesichtskreis, solchen mit unfehlbarer Sicherheit immer
das Verdrehte, Abgeschmackte und Lächerliche an Menschen und
Dingen herausfindenden Blick. Dabei ist sein Stilgefühl so sicher,
daß er seine zwerchfellerschütternden Wirkungen immer mit den
einfachsten Mitteln hervorbringt, nie. zwei Striche für das braucht,
was man mit einem sagen kann. Überdies hat sein urwüchsiger
Humor nie etwas Beleidigendes, Verletzendes, weil er eben allen
Dingen nur ihre komische, groteske Seite absieht und diese auch
gleich so übertreibt, daß man über den Schalk nur lachen muß.
Nichtsdestoweniger hat er so viele feine, der Natur höchst glücklich
abgelaujchte Züge in der Bewegung und Gesichtsbildung seiner
Figuren, daß man schon deshalb über die drollige Verzerrung
derselben bei ihm so entzückt wird, wie bei keinem andern, die
das Charakteristische meist nur so weit übertreiben, daß es zur
Satire wird, statt zum lustigen Zerrbild. ?.

Unter dem Titel „Sulden-Trafoi", Schilderungen aus
dem Ortlergebiete von Th. Christomanno s, liegt in anmutiger

(Ruf dem Werre, von A. Ldelfelt.

verkleinerte Nachbildung einer j?botograr»üre aus dem j?rachtwerke „Finnland im (9. Jahrhundert".
(Verlag von F. Tilgmann in Helsingfors (s. 9H.)

Ausstattung mit Illustrationen einer (Anzahl Künstler ein Groß-
quartband vor uns (A. Edlingers Verlag in Innsbruck, geb.
7,50 M.). der sehr geeignet ist, uns die herrliche Natur jener
Perle des Alpengebietes vor die Augen zu führen. Der Spazier-
gänger kommt in dem Buche ebenso zu seinem Rechte, wie der
Hochtourist, und das Werk kann sowohl als Erinnerung an einen
Aufenthalt in diesen herrlichen Gebieten empfohlen werden, wie
auch als Führer für die Bereisung derselben, umsomehr als gerade
jetzt der Besuch des Ortlergebietes Mode geworden ist. Oestlich
und westlich von ihm, in Sulden wie in Trafoi ist in den letzten
Jahren ungemein viel für die Hebung des Fremdenverkehrs ge-
schehen, und man kann sagen, unter der Ägide des Herausgebers
des vorliegenden Werkes sind für den Aufenthalt der Reisenden
Hotelbauten entstanden, die auch den verwöhntesten Ansprüchen
eines an Schweizer Einrichtungen gewohnten Publikums genügen.
Die Illustration, welche wir aus dem Werke bringen, möge unfern
Lesern einen Begriff geben, in welcher Weise der Herausgeber be-
strebt gewesen ist seine anschaulichen Schilderungen von Künst-
lern wie Compton, Grubhofer, Humer re. ic. mit dem
Zeichenstifte begleiten zu lassen. Ganz allein an den Hochtouristen
oder doch an diejenigen, die sich für das Hochgebirge interessieren,
wendet sich ein neues Buch Paul Güßfeldts, das, mit acht
Illustrationen, einer Karte und drei Diagrammen geziert, unter
dem Titel „Der Mont bl anc" im Verlage von Gebrüder Paetel
in Berlin erschienen ist (12 M.). Es sammelt die in den letzten
fünf Jahren vereinzelt in der „Deutschen Rundschau" erschienenen
Aufsätze, welche der Verfasser seinen Studien im Hochgebirge be-
sonders der Montblanc-Gruppe gewidmet hat, und beschäftigt
sich im ersten Drittel ungefähr mit den penninischen Alpen und
der Bernina-Gruppe, über welch letztere der Verfasser in seinem
früheren Werke „Im Hochgebirge" bereits zahlreiche Schilderungen
veröffentlicht hat. Der Rest gehört dem Montblanc, von dem der
Autor ganz richtig bemerkt, daß man darüber nur schreiben könne,
wenn man ihn von seinen verschiedenen Seiten bestiegen hat.
Die anschaulichen Schilderungen Güßfeldts werden nicht nur die-
jenigen begeistern, welche das Gebiet des Montblanc kennen,
 
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