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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Hann, Pauline: Ausstellung von Frauenporträts in der Academy of Design in New York
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Berger, Ernst: Über die Pflege von Bildern in Gemäldegalerien
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0176

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Ausstellung von Frauenporträts rc. von p. Hann — Über die pflege der Bilder in Gemäldegalerien.

lZS

heit getrost mit dem berühmten Herkomerschen Mädchen
in Weiß, der Miß Adele Grant, aufnehmen könnte. Auf
diesem Bilde feiert die moderne Porträtmalerei einen
ihrer Triumphe. Es ist von einer Delikatesse der Farbe
und Auffassung, die den Beschauer, wenn er die Runde
durch die Ausstellungssäle vollendet hat, immer wieder
zu demselben zurückkehren läßt. Holdselige Mädchen-
bilder sind von den Amerikanern Hughes, Cecelia
Beaux, Abbot Thayer, Hicks, von den Engländern
Leighton, Long, der eine interessante Charakterstudie
der Lady Churchill lieferte, Sir John Millais, der
beweist,^sdaß die Traditionen der alten englischen Por-
trätisten lebendig geblieben sind, den Franzosen Vertier,
Carolus Duran, dem Deutschen Angeli. Aber
die zahlreichen, lieblichen Frauengestalten sind es nicht,
die der Ausstellung ihren Charakter aufprägen. Die
moderne Porträtmalerei hat die schwere Aufgabe be-
wältigt, den alten Frauen gerecht zu werden. Nicht den
Greisinnen Donners mit ihren naturgetreuen Runzeln
und weißen Bartstoppeln; den Matronen der Gegenwart,
die mit stolzer Sicherheit ihre weißen Haare tragen und
an den guten Dingen dieser Erde lebensfreudig Anteil
nehmen. Bonnats Namcnszug weisen zwei solche
Porträts auf, darunter eines, das die Jahreszahl 1894
trägt und von einer bezwingenden Kraft in Technik und
Farbe ist. Carolus Duran malte die Witwe Astor,
die Beherrscherin der New Dorker Gesellschaft mit
schärferer Charakterisierung und größerer Auffassung als
sonst bei diesem vielgefeierten Darsteller der modernen
Salondame üblich; Sarg ents befriedigendstes Bild
der Ausstellung zeigt das milde wohlwollende Greisen-
antlitz der Frau des Präsidenten derselben, Marquand;

der Nestor der amerikanischen Porträtmaler Hunting-
ton, Millet, Chase, Miß Beaux, sie alle erscheinen
in voller Beherrschung ihrer Kunstmittel bei den Frauen-
bildnissen in weißen Haaren, die sie beisteuerten.

Die Wände eines Saales sind mit alten Porträts
behängen. Außer einem Bilde Rembrandts, der
Frau des Bürgermeisters Six, und einigen Franzosen,
unter welchen das Bild seiner Tochter von Grenze
und einigen Porträts der Lebrnn die hervorstechendsten
sind, erblickt man fast ausschließlich Engländer und
Amerikaner.

Von elfteren ist eine übersichtliche Sammlung ans-
gestellt. Der Älteste unter ihnen, Sir Peter Le ly
erscheint durch ein Porträt von Cromwells jüngerer
Tochter, Sir Kneller durch zwei wohlerhaltene Bild-
niste, Gainsborough, Reynolds und Lawrence,
Rüssel und Romney, der letztere unter anderen mit
einem Bilde der berüchtigten Lady Hamilton von be-
strickendem Liebreiz, sind an Zahl und Qualität vor-
trefflich vertreten.

Nicht einer fehlt von den Amerikanern, die sich
im vorigen und am Anfänge dieses Jahrhunderts einen
Namen als Porträtmaler erworben; von den Wright,
Copley, Gilbert Stuart, Juman und Jugham
sind alle die Frauen verewigt, die zur Zeit der ersten
Präsidenten durch Geist, Schönheit und Einfluß hervor-
ragten. Es sind keine großen Künstler unter ihnen,
aber sie verstanden ihr Handwerk. Fast alle erscheinen
durch das Beispiel der Porträtmaler am Hofe der eng-
lischen Georgs beeinflußt. Die Bilder sind fast alle
gut in Zeichnung und Kolorit aber etwas süßlich für
unfern Geschmack.


Äbcr die Wege der Bilder in Gemäldegalerien.

von Maler Linkt

er desolate Zustand einzelner hervorragender Bilder
der modernen englischen Schulen in der National-
galerie zu London war im Laufe des vergangenen Sommers
Gegenstand eingehender Diskussion der dortigen Presse.
Man erfuhr dabei, daß Werke von Wilkie, Stanfield,
Constable, Reynolds und die berühmten Turnerschen
Landschaften „Orvieto", „Apollo und Daphne" sich im
Zustand betrübendsten Verfalles befänden. Die zuletzt
erwähnten beiden Bilder seien jetzt „wie eine Masse ge-
würfelten Pflasters, mit einer Menge leerer Zwischen-
räume, aus welchen Stücke herausgefallen sind"; nicht
minder arg mag das Stanfieldsche Gemälde ,,Zuyder
See" gelitten haben, von dem die in dunkelbraunen Tönen
gehaltenen Partien des Vordergrundes durch die Hitze
thatsächlich „ins Laufen geraten" seien, so daß statt der
ehemals kräftigen Farbenkompositionen jetzt nur „kleine
Inseln von bräunlichen Farbstückchen" übrig geblieben
sind. Tie Erregung über diese Nachrichten war all-
gemein und wie aus den zahlreichen Zuschriften berufener
Fachleute und Kunstfreunde hervorgeht, war man be-
müht, der eigentlichen Ursache des Übels nachzuspüren.
Einige Stimmen beschuldigten das feuchte englische Klima
und die stets durch Kohlenstaub geschwängerte Luft der
Millionenstadt, während andere die große Trockenheit

Berger, München.

der schlecht ventilierten Oberlichtsäle, die eine Folge der
großen Hitze im Sommer ist, oder die Überheizung der
Galerie in den Wintermonaten für die eingetretenen
Schäden verantwortlich machen wollten.

Da es für jeden Kunstfreund, ob er nun selbst Be-
sitzer von Gemälden ist oder an dem Nationalgut der
öffentlichen Galerien partizipiert, von Wichtigkeit ist, zu
wissen, wie Bilder gehalten fein wollen, so ist es nicht
unangebracht, in diesen Blättern einige jener Anregungen
wiederzugeben, welche die öffentliche Diskussion in Eng-
land zu Tage gefördert hat. Sollen wir nicht von dem
Schaden, der anderen zugestoßen ist, lernen? Treffen
bei uns nicht mehr oder minder dieselben Eventualitäten
ein? Haben wir nicht selbst oft genug Gelegenheit, in
den öffentlichen Galerien von Berlin, München, Wien
oder in den großen Kunstausstellungen zu sehen, wie
Bilder jüngster Zeit bereits Spuren des Verfalles zeigen,
welche viel ältere Gemälde z. B. des fünfzehnten und
sechzehnten Jahrhunderts nicht in dem Maße vorweisen.

Was unsere heutigen Verhältnisse betrifft, sei noch
überdies der vielen Unzukömmlichkeiten gedacht, welche
durch den ins Ungeheuerliche gesteigerten Verkehr mit
Kunstwerken und deren Hetzjagd von Ausstellung zu Aus-
stellung eintreten können. Große Gemälde, die kaum
 
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