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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 10.1894-1895

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Haack, Friedrich: Bismarck und die Kunst
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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Kunstlitteratur u. vervielf. Kunst - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.11055#0278

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von Friedrich Haack. — Personal- und Ateliernachrichten.

Ny

weit links non mir, d. h. auf dem rechten Ufer, ist sie
zuerst von der Stadt Msen besäumt, dahinter Berge, blau
und blauer, dann braunrot im Abendhimmel, der dahinter
glüht. In der Mitte beider Städte liegt der breite Wasser-
spiegel wie bei Linz, von der Kettenbrücke und einer wal-
digen Insel unterbrochen. Auch der Weg hierher, wenig-
stens von Gran bis pesth würde Dich gefreut haben.
Denke Dir Vdenwald und Launus nahe aneinander-
gerückt, und den Zwischenraum mit Donauwasser aus-
gefüllt." --

„von Bordeaux bis hier ununterbrochen Fichtenwald,
Haidekraut und Noor, bald Pommern, wie etwa im
Strandwald hinter den Dünen, bald Rußland. Wenn ich
aber mit der Lorgnette hinsah, schwand die Illusion; statt
der Kiefer ist es die langhaarige Seepinie, und die an-
scheinende Nischung von Wacholder, Heidelbeeren u. dergl.,
welche den Boden deckt, löst sich in allerhand fremdartige
Pflanzen mit mvrthen- und cypressenartigen Blättern auf.
Die Pracht, in der das Haidekrant hier seine violett-
purpurnen Blüten entwickelt, ist überraschend; dazwischen
eine sehr gelbe Ginsterart, mit breiten Blättern, das Ganze
ein bunter Teppich. Der Fluß Adour, an dem Bavonne
liegt, begrenzt dieses 8-uioIl der Haide, welches mir in
seiner weicheren Idealisierung einer nördlichen Landschaft
das Heimweh schärfte." — —

„da nahm ich mir einen Kahn, fuhr auf den Rhein
hinaus und schwamm im Mondschein, nur Nase und
Augen über dem lauen Wasser, bis nach dem Mäuseturm
bei Bingen, wo der böse Bischof umkam. Es ist etwas
seltsam Träumerisches, so irr stiller, warmer Nacht im
Wasser zu liegen, vom Strom langsam getrieben, und den
Himmel mit Mond und Sternen, und seitwärts die wal-
digen Berggipfel und Burgzinnen im Moudlicht zu sehen,
und nichts als das leise plätschern der eignen Bewegung
zu hören; ich möchte alle Abend so schwimmen." — —

„es ist mir, als wenn man an einem schönen September-
tage das gelbwerdende Laub betrachtet; gesund und
heiter, aber etwas Wehmuth, etwas Heimweh, Sehnsucht
nach Wald, See, Wüste, Dir und Kindern, alles mit
Sonnenuntergang und Beethoven vermischt".

Das ist wahre, kerngesunde, urdeutsche Poesie. Ta
ist kein Falsch daran! Das Bezeichnendste dieser Natur-
auffassung scheint mir aber darin zu liegen, daß sie
sich in keine Schule oder Richtung einzwängen läßt, daß
sie auch nicht einen konventionellen Zug enthält, daß
sie durch und durch auf sich selbst beruht. Bismarck
detailliert die Farbenreize der Landschaft und geht ihr
bis in ihre geheimste Stimmung nach. Ferne Gegenden
stehen dabei so klar und bestimmt vor seinem geistigen
Auge, daß sie ihm die glücklichsten Vergleichungspunkte
darbieten. Der „eiserne Kanzler" wird endlich durch
den Anblick der Natur in sanfte, echt menschliche Rüh-
rung versetzt! — Wenn man diese Schilderungen zum
erstenmale liest, fühlt man sich ganz wunderbar berührt.
Man kann sie mit der Vorstellung, die man gemeinhin
von Bismarck hegt, gar nicht recht zusammenreimen.
Je mehr man aber darüber nachsinnt, um so mehr ent-
schleiert sich uns das Geheimnis. Es ist eben immer
dasselbe: der scharfe Blick für das Charakteristische,

Bismarck-Medaille. Von Ad. Hildebrand.

Skudienkopf. von Franz von Defregger.

welchen der Staatsmann wie der Künstler überall be-
währt. In diesem Sinne hat das deutsche Volk in
Bismarck einen auch künstlerisch hoch veranlagten Mann
zu verehren! —

— München. Der Vorstand der Künstlergenossen-
schast hat zur Durchsührung der Jahresausstellung nachfolgende
Künstler kooptiert: die Maler Prof. Hans von Bartels, Prof.
Franz von Defregger, Albin Egger-Lienz, Prof. Walter Firle,
Prof. Nikolaus Gysis, Akademiedirektor Ludwig von Löfftz, Max
Nonnenbruch; die Bildhauer Prof. Jakob Ungerer, Otto Lang;
den Maler-Radierer Max Dasio; den Kupferstecher Johann Burger.

-or- Bern. Aus der Konkurenz für die malerische Aus-
schmückung des Treppenhauses im Bundesgerichtsgebäude in Lau-
sanne sind seiner Zeit die Maler Vieler, Ravel und Aug. de
Beaumvnt als Sieger hervorgegangen und deren Entwürfe
nun im Kunst-Museum in Bern ausgestellt. Die Arbeiten, unter
denen noch keine definitiv zur Ausführung bestimmt ist, beweisen,
daß wir auch in der Schweiz Leute besitzen, welche auf dem Ge-
biete der Monumentalmalerei Schönes leisten könnten; so sind vor
allem die Arbeiten Bielers in der Auffassung künstlerisch hoch-
bedeutend, während Ravels Entwürfe ihre Wirkung mehr der
technischen Meisterschaft des Urhebers verdanken. IMi;

— München. Zum 80. Geburtstage des Fürsten Bis-
marck hat Professor Adolf Hildebrand eine Medaille modelliert,
die auf der hiesigen Kgl. Münze in Silber geprägt zum Preise
von 4 Mark von F. A. Prantl in München, Ldeonsplatz 15, be-
zogen werden kann. Die Abbildung derselben, welche wir neben-
stehend in Originalgröße bringen, enthebt uns einer weiteren
Beschreibung; in ihrer monumentalen Einfachheit dürste die
Medaille als eine künstlerische Erinnerung an den Ehrentag des
Alt-Reichskanzlers manchem willkommen sein. l^sss

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