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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Preisausschreiben
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0141

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<08 Personal- und Ateliernachrichten. -

aufs vorteilhafteste zeigen. Die Gattin desselben, die sich als
Blumenmalerin eines bedeutenden, wohlverdienten Rufes erfreut,
führt uns eine Blnmenvase mit Päonien und Iris in brillanter
Wiedergabe der Natur vor. Wilhelm Pahlmann zeigt uns
ein energisch durchgeführtes, gut beleuchtetes, interessantes Architek-
turmotiv seiner auf diesem Gebiete so reichen Vaterstadt Braun-
schweig, während sein Bruder Hans, ein Schüler Ferdinand
Kellers, die Studie eines Alten und eine vorzüglich gelungene
Kopie nach Rembrandts Meisterwerk des Braunschweiger Museums,
dem lebensgroßen Familienbild uns vorführt. Bon Albert
Wenk, dem Schüler Schönlebers, sehen wir den „Hafeneingang
von Whitby" in naturwahrsler, stimmungsvoller Auffassung, und
von Robert Geiger, dem talentvollen Schüler Karl Hoffs,
zwei tüchtige Freilicht-Landschaften mit Figuren im Genre der
letzten Zeit seines Meisters, „Frühlingsstimmung" und „Ver-
gessenes Leid". Den Hauptanziehungspunkt der gegenwärtigen
Ausstellung bildet eine Landschaft von Ferdinand Kel ler,
„Waldesdunkel", die in gewohnter meisterhafter Weise die spät-
herbstliche Stimmung des einheimischen Buchenwaldes schildert,
wie das goldene Laub den Moosteppich des Bodens bedeckt und
aus dem tief geheimnisvollen Dunkel des Waldes die von der
Abendsonne gestreiften Bäume des Vordergrundes sich wirkungs-
voll abheben, dies alles weiß der Künstler ebenso überzeugend
als schön uns vor Augen zu führen, sodaß feine Werke für den
Kenner stets einen wahrhaften, künstlerischen Hochgenuß bilden.
Daß auch die Aquarellmalerei hier nicht vernachlässigt wird,
beweisen die gut durchgesührten Studien aus Klausen in Süd-
tirol von A. Baumeister und ganz besonders die ein hervor-
ragendes künstlerisches Können bezeugenden Blätter von Franz
Hein, Stilleben, Landschaften und Porträts mit gleicher Meister-
schaft wiedergebend. — Der Tiermaler Wilhelm Frey in
München, ein geborener Karlsruher, wurde von dem Grobherzog
von Baden an Stelle des verstorbenen Karl Roux zum Direktor
der Mannheimer Gemäldegalerie und zum Vorstand des dortigen
Kupferstichkabinctts ernannt. Wir hoffen, daß es dem begabten
Künstler, gleich seinem Vorgänger, gelingen möge, auf das Kunst-
leben der oberrheinischen Handelsmetropole von ebensolch vorteil-
haftem und nachhaltigem Einflüsse zu sein. Was schließlich die
Pflege des Karlsruher Kunstgewerbes betrifft, so ist hier
zu berichten, daß die von Direktor Götz an der hiesigen Kunst-
gewerbeschule entworfene Ehrengabe der nationalliberalen Partei,
zum 70. Geburtstage ihrem Führer Rudolf von Benigsen ge-
widmet, in Ausführung genommen wurde. Dieselbe ist im
Renaissancestile, in Form eines mit reichem siguralen und ornamen-
talen Schmucke und emaillierten Einlagen gezierten Schreines
gehalten. Gleichfalls von Direktor Götz und Professor Gagel
wurden die Entwürfe für die malerische Ausschmückung der
Lahrer Rathausfassade, und von Professor Eyth die für das
alte Rathaus in Villingen ausgeführt, welch letzteres durch die
Errichtung eines prachtvollen Majolikaofens mit Darstellungen
aus der Stadtgeschichte in dem reichen und interessanten Saale
desselben einen künstlerisch wertvollen Schmuck erhielt. Htssi
— Gestorben: In München am 25. November der
Maler Professor Graf Stanislaus v on Kalckreuth, geboren
24. Dezember 182l zu Kozmin (Posen); in Wien am 22. No-
vember der Maler Johann Till im 68. Lebensjahre; in Rom
derBildhauerLeopoldo Ansiglione im Alter von 50Jahren.

— Dresden. Die heurige akademische Kunstausstellung
hat in Bezug auf den Verkauf ein wenig erfreuliches Resultat
gehabt. Nur 46 von cirka 850 Gemälden haben Käufer gefunden,
wovon auf Private nur 20 Kunstwerke entfallen, da 13 vom
sächsischen Kunstverein und ebenfalls 13 von derDresdener Galerie
erworben wurden. Der Gesamtumsatz betrug cirka 90000 M.,
von denen 65000 M. auf die Ankäufe der Galerie kommen.

--- Frankfurt a. M. Für die Gemäldegalerie des Städti-
schen Kunstinstituls wurde unlängst eine Böcklinsche „Villa am
Meer", in Abendbeleuchtung gemalt, erworben. Das Gemälde
befand sich bislang im Besitze des Professors v. Angeli in Wien.

* Dresden. Der Verein bildender Künstler Dres-
dens, der sich von der Dresdener Kunstgenossenschaft abgezweigt
hat, hat in Lichtcnbergs Kunstsalon seine erste eigene Ausstellung
veranstaltet, die in ihrem Gesamteindruck entschieden geeignet ist,
für den jungen Verein Sympathien zu erwecken. Dem Verein
gehören sämtliche jüngere, vorwärtsstrebende Kunstkräfte Dresdens

Ausstellungen und Sammlungen.

an; er zählt gegen 50 Mitglieder, darunter Künstler von ent-
schiedenem Talent. Ausgestellt sind 119 Kunstwerke von 35
Künstlern. Die Mehrzahl davon sind Stimmungs-Landschaften,
deren Motive die Maler mit Vorliebe im Frühling und im
Herbst aus dem anmutigen Goppeler Grunde bei Dresden oder
aus der Wrllingshäuser Gegend in Hessen entnehmen. In erster
Linie sind zu nennen Carl Bantzer, Paul Baum, Robert Sterl,
Wilhelm Georg Ritter, Wilhelm Claudius, Karl Mediz, Frau
Emilie Mediz-Pelikan, Georg Müller-Breslau und Georg Lührig.
Die Landschaften zeigen in der Mehrzahl ein intimes Gepräge
von feinem Reiz, aber frischer lebendiger Auffassung,die von
jeder Verstauung und Verjüßlichung sich weitab hält. Über das
Intime hinaus geht Georg Lührig, der Meister der großartigen
Totentanzbilder, die in Dresden, München und Berlin viel Auf-
sehen erregt haben. Seine schlicht und kräftig behandelten Land-
schaften haben durchweg einen Zug von Ernst und Größe in
der Auffassung, der wirksam hervortritt. Besonders großartig ist
eine Gewitterlandschaft, durch deren zerrissenes Gewölk die Sonnen-
strahlen breit hindurchfluten. Originell sind die Landschaften von
Karl Mediz, einem Österreicher, der sich in Dresden niedergelassen
hat, z. B. ein Birkenwald mit schießenden Pansjünglingen,
dessen hoch aufstrebenden, schlanken Stämme in der Ferne in einen
weißleuchtenden Glanz Zusammengehen. Robert Sterl bringt
neben fein empfundenen Landschaften eine Arbeiterkneipe mit
kraftvoller Charakteristik der einander zutrinkenden Arbeiter, Max
Pietschmann giebt in seiner „Idylle" lebensgroße, nackte Gestalten
in einer Landschaft, die in strahlendes, goldiges Sonnenlicht ge-
taucht ist. Von den übrigen Künstlern, die an der Ausstellung
beteiligt sind, sind zu nennen: Alexander Schneider und Richard
Müller, auf welche wir noch eingehender zurückkommen werden,
Emil Voigtländer-Tetzner („Mädchen unterm Kastanienbaum"),
Georg Estler („Gebirgsstraße bei Torbole am Garda-See"),
Hermann Mangelsdorf („Drohendes Wetter"), Emil Glöckner,
Albert Richter (Szenen aus der Pußta und aus dem Leben der
Cowboys), Julius Wengel („Brücke bei Etaples") und Hans Unger,
dessen lebensgroßer „Pflüger mit Stieren" sorgfältige Naturbeob-
achtung und tüchtiges Können bekundet. Unter den Bildwerken
ragt eine farbige Bildnisbüste von Peter Pöppelmann und eine
ebensolche von Friedrich Hecht hervor. Prof. Friedrich Rentsch ist
mit einem stattlichen Reliefporträt vertreten, sein Sohn Fritz
Rentsch mit dekorativ sehr wirksamen Blumenbildern. isies;

— Wien. In den Parterreräumen des Künstlerhauses
an der Lothringerstraße ist seit Beginn dieses Monats die Aus-
stellung der „Deutschen Secession", der Vereine bildender Künstler
von Düsseldorf und München eröffnet worden. Zum größten
Teil mit Sachen beschickt, die bereits auf der heurigen Münchener
Ausstellung bekannt geworden sind, ermangelt dieselbe doch nicht
einiger neuer Werke, unter denen als eines der hervorragendsten
Fritz von Uhdes „Grablegung Christi" mit acht lebensgroßen
Figuren, die vom Schein einer qualmenden Fackel beleuchtet
sind, zu nennen ist. Das Sujet ist vollkommen neuartig erfaßt
und der Eindruck des Gemäldes von ergreifendem Ernste. lNSsj
v. 8r. Budapest. Die Winterausstellung im Künstler-
hause wurde am 25. November eröffnet. Es ist eine kleine, aber
sehr interessante Ausstellung, bestehend aus nur 355 Piecen, zu
denen das Ausland kaum ein Fünftel beigesteuert hat. Die
Bilder der ausländischen Künstler sind aber diesmal fast ohne
Ausnahme wertvoll und sehr interessant. Der Pariser Hodebert
hat eine schöne Frauensigur mit köstlicher Behandlung des
Fleisches geliefert, ein „Sonnenuntergang" des Dänen Br äsen
wirkt durch phänomenale Leuchtkraft, und Courtens „Heim-
kehrende Herde" legt wieder Zeugnis ab von dem großen
Können des bekannten Meisters. Gabriel Max ist durch drei
Stücke vertreten; durch zwei Frauenköpfe: „Vision" und „Ägyp-
tische Marie", von süß geheimnisvollem Reiz, und eine Affen-
familie von komischer Charakteristik. Der Münchener Stuck hat
eine klassische „Pieta" gesandt, die zum allerbesten der Ausstellung
gehört. Fritz von Uhdes „Weihnachtsabend" ist von unsag-
barer Traurigkeit; seine „Weissagung vor den Hirten" zeigt ihn
uns von neuer Seite, aber in gleicher Meisterschaft. Der
rühmlich bekannte Roll (aus Paris) stellt eine „Mutter mit
Kind" aus, die überwältigen durch die Kraft der Darstellung.
Weniger befriedigen uns Gervais und Sinibaldi. Von
unseren Einheimischen seien genannt: Julius Benczur mit
seinen reizenden Amoretten. Koroknyay, dessen Porträt einen
Glanzpunkt der Ausstellung bildet, Marks „Versuchung",
Tornays gut gezeichnete und gemalte „Gefangene", von Dudits
ein schönes Altarbild. Ferenczys „Orpheus", Baschs lebens-
volles „Popper-Porträt", Skutezkys venezianische Genrebilder,
 
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