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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Der Amateur-Photograph
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0186

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Mocographic in nalürlichen Farben.

7>ie Photographie in natürlichen Farben
^ hat durch Einführung des auf der
Zenkerschen Theorie aufbauenden Lippmann-
schen Verfahrens derartige Fortschritte ge- ,
macht, daß auch weitere Kreise sich erfolg-
reich mit derselben beschäftigen können. Zu-
mal sind durch das Erscheinen des vor-
trefflichen kleinen Buches von Valenta:
„Die Photographie in natürlichen
Farben" (Halle a. S. 1884. W. Knapp)'
die Wege für ein weiteres Vordringen auf
diesem vielversprechenden Gebiete aufs beste
geebnet. Nach genanntem Verfahren lassen
sich nicht nur die Spektralfarben, sondern
auch alle Mischfarben richtig wiedergeben.

Ausrufer auf Borkum.

Das beweisen zur Genüge die farbigen Bil-
der (Spektren und zehn verschiedene Auf-
nahmen von Mischfarben), welche De. Neu-
hauß im Herbst 1894 zu wiederholtenmalen
in Berlin öffentlich vorführte. Wenn auch
die zur Herstellung solcher Aufnahmen ver-
wendbaren Platten noch au dem Uebelstande
leiden, daß ihre Empfindlichkeit etwa zehn-
tausendmal geringer ist, als diejenige ge-
wöhnlicher Trockcnplatten, so genügen doch
bei bestem Sommer-Sonnenlichte etwa ein
bis drei Minuten zur Aufnahme eines
Blumenstraußes, eines Fruchtstückes, einer
Landschaft oder einer Person. Bei zerstreutem
Tageslichte muß ein bis zwei Stunden ex-
poniert werden. Zur Aufnahme bedarf
man besonderer Kassetten, welche die An-
bringung einer Quecksilberschicht hinter der
Platte — und zwar in unmittelbarer Be-
rührung mit der Bildschicht — gestatten.
Derartige Kassetten werden von Braun in
Berlin (Königgrätzerstraße 31) ür den Handel

gebracht. Die neuesten Untersuchungen über
Photographie in natürlichen Farben sind
mitgeteilt in der „Photographischen Rund-
schau" 1894, Heft 10, 11 und 12.

Wie bekannt, reichen die Versuche, die
natürlichen Farben mit Hilfe der Photo-
graphie wiederzugeben, in frühe Zeit zurück.
Bei allen älteren Verfahren kamen jedoch
viele Farben falsch; das Schlimmste aber
war: die Bilder ließen sich nicht fixieren;
das Licht, welches sie erzeugt halte, zer-
störte sie in kürzester Zeit wieder. Die nach
Lippmannschem Verfahren hergcstellten Auf-
nahmen werden, sobald sie fixiert sind, durch
das Licht nicht mehr verändert.

SilberMltnpapier „Adeal".

seitdem man anfing, höhere Anfor-
—^ derungen an die künstlerische Ausfüh-
rung einer Photographie zu stellen, ge-
wannen Platinpapiere immer weitere Ver-
breitung. Jedoch blieben wohl keinem Ama-
teur, der sich mit Herstellung von Platin-
bildern befaßt, trübe Erfahrungen erspart.
Da bei der Behandlung von Platinpapieren
die Luftfeuchtigkeit eine hervorragende Rolle
spielt, ist man häufig trotz größter Vorsicht
kaum im stände, günstige Resultate zu er-
zielen. Das neuerlich von der Firma Fink
L Co. zu Crefeld in den Handel gebrachte
Silber-Platinpapier „Ideal" scheint berufen,
die bisher gebräuchlichen Platinpapiere zu
ersetzen. Die Behandlung des „Jdeal"-
Papieres ist eine verhältnismäßig einfache,
die Bilder machen einen vornehmen, künst-
lerischen Eindruck; alle Einzelheiten des
Negativs werden in vorzüglichster Weise
wiedergegeben. Das Papier ist bedeutend
empfindlicher, als die Auskopier-Chlorsilber-
papiere. Man hat es in der Hand, von
gelbbraunem Heliogravürenton durch Sepia
und alle Töne des schwärzlichen Kupferstiches
bis zur Schwärze des Platinbildcs zu tonen.
Im fertigen Bilde füllt namentlich die außer-
ordentliche Wärme in den sonst immer kalten
schwarzen Tönen auf. Man kopiert nur
, wenig über und wäscht aus, bis abtröpfeln-
des, in einem Glase aufgefangenes Wasser
keine Trübung mehr zeigt. Dann kommen
die Abzüge in das Platintonbad (für Sepia-
ton!). Vorratslösungen zum Platintvn-
bade sind:

I. 500 Wasser, 10 Alaun (filtrieren!)

II. 300 Wasser, 30 Weinsteinsäure, 10
Zitronensäure;

III. 300 Wasser, 1 Kaliumplatinchlorür.

Das sofort benutzbare Bad wird in

folgender Reihenfolge angesetzt: 1000 Wasser,
50 Lösung I, 50 Lösung II, 60 Lösung III.
Bei mehr Zusatz von Lösung III erhält man
schwärzere Töne. Der Tonprozeß geht in
5 bis 10 Minuten vor sich Nach kurzem
Abspülcn wird in lO°/„ Fixierbad fixiert
(8 Minuten) und dann eine Stunde in
fließendem Wasser ausgewaschen.

Wünscht man vollständig schwarze Platin-
töne, so werden die Bilder vor der Platin-
tonung vergoldet, bis ür der Durchsicht der
braune Ton fast verschwunden ist. Die Vor-
ratlösungen zum Goldbade sind folgende:

a) 500 Wasser, 15 essigsaures Natron
dopp. geschmolzen;

1>) 500 Wasser, 1 Chlorgold.

Das sofort benutzbare Goldbad wird ange-
setzt: 500 Wasser, 25 Lösung a, 25 Lösung b.

Zwischen dem Gold- und Platinbad wird
ausgewaschen, nach dem Platinbad sehr gut
ausgewaschen; dann Fixieren wie oben.

Zlufnaljmen nach Honnenunlrrgang und
bei -Mondschein.

7>en ivenigsten ist bekannt, daß man auch
^ im Dämmerlichte nach Sonnenuntergang
und bei Mondschein vortreffliche photo-
graphische Aufnahmen machen kann. Aller-
dings ist es bei solchen Aufnahmen sehr
wichtig, Anhaltspunkte für die Expositions-
zeit zu haben. Beträgt die Exposition, wenn
die Sonne 40° über dem Horizonte steht,
eine Sekunde, so muß man unmittelbar
nach Sonnenuntergang 60, eine Viertelstunde
später 240, wiederum eine Viertelstunde
später 1200 Sekunden belichten. Bei hohem
Stande des Vollmondes erzielt man mit
einem lichtstarken Objektiv in etwa zwei
Stunden ein gut durchexponiertes Bild.

-IZegativvcrstärlrung durch Wärme.
/<^in getrocknetes und dann von neuem
' angefeuchtetes, mit Pyrogallol entwickel-
tes Negativ kann man sehr stark erhitzen, ohne
daß die Gelatine Neigung zum Schmelzen
zeigt. Nach dem Trocknen einer solchen fast
bis zum Schmelzpunkte erhitzten Platte
erweist sich dieselbe als doppelt so kräftig
wie vorher.

Verantwortlicher Redakteur dieser Abteilung:

Or. R. Neu Kautz, Berlin, 8VV., Dessauerüratze 16.

9^5 A/s-

9^ —

Lrdaktisnsfchlllß 5. Januar 1895. — Ausgabe 19. Januar 1895.

Inhalt des neunten Bestes: Paul

Schumann. Robert Diez. — P. Hann. Aus-
stellung von Frauenporträts in der AcademN of
Design in New York. — Ernst Berger. Über
die Pflege der Bilder in Gemäldegalerien. — Per-
sonal- u. Ateliernachrichten rc. rc. Der Amateur-
Photograph: vr. R. Neu hau ß. Photographie
in natürlichen Farben. — Derselbe. Silber-
platinpapier „Ideal". — Derselbe. Ausnahmen
*nach Sonnenuntergang und bei Mondschein. —
Derselbe. Negativverstärkung durch Wärme. —
Wilderbeilagen: Robert Diez. Ter Gänsedieb.
— Derselbe. ..Stilles Wasser", Monumental-
brunnen aus dem Albcrtplatze zu Dresden — Der-
selbe. „Stürmische Wogen", Monumentalbrunnen
auf dem Albertplatze zu Dresden. — Derselbe.
Die Gruppe des Sturmes vom Monumentalbrunnen
„Stürmische Wogen".

Verantwortlicher Redakteur: Fritz Schwärtz. — Druck der Bruckmann'schen Ruchdruckerei in München.
 
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