Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

DOI Artikel:
Schulze, Otto: Bilder und Rahmen, [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0196

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Bilder und üahmen.

Von Gtto Schulze, Köln.*)

^!^berall, wo ein Rahmen in Erscheinung treten soll,
ist es seine vornehmste Bestimmung: eine begrenzte
Fläche von ihrer Umgebung loszulösen und als etwas
Selbständiges zur Wirkung zu bringen. — Es ist leicht
zu verstehen, daß ein Bilderrahmen, der auf einer Wand-
fläche einer kleineren Fläche Grenzen zu ziehen hat,
andere Bedingungen erfüllen muß, als der eingebaute
Lffnungsrahmen, Thüre u. ä., in seiner weitgehenden
tektonischen Aufgabe und im architektonischen Aufbau.
Ein großer Unterschied liegt zwischen ihnen wesentlich
darin, daß der Bilderrahmen beweglich, verrückbar, der
ein- und aufgebaute architektonische Rahmen — oder
Umrahmung — in seinem Selbstzweck feststehend, un-
verrückbar ist.

*) Wir entnehmen diesen Aufsatz mit freundl. Bewilligung
des Verfassers und des Verlegers der bei Alexander Koch in
Darmstadt erschienenen Schrift „Wie können unsere Frauen
zur Ausschmückung derWohnräume beitragen?" (Preis
l'/zM.) und verfehlen nicht, unsere verehrl. Leserinnen empfehlend
ans diese Schrift hinzuweisen, die mancherlei Winke und Ratschläge
für die künstlerische Ausschmückung des eigenen Heims bietet.

Das Zeitwort „rahmen", gleichwertig mit um-
schließen, fassen, zusammenfassen, einfassen, bietet die
beste Erklärung für das Hauptwort „Rahmen", und be-
sagt eigentlich alles, was von diesem letzteren verlangt
werden darf. Der Bilderrahmen soll eine auf einer
Fläche zur Anschauung gebrachte bildliche Darstellung
umschließen, umsäumen, diese von ihrer Umgebung trennen
und als für sich geschlossen bestehend von ihrer Um-
gebung abhcben. Bei der Wahl des Rahmens ist
Vielerlei zu beobachten; er hat sich in erster Linie unter-
zuordnen, denn das Bild soll vernünftigerweise nicht
dem Rahmen zuliebe da sein, sondern umgekehrt, der
Rahmen ist des Bildes wegen geschaffen. Ter Rahmen
soll sich nicht hervordrängen, soll das Bild nicht tot-
machen; immer muß das, was er umschließt, kostbarer
sein als er selbst, seine Erscheinung aber immerhin wert-
voller und auffallender als seine nächste Umgebung. Ich
möchte den Bilderrahmen gern als eine neutrale Grenze
zwischen zwei sich fast feindschaftlich gegenüberstehenden
Gebieten bezeichnen; er soll vergleichen, vermitteln, aus-
söhncn und zwar zu Gunsten des kleineren Gebietes:

des Bildes, damit dies von der Wand nicht
verschlungen werde. Neutrale Farbentöne:
Gold, Schwarz, Weiß, Braun, Grau har-
monisieren immer Farbenkontraste, und
solche bestehen unstreitig meistens zwischen
Bild und Wand. Es liegt daher sehr nahe,
daß bei der Auswahl eines Bilderrahmens
zuerst seine Farbe, dann erst seine Gestal-
tung, Form und Größenverhältnisse zum
Bilde zu bestimmen sind. Wir werden daher
stets fragen: „ist ein Gold-, ein schwarzer
oder ein Eichenrahmen re. das Passendste
für unser Bild". Sehr bezeichnend ist es
auch, daß man hierbei mehr an das Bild,
als an die Farbe der Wand denkt, und es
ist auch richtig so, denn die Wandfläche,
welche von vornherein eine gewisse Ruhe
zum Ausdruck bringen soll, verträgt schon
in versöhnlicher Stimmung irgend eine
Bildcrrahmenfarbe. Es ist keine Wand so
dunkel, daß sich darauf ein schwarzer
Rahmen nicht abheben könnte, oder so hell,
daß ein Eichen- oder Goldrahmen in die
Wand zurücksinken würde. In solch etwa
zu befürchtenden Fällen wird eine anders-
farbige äußere Leiste, mehr als Linie, jede
Härte oder Farblosigkeit zur Rettung der
Rahmenfarbe beseitigen. Die Macht des
Goldes spielt auch hier eine bedeutende
Rolle; Gold bringt die härtesten Farben-
gegensätze zusammen und eignet sich be-
sonders für vielfarbige Darstellungen, also
Ölgemälde, Aquarelle und Pastelle. Für
solche Bilder ist aus diesem Grunde der
Goldrahmen die beste Umsäumung, gleich-
viel ob Figurenbild, Porträt, Landschaft,
Marine- oder Architekturstück, auch für
Blumenstücke und Stilleben dürfte er nicht

Studirnkoxs. Von Lrnst Stückelberg.
 
Annotationen