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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Schultze-Naumburg, Paul: Deutsche Kunstkritiker
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0207

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X. Jahrgang, tzeft II.

i. Marz 1895.


> DerallSgcgelien von Friedrich Vecht <

„Die Kunst für Alle" erscheint in halbmonatlichen Heften von 2 Bogen reich illustrierten Textes und 4 Bilderbeilagen in Umschlag gehestet. Bezugspreis im
Buchhandel oder durch die Post (Reichspostverzeichnis Nr. 3883, daher. Verzeichnis Nr. 441, k. u. k. österr. Zeitungsliste M. 1851) 3 M. 60 Pf. für das Vierteljahr

(6 Hefte); das einzelne Heft 75 Pf.

Weibliche Matur.

Deutsche Minstkritiker.

von Paul Schultze-Naumburg.

deutsche Kunstkritiker genannt werden, wird der Name Friedrich
Pecht, als unser ältester Kunstschriftsteller, nicht fehlen dürfen.
Findet ihn der Leser in diesen Zeilen nicht, so hat das darin seinen
Grund, daß das Eröffnungsheft dieses Jahrganges ihm gewidmet war,
wo von seinem Leben und seiner Bedeutung eingehend berichtet wurde.

Wenn ich nun hier von Kunstkritikern rede, so soll damit nicht
das Heer der Dilettanten oder gar jener zweifelhaften Existenzen
gemeint sein, die sich häufig zur Verwandtschaft Schmocks bekennen
müssen, beständig „wir Kritiker" sagen und von Zeit zu Zeit den
Zweck ihres Treibens in schönen Worten klarlegen, sondern von den
wenig, wenig Auserwählten. — Sollte man nicht billigerweise die
geringe Anzahl dieser mit den eminenten Schwierigkeiten des Berufes
in Zusammenhang bringen? Helferich führte einmal in diesen Blättern*)
sehr hübsch aus, daß der Zweck des Kritikers lediglich der sein dürfe,
dem führerbedürstigen Publikum den Künstler verständlich zu machen,
— beileibe nicht diesem seinen Weg zu weisen, denn den ginge die
Kritik, die ihn meistens nur verwirrte, rein gar nichts an, er wisse
den Weg, den er gehen müsse, besser wie irgend ein anderer; den
Weg, den ihm kein eigener und kein fremder Verstand weisen kann,
sondern den er finden muß, wie der Kranich seinen Weg zum Süden
findet, gleich dem Nachtwandler, der fällt, wenn man ihn weckt. Kritik
ist also für die Leute da, die nicht die Fähigkeit oder auch die Muße
haben, die Kunst und namentlich Neues in der Kunst, das sie keine
Tradition schön finden lehrte, zu verstehen und zu genießen. Sie
brauchen einen Vermittler, der ihnen die Poesie der Farben, der
Form, die sie stutzig macht, ins Litterarische übersetzt. „Zureden hilft"
und Autoritätsglauben, diese beiden Faktoren wirken suggestiv auf den
Leser, daß er jetzt schön findet und versteht, was ihm vorher keine
Sprache redete. Ohne diese litterarische Mitarbeiterschaft wäre z. B.
der doch heute ziemlich unbestrittene Sieg der Modernen nicht entfernt
so rasch möglich gewesen. Natürlich soll mit dieser Mitarbeiterschaft
nicht die der zahlreichen Skribenten gemeint sein, die im Kreisblatt
ihre Kunstvereinsberichte loslassen und dabei gern sagen „der Künstler
hätte müssen" oder „das Bild darf als gelungen bezeichnet werden";
auch nicht die der „Kunstfreunde", die stets „wir" schreiben, was

*) „Künstler und Kunstkritiker", Jahrgang VI, S. 164 u. fj.

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Die Kunst für Alle X.

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