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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur u. vervielf. Kunst
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Personal- und Ateliernachrichten. — Ausstellungen und Sammlungen. — vermischte Nachrichten.

Versammlung vertagt waren. Präsident v. Stieler teilte mit,
daß die von ihm angekündigten Reformanträge gegenwärtig vom
Vorstände beraten würden, woraufhin die von anderer Seite ein-
gebrachten Reformvorschläge verworfen wurden. lWZil

Berlin. Zu „Ordentlichen Mitgliedern" der Akademie
der Künste sind erwählt und bestätigt worden: fünf Maler:
„Wilhelm Diez und Karl Marr in München, Karl Seiler
in Berlin, Jose Villegas in Rom und Julian de Vriendt
in Brüssel, drei Bildhauer: RobertDiez in Dresden, Rudolf
Maison in München und Ludwig Manzel in Berlin, end-
lich der Architekt Gabriel Seidl in München. Außerdem wählte
die Akademie den Fürsten Bismarck zum „Ehrenmitglieds".

Gestorben. Am 26. Januar in Wien, 61 Jahre alt,
der Bildhauer Anton Wagner, der Schöpfer des bekannten
„Gänsemädchens" auf der Rahlstiege in Wien; am 2. Februar

in Berlin der Maler Willem I. Martesns, 56 Jahre alt, in den
weitesten Kreisen bekannt geworden durch seinen „Liebestraum",
ein schlafendes Mädchen, das vom Liebesgott geküßt wird; am
4. Februar in München der Historienmaler Hugo Barthelme;
in Florenz Professor Giorgio Mignaty; in Venedig hochbetagt
der Historienmaler Revera: in Dijon am 16. Januar der Direktor
der dortigen Kunstschule Maler Charles Rouot, 74 Jahre
alt; in Paris der Maler Emile Charles-Bitte, ebenda am
29. Januar im Alter von 74 Jahren der Kunstkritiker des Temps
Paul Mantz. IW»«)

— München. Die „Secession" hat für 1895 folgende
Ausstellungen in Aussicht genommen: 1. Frühjahrausstellung in
München vom 15. März bis Ende April, 2. Ausstellung in

Stuttgart von Anfang März bis Mitte April, 3. Ausstellung in
Berlin (Große Internationale Kunstausstellung) vom 1. Mai bis
Ende September, 4. Internationale Sommerausstellung in München
vom 1. Juni bis Ende Oktober. lW44i

— München. Das Historische Stadtmuseum Hierselbst
hat u. a. eine Reihe von Münchener Architekturbildern der beiden
Maler Frh. v. Loen und Müller-Landeck erworben, issssi
Or. R. Berlin. Die Kunstgeschichte hat mehrfache Bei-
spiele, daß Vater und Sohn in der Ausübung derselben Kunst
namhaften Ruhm erworben haben. Immer aber erscheint der
Jüngere dann als der Nachfolger, der das väterliche Kunsterbe
ganz im Sinne des Erblassers verwaltet und mehrt. Heutigen
Tages ist es einem malenden Sohne kaum möglich, die Kunst
des Vaters fortzusetzen, dazu ist der Gegensatz zwischen alter und
junger Generation doch zu groß geworden. Das eine Beispiel,
das die neuere deutsche Kunst von Vater und Sohn als Malern
von Ruf bietetz die beiden Heyden, zeigt wenig Verwandtschaft
zwischen dem Älteren und dem Jüngeren, und kaum ist etwas in
den Bildern zu finden, was von einem zum andern führt. Die
gemeinschaftliche Ausstellung von Prof. August von Heyden
und von seinem Sohne Hubert von Heyden bei Gurlitt
giebt einen interessanten Beitrag zur Geschichte der deutschen
Kunst in zwei Generationen. Trotz des nahen persönlichen Ver-
hältnisses doch eine so ganz verschiedene Entwicklung. Den Vater
muß man deswegen besonders rühmen, daß er den Sohn nicht
aus das eigene künstlerische Glaubensbekenntnis hat schwören
lassen, und den Sohn, daß er unbeeinflußt durch das erfolg-
reiche Wirken des Vaters sich früh seinen eigenen Weg gesucht
hat. August von Heyden kam von einem andern Beruf, bevor
er Künstler wurde. Zu seiner Ausbildung ging er, wie es
damals nicht anders sein konnte, nach Paris in CoutureS Atelier.
Daß er als deutscher Romantiker über die sichere französische
Technik verfügte, hat ihn seinen Landsleuten besonders wert
gemacht. Historische Stoffe und Vorwürfe aus der deutschen
Sagenwelt hat er mit Vorliebe geschildert und immer erfreut er
durch das glückliche künstlerische Ersöffen des Gegenstandes. Daß
er der neuen Malweise schließlich nicht so fern steht, konnte von
den vielen ausgestellten Studien am besten das Porträt des
Sohnes zeigen. Hubert von Heyden hat der mehrjährige Auf-
enthalt auf der Berliner Akademie nichts geschadet. Geworden
ist er erst etwas, als er — glücklicherweise noch in jungen Jahren
— in die frische, gesunde Lust Münchens versetzt wurde. Als
Tiermaler mit Löwen-, Hühner- und Schweinebildern wurde er
von hier aus schnell bekannt. Sein großes Schweinebild, eines
der radikalsten modernen Bilder, erregte vor einigen Jahren den
Unwillen der zahmen Altvätrischen, hat den Künstler aber schnell
bekannt gemacht. Jetzt ist er hier mit einem kleinern Schweine-
bild, die Ruhe im Saugarten, aufgetreten, das malerisch
das beste ist, was ich von ihm gesehen habe. Für das
Laudschastsbild hat der junge Heyden ebenfalls eine gute Be-
gabung, da ist er oft äußerst feinsinnig und selbst fähig, weiche
träumerische Stimmungen sestzuhalten. Aus einigen ausgestellten
Landschastsstudien des Vaters möchte man den Schluß ziehen,
daß auch bei diesem eine große Beanlagung für die Landschafts-
Malerei vorhanden mar, aber nicht ausgebildet worden ist. Über
das, was an Kunstwerken geboten wird, hinaus, kann die Aus-
stellung der beiden Heyden als friedliche Anregung begrüßt
werden. Sie zeigt, daß die Alten wohl neben den Jungen
stehen können, sofern sie nur gegenseitig ihr Wesen gelten lassen.
Die Jungen Pflegen übrigens heute toleranter zu sein als die
Alten. August von Heyden steht auch in der Beziehung den
Jungen nahe. Beide sind feste und geschlossene Persönlichkeiten
und jede ist von besonderem Gepräge. Den einen wird man
nicht zumeist als Sohn und den andern nicht nur als Vater rühmen.

tb. Zur Affaire des Fürsten Sciarra, der bekanntlich
trotz des gesetzlichen Verbotes einen Teil seiner Galerie insgeheim
ins Ausland verkaufte, wird uns aus Rom geschrieben: Vor dem
Appellhofe von Ancona, wohin der römische Kassationshof die
Sache verwiesen, hat der famose „Prozeß Sciarra" jetzt sein
Ende gefunden — freilich in einer ganz unerwarteten Weise.
Man weiß, daß der finanziell bedrängte römische Principe vor
etwa zwei Jahren dem Staate seine Bilder zum Kauf anbot und
später — als die Regierung aus Sparsamkeitsgründen hierauf
verzichtete — die teilweise berühmten Werke um eine sehr artige
 
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